Mord fuer Mord
unterschätzen.
Ich hole mein Handy aus der Ablage… mein Gott bin ich doof, ich habe es doch tatsächlich ausgeschalten. Ich schalte es ein, um die Kavallerie zu benachrichtigen.
Da klopft es an meinem Seitenfenster.
Herr Müller von der Spurensicherung grinst mich an und bedeutet mir, mein Fenster herunterzukurbeln, was ich auch tue.
»Was machen Sie denn hier?«, frage ich ihn. »Normalerweise kommen Sie doch erst, wenn alles vorbei ist.«
»Eine Nachricht vom Kommissar Karl.«
»Sie kennen ihn?«
»Wer kennt ihn nicht?«
Dabei grinst er mich schelmisch an. Mir ist die ganze Situation etwas undurchsichtig, weswegen ich weiter Fragen stelle.
»Moment mal, wenn ich mich recht erinnere, haben Sie das letzte Mal, als diese Frage vom Kaspar Dinkel an Sie gerichtet wurde, verneint.«
»Ach das? Naja, wissen Sie, der Thomas ist ein alter Kumpel von mir und er hat gemeint, ich solle unauffällig herausfinden, wie denn die Lage bei Ihnen auf dem Revier ist.«
»Dann wussten Sie die ganze Zeit, wo er war?«
»Ja, ich habe ihm Unterschlupf gewährt. Anscheinend hat er auch zu Ihnen Vertrauen, sonst hätte er Sie nicht benachrichtigt, Frau Hauptkommissarin.«
»Anscheinend. Nun, ich schlage vor, wir informieren erst einmal unsere Kollegen, bevor wir den Laden stürmen.«
»Aber Frau Hetzel«, meint Herr Müller und zwinkert mir freundschaftlich zu, »für wie bescheuert halten Sie mich eigentlich? Das ist doch schon längst passiert.«
Irgendetwas stört mich an dieser Geschichte, ich weiß bloß noch nicht genau, was.
»Gut, Herr Müller, dann warten wir, bis die Verstärkung eintrifft. Kann ja nun nicht mehr lange dauern. Wann haben Sie die Kollegen unterrichtet?«
»Gerade eben erst. Von Hassfurt aus sind es ungefähr zwanzig Minuten, in dieser Zeit kann viel passieren.«
»Sie meinen also…«
»Dass es vielleicht besser wäre, wenn wir beide schon mal nachschauen gehen und die Lage sondieren. Wir müssen ja nicht eingreifen. Vielleicht steckt der Thomas in der Klemme. Wissen Sie, ich mache mir langsam wirklich Sorgen um ihn.«
»Wer weiß, was uns da drin erwartet«, antworte ich wenig überzeugt.
Er schaut mich treuherzig an.
»Sie vertrauen mir nicht, oder? Sagen Sie nichts. Sie können ja warten, bis die Kollegen kommen, ich für meine Person habe allerdings entschieden, sofort reinzugehen.«
Damit macht er kehrt und geht auf den Eingang zu, nicht ohne vorher seine Waffe zu ziehen.
»Halt, warten Sie«, rufe ich ihm nach, während ich hektisch die Scheibe wieder hochkurble und dann das Auto verlasse. Er hält inne und wartet auf mich.
Die Sonne geht langsam unter, ein sonniger Augusttag in die Abenddämmerung über, die Lichtverhältnisse werden schlechter. Kein besonders guter Zeitpunkt, um zu zweit einen Mörder zu stellen. Doch ich kann ihn ja schließlich nicht allein in sein Unglück rennen lassen.
Während ich ihm Rückendeckung gebe, öffnet Herr Müller die nicht verschlossene Tür zum Markt. Was soll man davon halten? Die Tür zur Höhle des Löwen ist offen wie ein Scheunentor. Herr Müller tut nicht mal überrascht, was mir doch sehr zu denken gibt.
Ein Schwall weißer Dunst dringt uns entgegen. Also normal ist das nicht.
Als ich als nächste den Eingang passiere, wird mir das ganze Ausmaß der Situation bewusst, denn in dem riesigen Hallenraum kann man die Hand vor Augen nicht sehen… ein dichter Nebel umwabert uns. Kein echter Nebel natürlich, dem Geruch nach handelt es sich um einen synthetischen… da hat wohl jemand seine Nebelmaschine angeschmissen.
Und auch für das Ohr wird etwas geboten… im Hintergrund höre ich Generatoren laufen.
Als nun noch zwei riesige Scheinwerfer den Eingangsbereich ausleuchten, kommt mir das Ganze recht inszeniert vor. Man hat uns anscheinend erwartet.
Von meinem Partner kann ich nur die Konturen erkennen, als sich ihm plötzlich aus dem Nichts eine Person nähert.
»Passen Sie auf, Müller«, rufe ich ihm noch zu, doch es ist bereits zu spät. Ein Schlag mit einem Gegenstand, Herr Müller geht zu Boden.
Nun wäre es das Beste, den Raum zu verlassen und auf Verstärkung zu warten, aber durch den Nebel und die Scheinwerfer habe ich vollkommen die Orientierung verloren. Ich taste mich also weiter durch den Raum.
Das Licht, das sich vormals in Richtung meines Kollegen bewegt hatte, schwenkt nun um. Vor mir aus der Dunkelheit kommend taucht langsam eine auf einem Stuhl sitzende Person mit einer Polizeimütze auf. Kommissar Karl, schießt
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