Mord auf Widerruf
sagte: »Mrs. Stringer, Shirley, mein aufrichtiges Beileid. Er war ein guter Mensch.« Mrs. Stringer sagte unter Tränen: »Danke, das war er«, aber Shirley blickte ihn nur leer an. Er folgte Marwood und stieß vor der Tür auf ihn.
»Alle Wege führen Sie anscheinend ins Krankenhaus«, sagte der Arzt.
»Zu viele«, sagte Pascoe. »Wie geht es übrigens Mrs. Waterson?«
»Sie sieht aus wie ihre eigenen Patienten«, sagte Marwood. »Machen Sie Fortschritte, oder geht die Frage zu weit?«
»Nein.«
»Nicht zu weit? Oder kein Fortschritt?«
»Beides, leider«, sagte Pascoe.
»Sie sind wenigstens ehrlich.«
»Gute Eigenschaft bei einem Polizisten und auch bei einem Arzt, meinen Sie nicht?«
»Kommt auf den Patienten an. Und auf den Verdächtigen, würde ich denken. Bleiben Sie gesund!«
Pascoe sah ihm nach, wie er wegging. Er hatte gespürt, daß sich hinter der Erkundigung nach Fahndungsergebnissen noch etwas verbarg. Es paßte, daß der Mann, der in eine Frau verliebt war, deren Mann vermißt ist, gemischte Gefühle hinsichtlich des Wiederauftauchens besagten Mannes hat. Doch am Anfang hatte Marwood sich fast überschlagen, damit die Polizei Waterson aufgriff.
Plötzlich fielen ihm Wield und das Auto ein, das seine Fahrt verlangsamte, während Wield von Jason Medwin zusammengeschlagen wurde. Er hatte den Versuchen des Sergeant, Swain in die Sache zu verwickeln, sehr skeptisch gegenübergestanden, doch nun fiel ihm ein, daß es ja
noch
jemanden gab, der von dem Treffen im »Erlösten Pilger« wußte.
Marwood.
Marwood hatte Wield angerufen und ihm den Tip gegeben. Und wenn er dann selbst hingefahren wäre, um sich den Spaß anzusehen? Und statt der erwarteten Verhaftung hatte er miterlebt, wie Wield abgelenkt wurde und Waterson sich auf und davon machte, und so hatte er eingegriffen und Waterson mitgenommen und …
Und was? Hier verlief seine Hypothese im Sand. Marwood hatte seinen Dienst angetreten, als Wield ins Krankenhaus gebracht worden war. Das ließ wenig Zeit für … egal was.
Doch wieviel Zeit brauchte man für … egal was? Besonders als Arzt?
Und hier hatte er die klassische Erklärung für die Paradoxie, die er gespürt hatte.
Ein Mann, eine Frau und eine Leiche. Nur wenn die Leiche gefunden wird, fühlt sich die Frau frei für den Mann. Aber
wenn
die Leiche gefunden wird und etwas an der Todesart auf den Mann deutet, verliert der Mann die Frau und seine Freiheit.
»Mr. Pascoe!«
Es war Swain, der ihn offenbar zum zweiten oder dritten Mal ansprach.
»Es tut mir leid. Ich war ganz in Gedanken.«
»Das hat man gesehen. Ich hätte gern eine Auskunft. Wie geht man vor, wenn man sich über einen Polizeibeamten beschweren will?«
Pascoe war mit einem Schlag hellwach. Swain, fiel ihm auf, schien sich rasch von dem Trauma des Todes seines Freundes erholt zu haben und sah ganz wie der alte aus.
»Das hängt davon ab, was Sie vorhaben, Sir«, sagte Pascoe.
»Ich möchte das Nötige tun, um diese Kreatur Dalziel davon abzuhalten, mich zu belästigen und zu verleumden.«
»Ich bin sicher, daß der Superintendent das nicht beabsichtigt«, schwindelte Pascoe. »Ich weiß, daß er manchmal ein bißchen ruppig ist. Es ist wirklich nur eine Frage der Form …«
»Zu mir zu sagen, ich hätte meine Frau ermordet und den Baggerlader absichtlich über Stringer rollen lassen, das soll eine Formfrage sein? Sie haben gehört, was Arnie gesagt hat. Ich hoffe, Sie haben es aufgeschrieben. Es war ein Unfall, ein tragischer Unfall! Aber was nützt es, mit Ihnen zu sprechen? Noch fünfzig Kilo und fünfzehn Jahre und Sie sind genauso wie Dalziel. Ich übergebe die Sache meinem Anwalt. Wenn der sich erst einmal an die Arbeit macht, werden Sie Ihre Mühe haben, den Fettwanst in Ihren Reihen zu verstecken!«
Er wandte sich um und ging. Da erst bemerkte Pascoe, daß Shirley Appleyard in den Flur gekommen war und keinen Meter entfernt stand.
»Stimmt es, daß Mr. Dalziel meint, er könnte Paps mit Absicht überfahren haben?« sagte sie.
»Ich glaube das ehrlich gesagt nicht«, erwiderte Pascoe. »Mr. Dalziel malt manchmal ganz gern den Teufel an die Wand, mehr steckt nicht dahinter. Übrigens, was Ihr Vater zum Schluß sagte, belegt, daß es ein Unfall war.«
»Vermutlich. Nur ein Jammer, daß er es nicht geschafft hat, ein paar Worte an seine Familie zu richten«, sagte sie mit der oberflächlichen Ironie, die ihren Schmerz nicht ganz verbarg.
»Wie geht es Ihrer Mutter?«
»Sie will noch ein wenig
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