Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
wollte ein Gerät, das möglichst einfach zu bedienen war. Und so hatten sie - Tansy als Verhandlungsführerin, er als zahlender Kunde - schließlich ein Mobiltelefon sowie ein Dingsda namens Charger erstanden. Schließlich hatten Tansy und der Verkäufer Monty noch einmal fünfundzwanzig Pfund aus der Tasche gezogen mit der Erklärung, es handelte sich um ein »Prepaid-Gerät« und er müsse sein Konto zunächst »aufladen«, bevor er telefonieren könne.
Monty hatte das Ding seither kaum je benutzt. Es stand auf der Anrichte in der Küche in seinem Charger. Gelegentlich nahm er es heraus und steckte es in die Tasche, wenn er in die Stadt ging. Nicht jedoch heute.
Er ging in die Küche, schob den Stapel ungeöffneter Post neben dem Mobiltelefon zur Seite und wählte die Notrufnummer. Er bat um eine Verbindung mit der Polizei.
»Würden Sie bitte ein paar von Ihren Leuten vorbeischicken?«, fragte er höflich. »Ich habe hier einen Toten auf meinem Sofa.«
Sie erkundigten sich nach seinem Namen und seiner Anschrift, und nach einem kurzen Moment, während Monty im Hintergrund leise Stimmen hörte, meldete sich die Frau wieder und wollte wissen, ob er ganz sicher wäre.
»Ziemlich sicher«, antwortete Monty, so höflich er konnte angesichts der Tatsache, dass es eine verdammt dämliche Frage war. »Er atmet nicht mehr.«
»Hat jemand bei Ihnen einen Herzanfall erlitten? Sollten Sie nicht vielleicht einen Krankenwagen ...?«, begann die Frau von Neuem.
»Nein, ich möchte keinen Krankenwagen!« Monty riss allmählich der Geduldsfaden. Diese Bürokraten waren doch überall gleich! Sie hörten nie auf das, was man ihnen sagte. »Schicken Sie ein paar von Ihren Leuten vorbei oder schicken Sie meinetwegen einen Beerdigungsunternehmer, der ihn abholt. Aber tun Sie was!«
Die Frau gab Monty zu verstehen, dass sie jemanden vorbeischicken würde, sobald es sich einrichten ließe, aber er müsse sich in Geduld üben - es wäre ein geschäftiger Tag.
»Ich hatte einen geschäftigen Tag!«, schnappte Monty böse. »Und einen verdammt unangenehmen obendrein! Hören Sie, ich mag diesen Kerl nicht in meinem Haus haben, also beeilen Sie sich gefälligst ein wenig, wenn es sich einrichten lässt.«
Er ließ das Mobiltelefon in die Tasche fallen und nahm - nach einem Moment des Zögerns - einen Schluck aus dem Glas Whisky, das er die ganze Zeit über in der anderen Hand gehalten hatte. Dann kehrte er in sein Wohnzimmer zurück, um nach dem ungebetenen Besucher zu sehen.
»Sie kommen bald und holen dich ab«, informierte er den unbekannten Mann.
Natürlich erwartete er keine Antwort - er wollte lediglich eine menschliche Stimme hören, und sei es nur die eigene. Doch genau das geschah, denn in diesem Augenblick öffnete der Tote die Augen und gähnte laut.
K APITEL 2
Monty bekam einen solchen Schreck, dass er sein Whiskyglas fallen ließ. Die Luft füllte sich rasch mit einem erdigen Geruch, während der Inhalt des Glases in den fleckigen Teppich sickerte. Das Gähnen des Fremden war begleitet von einem klickenden Geräusch seiner Kiefer, und als sie ganz weit offen waren, erstarrte er wieder. Die Augen traten hervor, stumpf und blind - die Augen eines Toten.
»Was mache ich jetzt bloß?«, murmelte Monty leise zu sich selbst. »Der Bursche wird steif - die Totenstarre setzt wohl ein. Wo bleiben nur diese verdammten Constables?«
Er schien die Frau am Telefon überzeugt zu haben, dass er es ernst meinte, denn kurze Zeit später vernahm er das Geräusch eines Wagens, der draußen vor dem Tor anhielt. Schritte näherten sich knirschend über den unkrautübersäten Kies der Einfahrt.
»Die Haustür steht offen!«, bemerkte eine Männerstimme im Flur, wahrscheinlich zu einem Begleiter. »Hallo? Jemand zu Hause?«, rief die Stimme.
»Hier drin«, rief Monty zurück.
Sie stapften herein - zwei Constables in Uniform.
»Sind Sie der Gentleman, der angerufen hat?«, fragte einer der beiden.
Der andere war unterdessen zum Sofa getreten und hatte sich zu Montys Besucher hinuntergebeugt. Bevor Monty die Frage des ersten beantworten konnte, rief der zweite aufgeregt: »Kein Witz, Trev! Der Bursche hier ist mausetot!«
Von diesem Augenblick an entwickelten sich die Dinge mit atemberaubender Geschwindigkeit. Monty saß nur da und sah sie kommen und gehen. Ein weiterer Polizeibeamter traf ein, allem Anschein nach ein Vorgesetzter, sowie ein Doktor.
»Ich hab aber gesagt, dass es zu spät ist dafür«, brummte Monty in Erinnerung
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