Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
ungewöhnlich war. Doch wenn Tom Palmer recht hatte mit seiner Vermutung, dass irgendjemand Taylors letzte Mahlzeit manipuliert hatte, dann ergab die Annahme Sinn, dass er mit jemandem zum Essen verabredet gewesen war. Nur - wo?
Hopkins deutete zur Decke. »Miss Jeffrey wohnt im ersten Stock. Sie war immer der Meinung, dass er verwegen aussieht. Das waren ihre Worte. Verwegen. Sie wollte sich nicht mit ihm unterhalten, kein Wort - sie ist sehr religiös. Sie spricht mit niemandem, der nicht ein Mitglied ihrer Kirche ist. Sie spricht auch sonst kaum, schätze ich. Andererseits würde es mich überraschen, wenn irgendjemand von den anderen mit ihr redete.«
Hopkins stieß erneut den Finger in Richtung Decke. »Auf der zweiten Etage wohnen Mr. und Mrs. Simpson. Sie sind zurzeit in Neuseeland, wo sie Verwandte besuchen, seit einem Monat inzwischen. Taylor hatte die oberste Wohnung, den ehemaligen Speicher. Ich hab ihn ausbauen lassen. Ich lebe davon, die Wohnungen in diesem Haus zu vermieten. Räumen Sie die Wohnung von Taylor aus? Er hat bis zum Monatsende bezahlt, und danach muss ich sie weitervermieten. Ich kann es mir nicht leisten, sie leer stehen zu lassen. Das kostet mich bares Geld. Ich schätze, ich muss auch noch renovieren. Er hat wahrscheinlich alles herunterkommen lassen. Ich werde seine Kaution für die Renovierung verwenden. Ich verlange immer eine Kaution von meinen Mietern, zur Sicherheit. Sie glauben ja gar nicht, was die Leute so alles anstellen! Ich hatte schon Mieter, die haben Haken in die Küchenfliesen geschlagen, um Tassen daran aufzuhängen!« Ohne Pause wechselte er das Thema. »Er ist immer zu den Rennen gegangen, das weiß ich. Zu den Pferderennen.«
»Mr. Taylor ist oft zu Pferderennen gegangen?«
Hopkins nickte. »Es gibt eine Menge Rennen hier in Cheltenham. Die Leute kommen aus dem ganzen Land herbeigeströmt. Auch eine Menge Iren. Miss Jeffrey hat mir erzählt, dass Mr. Taylor wohl ein Spieler sein muss, und das ist eine Sünde. Aber das ist ja nicht anders zu erwarten. Dass sie so etwas sagt, meine ich.«
»Danke sehr, Mr. Hopkins«, sagte Carter. »Haben Sie einen Schlüssel zur oberen Wohnung?«
Hopkins bedachte ihn mit einem säuerlichen Blick. »Ich habe Schlüssel zu sämtlichen Wohnungen! Ich muss Schlüssel haben! Angenommen, es gibt einen Wasserrohrbruch, während einer der Mieter nicht zu Hause ist?«
»Ich fürchte, Sir, wir müssen Sie um den Schlüssel zur oberen Wohnung bitten«, sagte Carter entschieden.
»Es ist meine Wohnung! Mein Haus!« Hopkins war außer sich vor Empörung. Seine Baby-Gesichtszüge leuchteten purpurn. »Ich gebe den Schlüssel nicht her!«
»Ich fürchte, die Wohnung ist von diesem Moment an als versiegelt zu betrachten, Sir, für die Dauer unserer Ermittlungen«, fuhr Carter unbarmherzig fort. »Wir senden jemanden her, der ein Band über die Tür klebt und mit Miss Jeffrey spricht. Bis dahin darf niemand die Wohnung betreten. Kann ich also bitte den Schlüssel haben, Sir? Er wird Ihnen zurückgegeben, sobald wir fertig sind.«
Widerwillig murrend stemmte sich Hopkins aus seinem Sessel und ging zu einem Sideboard, um nach dem Schlüssel zu kramen. Er kehrte mit einem Schlüssel an einem Kofferanhänger zurück. »Dieser hier ist es.« Er hielt ihn hoch. »Und versiegelt für die Dauer Ihrer Ermittlungen oder nicht - die Miete ist nur bis zum Monatsende bezahlt. Bis dahin müssen Sie die Wohnung geräumt haben - und mit Ihren Ermittlungen fertig sein.«
»Was denken Sie?«, fragte Carter, als er und Jess gegangen waren. »War er zum Essen ausgegangen?«
»Ja, genau das dachte ich, als wir vorhin mit Hopkins geredet haben. Ich musste an das denken, was Tom Palmer über Taylors letzte Mahlzeit gesagt hat. Klappern wir die Restaurants ab?«
Carter überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Es gibt einfach zu viele in der Stadt und im näheren Umkreis. Wir würden sämtliches Personal dazu benötigen, und die Chance, dass wir etwas finden, ist mehr als gering. Falls Palmer recht hat mit seiner Vermutung, dass Taylors letzte Mahlzeit mit zerstampften Tabletten manipuliert wurde, dann glaube ich nicht, dass es in einem Restaurant passiert ist. Wie sollte der Mörder das anstellen? Nein, ich halte es für sehr viel wahrscheinlicher, dass er irgendwo privat zum Essen eingeladen war. Und das könnte überall gewesen sein.«
Jess seufzte. Es sah danach aus, als wären sie trotz allem nicht viel weitergekommen.
»Vielleicht hat ja Nugent
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