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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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mehr Glück mit Taylors Computer«, sagte sie.
    Carter grunzte nur.
    Das Entscheidende bei einem Geheimnis besteht nicht nur darin, mit niemandem darüber zu reden. Sondern man kann nie wissen, ob man es für sich alleine hat oder ob andere, Dritte, das gleiche Geheimnis in ihrer Brust mit sich herumtragen, die es möglicherweise auf einem völlig anderen Weg herausgefunden haben. Falls dem so ist, dann ist es überhaupt kein Geheimnis - das ist die bittere Ironie von allem. Kein Geheimnis, sondern etwas, das jeder weiß und keiner erwähnt. Ohne es zu wissen ist man Teil einer großen Verschwörung mit dem Ziel, eine ungenießbare Wahrheit zu verbergen.
    Monty kam erst viel später im Leben dahinter - viel zu spät, als dass seine Erkenntnis ihm noch irgendwie von Nutzen hätte sein können. Und während all der Jahre eiterte das Geheimnis dessen, was er an jenem schicksalhaften Tag im Shooter's Wood gesehen hatte, wie all die Dinge, über die niemand redet, weiter in ihm wie eine unsichtbare Geschwulst. Die richtige Antwort wäre logischerweise gewesen, den Horror freizulassen, ihn schreiend und keifend und um sich tretend ans Licht zu zerren und auf die Konsequenzen zu pfeifen.
    »Aber so ist das nun mal, nicht wahr, Hamlet?«, murmelte Monty in die Dunkelheit, rast- und ruhelos in dem bequemen Bett, das seine Nichte Bridget ihm gegeben hatte. Er warf sich hin und her und fragte sich verzweifelt, warum er hier nicht halb so gut schlief wie daheim auf der harten Chaiselongue im Wohnzimmer von Balaclava House.
    Es war die Angst vor den Konsequenzen, die einen schweigen ließ. Die einen daran hinderte, zu enthüllen, was nach Enthüllung rief. Reden oder nicht reden. Sein oder Nichtsein. Wie dem auch sei, schloss Monty mit jener Weisheit, die einem nur mitten in der Nacht zuteil wird, man ist auf jeden Fall in den Arsch gekniffen. Tückische kleine Biester, diese Geheimnisse.
    Er fragte sich, wieso Ereignisse, die mit seinem Familiensitz in Zusammenhang standen und eigentlich dort bleiben sollten, wenn er fortging, es fertig bringen konnten, ihm bis zu Bridget zu folgen. Er kniff die Augen zusammen, als würde das einen Unterschied machen, und stellte sich ihnen erneut.
    Die Erkenntnis, dass er nicht der Einzige war, der wusste oder ahnte, was in Shooter's Wood geschah, dämmerte ihm ebenfalls viel zu spät. Jahrelang hatte er als Heranwachsender versucht, zu vergessen, was er gesehen hatte - vergeblich. Dinge, die nicht weggehen, kehren irgendwann wieder an die Oberfläche zurück. Früher oder später.
    Es war Weihnachten, und Monty hatte die Festtage damit eingeleitet, dass er sich den Knöchel gebrochen hatte. Alle möglichen Leute wollten von ihm wissen, ob es beim Skifahren passiert wäre. Doch es war passiert, als er am Piccadilly Circus zu hastig aus einem Bus gesprungen war, noch bevor dieser richtig gestanden hatte. Er hatte sich auf das nasse Pflaster gelegt, umgeben von Leuten, die Weihnachtseinkäufe machten, und ein wütender Busfahrer hatte ihm von seiner Plattform aus zugerufen: »Geschieht Ihnen recht, Freundchen!«
    Es war sein letztes Jahr in der Schule, und man hatte ihm eine Ausbildung als Zeichner für den nächsten Sommer angeboten, falls es ihm gelang, den drohenden Wehrdienst lange genug zu vermeiden. Er hatte noch keine Entscheidung getroffen, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte. Alles war erschwert worden durch eine Änderung im Zusammenleben der Familie. Eine Änderung, die eigentlich zum Besseren hätte führen sollen, doch letztendlich dafür sorgte, dass die schwärende Wunde, die ihr Gift so lange in seinen Kreislauf gestreut hatte, endlich platzte und sichtbar wurde.
    Die gute Nachricht, die positive Änderung im Leben der Bickerstaffes, war ein multinationales Monster gewesen, das den Markennamen und das damit verbundene kränkelnde Familienunternehmen geschluckt hatte. Bickerstaffe's Cakes & Biscuits stellten im nationalen Bewusstsein immer noch etwas dar. Es war ein Markenname, der für Qualität stand. Die überlebenden Bickerstaffes einschließlich Monty stellten überrascht fest, dass sie, wenn sie vernünftig wirtschafteten mit dem Erlös, für den Rest ihres Lebens ein bescheidenes Einkommen sicher hatten.
    Zum ersten Mal, seit Monty sich erinnern konnte, hatte seine Mutter einen Truthahn zum Weihnachtstag eingekauft. In früheren, magereren Jahren hatten sie regelmäßig mit einer billigen Schweinekeule Vorlieb nehmen müssen, freundlicherweise gestiftet von den

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