Mord fuer Mord
stand er auf und bewegte sich dann leise Richtung Fenster.
Eine Straßenlaterne leuchtete die Straße aus, doch es war nichts zu erkennen. Kein Mensch war um diese Zeit noch unterwegs, kein Auto.
Fast glaubte er eine Bewegung ausmachen zu können! Er konzentrierte sich, kniff die Augen zusammen und starrte in die Nacht hinaus.
Oder war es nur der Wind in den Bäumen!?
Eine der großen Plastikmülltonnen war umgefallen, und ein Teil des Inhalts hatte sich über den Bürgersteig ergossen. Letzte Zeit waren immer mehr Wildtiere in die Innenstadt gelangt.
Wenn man den Pressemeldungen glauben durfte, machten neuerdings ganze Horden von Wildschweinen und Füchsen Schweinfurt unsicher. Und diese Waschbären, die ja bekanntlich ursprünglich wie die Kartoffel nur in Nordamerika heimisch waren, konnten ihre Pfoten nicht von den Mülltonnen lassen. Zu verlockend waren die Gerüche, die der Wohlstand den Kreaturen der Nacht übrig ließ.
Konzentration und Anspannung ließen langsam nach. Nein, es lohnte wohl doch nicht, der Sache weiter nachzugehen.
Ein Schatten löste sich vom Stamm des Baumes und blieb dann im Halbschatten stehen. Schemenhaft war jemand auszumachen, eine Pudelmütze auf dem Kopf, dunkel gekleidet, ein schimmerndes, wehendes Etwas in der rechten Hand haltend. Wohl eine weiße Plastiktüte.
Die Gestalt hob die Mülltonne auf und begann, in aller Ruhe den Müll wieder einzuräumen. Nun, ordentlich schien sie zumindest zu sein. Somit schien klar zu sein, dass es sich hier keinesfalls um einen Mann handeln konnte! Ein Mann hätte alles liegen und stehen lassen, außerdem hätte er um diese Zeit in dieser Stadt einen Alkoholpegel von mindestens 1,2 Promille gehabt. Andererseits war ja immer noch nicht klar, was diese Person um diese Zeit in dieser Gegend zu schaffen hatte. Gab es etwas in der Tonne zu finden? Oder war Sie eventuell zufällig, durch irgendetwas abgelenkt, gegen die Tonne gelaufen?
Peter gähnte aufreizend. Kein Mörder war unterwegs. Niemand wurde vergewaltigt. Nur eine umgefallene Mülltonne, die zudem noch wieder eingeräumt wurde.
Er schlich zu seiner Seite des Bettes zurück und deckte sich zu. Von den Füßen her kam ein unangenehmes kaltes Gefühl, das sich über den ganzen Körper ausbreitete. Er wickelte seine Füße in die Decke ein, und eine kleine Besserung trat ein.
Hätte er hinausgehen sollen?
Er war ein Grübler!
Wahrscheinlich würde er sich noch tagelang im Kopf mit diesem Problem »was wäre wenn« beschäftigen.
Langsam wurde es wieder wärmer.
Er döste langsam auf dem Rücken liegend ein.
4.
Montag 11. August 2008
»Dorothea Hetzel, Hauptkommissarin!« Ich zeige dem Beamten in Uniform meinen Ausweis, er lächelt mich an.
»Gehen Sie bitte die Treppe hinauf, geradeaus, die zweite Türe rechts. Die Spurensicherung ist schon da.«
Die geräumige Villa macht einen aufgeräumten Eindruck. Alles scheint an seinem Platz zu stehen.
Während ich die Treppenstufen ersteige, gleitet mein Blick über die untere Etage. Auf dem Rückweg werde ich das Ganze wohl noch etwas näher betrachten.
Das besagte Zimmer ist nicht schwer zu finden, so geschäftig bewegen sich die Beamten durch den Raum.
Ein Toter liegt rückwärtig in der Mitte des Raumes. Seine Arme und Beine sind seitwärts ausgebreitet, sein Oberkörper ist unbekleidet.
Jemand macht Fotos von der Leiche und lässt sie in grellen Blitzen aufleuchten.
Es kommt mir vor, als würde ich geblendet. Den Grund für diesen Effekt erkenne ich beim Näherkommen.
In seiner Brust und im Bauchbereich stecken mehrere Gegenstände, ein abgebrochener Flaschenhals, ein großes Stück eines Spiegels, ein Schraubenzieher.
»Kein schöner Anblick!«, meint Dr. Beer und schaut mich dabei freundlich an.
»Wirklich nicht!«, erwidere ich.
»Ich nehme an, er wurde erstochen.«
Er lächelt über seinen eigenen Scherz hinweg.
»Sieh mal einer an. Herr Dr. Beer, Sie sind doch immer für eine Überraschung gut. Da wäre ich ja nicht im Traum darauf gekommen.«
Ohne weiter auf meine Frotzeleien zu achten, fährt er in seiner Rede fort.
»Nach dem Blut auf dem Boden zu urteilen, befinden wir uns hier direkt am Tatort, Näheres kann ich Ihnen natürlich erst nach der Autopsie sagen.«
Was man bei den Ermittlungen meist nicht hatte, war Zeit. Zeit, die man in diesem Fall unbedingt brauchte, da die Gerichtsmedizin in Würzburg beheimatet war. Nicht wie in diesen Kriminalfilmen, wo man ein Stockwerk nach unten geht und dort den
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