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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bei ihm bleiben. Aber ich muß los und mich um meinen Jungen kümmern. Eine Nachbarin paßt auf ihn auf. Nun werde ich wenigstens etwas mehr von ihm haben.«
    »Warum? Ich meine, Ihre Stelle …«
    »Da bleibe ich nicht. Ich habe die Stelle sowieso nur angenommen, weil Paps alles arrangiert hatte und ich es nicht ertragen hätte, wenn er mich der Faulenzerei bezichtigt hätte. Das hat er nämlich bei Tony getan, als der ihm sagte, er könne sich seinen Job sonstwo hinstecken. Doch ich habe Mr. Swain nie besonders gemocht, und nun, wo Paps tot ist und Swain das ganze Geld hat, wird er fürs Telefon jemand Besseres haben wollen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen«, sagte Pascoe, »daß er so leicht was Besseres als Sie findet.«
    Der Satz hätte platt klingen können, aber die tiefempfundene Freude, mit der Shirley Appleyard ihn aufnahm, war das Risiko wert gewesen.
    »Danke«, sagte sie. »Vielleicht bis bald.«
    Er sah zu, wie sie fortging. In den neunzehn Jahren ihres Lebens hatte ihr das Schicksal bereits übel mitgespielt. Er hoffte, daß es sie nicht an den Rand des Abgrunds gebracht hatte.
     
    »Beschwerde einlegen?« sagte Dalziel. »Aber warum hat er dann dich gefragt?«
    »Wahrscheinlich weil ich gerade zur Stelle war«, sagte Pascoe.
    »Er weiß, daß du zu meinem Team gehörst, und er weiß, daß du als allererstes zu mir kommst, um mich zu warnen«, sagte Dalziel nachdenklich. »Und er hätte mir das alles ins Gesicht sagen können, nicht wahr, und dieselbe Wirkung erreicht. Er wollte also unbedingt mit dir reden. Aber warum?«
    »Ich glaube, Sie deuten da zuviel hinein, Sir. Er war einfach sehr wütend. Übrigens, ist das, was er sagt, wahr? Haben Sie ihn derart beschuldigt?«
    »Gewissermaßen«, erwiderte Dalziel mit dem langmütigen Gesichtsausdruck eines Menschen, der daran gewöhnt ist, mißverstanden zu werden.
    »Wie sagt man einem Mann
gewissermaßen,
daß er nicht nur seine Frau umgebracht hat, sondern auch noch seinen Geschäftspartner?« fragte Pascoe verwundert.
    »In einer verdammt kompromißlosen Art«, knurrte Dalziel.
    »Doch wie können Sie sich so sicher sein, Sir?« fragte Pascoe. »Bis wir mit Waterson und Beverley King sprechen können, stecken wir mit der Aussage von Waterson fest, und was Stringer betrifft, so gibt es kein Motiv oder keinen Anhaltspunkt, von etwas anderem als einem Unfall auszugehen, und Stringers letzte Worte bekräftigen das.«
    »Vielleicht. Ein bißchen merkwürdig, daß er das Bedürfnis hatte, es zu bekräftigen. Finden Sie nicht?«
    »Er machte die Augen auf, sah mich und Swain Seite an Seite, zählte zwei und zwei zusammen und versuchte, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Menschliche Natur, wenn man stirbt.«
    »Meinst du?« sagte Dalziel kopfschüttelnd. »Merkwürdige Sicht der menschlichen Natur, die man dir da an der Uni verkauft hat, Peter. Ich an deiner Stelle würde hinschreiben und mein Geld zurückfordern. Was hat er genau gesagt?«
    »Er sagte, daß es nicht Swains Schuld war, wie oft soll ich es Ihnen denn noch sagen?« erwiderte Pascoe bockig.
    »Nein, wortwörtlich. Erste Regel der kriminalistischen Arbeit, Junge. Immer präzise sein.«
    Pascoe holte tief Luft, schloß die Augen und rezitierte: »›Phil kann nichts dafür. Gottes Wille. Hat nur einem Freund geholfen. War mir ein guter Freund.‹«
    »Das war’s? Bist du dir sicher?«
    »Ja, ich bin mir sicher.«
    »Warum hast du dann gesagt, er habe nichts weiter gesagt, als daß es nicht Swains Schuld war?«
    »Weil er genau das gesagt hat!« rief Pascoe verärgert aus. »Darauf läuft es hinaus!«
    »Darauf läuft es hinaus.« Dalziel ritt auf dem Satz herum. »Vielleicht will Swain, daß du dich genau
daran
erinnerst – an das, worauf es
hinausläuft!
Vielleicht hat er dich nur deshalb geschnappt und das ganze Theater von der Beschwerde inszeniert. Dir sollen die Ohren sausen von seinen erbärmlichen Drohungen, damit du dich nicht mehr genau an das erinnerst, was Stringer gesagt hat, sondern nur an das, worauf es verdammt noch einmal hinausläuft!«
    Dalziel schlug so fest auf seine Schreibtischplatte, daß sein Telefon mit einem alarmierten kleinen Quietscher mehrere Zentimeter in die Höhe hüpfte und ein Stapel Post aus dem Eingangskorb auf Pascoes Schoß landete.
    »Aber was hat er denn noch gesagt – abgesehen davon, daß es nicht Swains Schuld war?« fragte Pascoe und hielt die Post fest, die sich selbständig gemacht hatte. Sein Blick fiel auf eine vertraute Schrift, und

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