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Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Mord hat keine Tränen: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Bickerstaffe unverzüglich in ein Krankenhaus einweisen.
    Edward und seine Frau reagierten mit Entsetzen und weigerten sich. Nun, gab der Arzt zögernd nach, die Krankenhäuser wären ohnehin derzeit überfüllt mit Grippekranken. Edward könne zu Hause bleiben, vorausgesetzt, er schlief in einem eigenen Zimmer mit einem Feuer im Kamin und bekäme die nötige Ruhe. Und sie müssten den Arzt unverzüglich rufen, sollte sich der Zustand von Montys Vater verschlimmern.
    »Vergessen Sie nicht das Feuer!«, wiederholte der Doktor eindringlich, als er ging. Die Temperaturen in den Schlafzimmern von Balaclava House waren des Winters immer eisig.
    »Das bedeutet, dass du dich von deinem Vater fernhalten wirst, Monty«, befahl seine Mutter, als das verlangte Feuer im Kamin angezündet war und zunächst eine Lawine aus Ruß und Teilen von einem Vogelnest niederging. Der Kranke musste anfangs noch mehr husten. Als der Raum wärmer wurde, konnte man förmlich spüren, wie die Feuchtigkeit durch die Wände hindurch verdunstete.
    »Ich möchte nicht, dass du dich ansteckst. Es ist schlimm genug, dass du dir den Fuß gebrochen hast!« Sie war damit beschäftigt, die Reste des Familiensilbers zu polieren, das für die weihnachtliche Tafel hervorgeholt wurde. Der Lappen, der mit irgendeiner Flüssigkeit getränkt war, hatte ihre Finger schwarz gefärbt.
    Monty schleppte sich mühsam nach oben und durch den Korridor, bis er vor der Tür vom Zimmer seines Vaters stand.
    »Wie geht es dir, Dad?«, rief er.
    »Hundserbärmlich!«, krächzte der Kranke. »Geh weg!«
    Also ging Monty weg.
    Spät am Heiligen Abend schrak er aus dem Schlaf, als sein Vater einen scheußlichen Hustenanfall erlitt. Dann hörte er seine Mutter über den Korridor eilen. Er stieg aus dem Bett und schlich zur Zimmertür, öffnete sie einen Spaltbreit und spähte nach draußen. Seine Mutter kam vom Krankenzimmer zurück, gehüllt in ihren alten Morgenmantel. Sie bemerkte Monty nicht und ging die Treppe hinunter.
    Monty setzte sich über die Anordnung seiner Eltern hinweg und ging selbst zum Krankenzimmer. Auf dem Nachttisch brannte eine kleine Lampe mit einem staubigen, verblichenen Schirm aus rosafarbener Seide. Monty sah die Lampe deutlich vor seinem geistigen Auge, mit dem Porzellanfuß in Form eines Mädchens im Stil der 1920er Jahre, zwei angeleinte Windhunde an der einen Hand. Die glühenden Kohlen im Kamin, angezündet in der vergeblichen Hoffnung, die Genesung des Kranken zu beschleunigen, trugen ihren Teil zur düsteren Beleuchtung bei. Montys Vater saß aufrecht im Bett, gestützt von feuchten Kissen, und Schweiß rann ihm über das Gesicht. Er atmete mühsam in tiefen Zügen, nur um die Luft hustend und spuckend wieder auszustoßen.
    »Ich fühle mich ein wenig absonderlich, alter Junge«, stieß er hervor.
    Monty erschrak zutiefst. »Ich gehe nach unten und rufe den Arzt an, damit er sofort kommt ... oder gleich einen Krankenwagen. Ja, ein Krankenwagen ist wahrscheinlich noch besser.«
    »Nicht nötig«, keuchte Montys Vater. »Deine Mutter ist schon nach unten gegangen, um den Arzt zu rufen. Er ist sicher bald hier. Du gehst zurück in dein Zimmer, damit du dich nicht mit dieser verdammten Grippe ansteckst!« Er streckte die Hand aus und gestikulierte kraftlos. »Geh jetzt ...«, stieß er aus, bevor ihn ein weiterer Hustenanfall übermannte.
    Also humpelte Monty zu seiner immerwährenden Schande zurück in sein Zimmer.
    Der Doktor erschien erst am Weihnachtsmorgen um neun Uhr. Zu diesem Zeitpunkt war Edward Bickerstaffe tot.
    »Warum zum Teufel sind Sie nicht sofort gekommen?«, schrie Monty den Mann in verzweifelter Wut an. Er hatte den Arzt auf der Treppe unter dem Bleiglasfenster mit dem Isebel-Motiv abgefangen. »Ich weiß, dass wir Weihnachten haben, verdammt, aber mein Vater war Ihr Patient! Sie wussten, dass er krank war! Sie hätten sofort kommen sollen, als meine Mutter Sie angerufen hat!«
    »Ich bin doch sofort gekommen!«, schnappte der Arzt zurück. »Ihr Vater hätte ins Krankenhaus gehört! Ich weiß sehr wohl, wie ernst seine Erkrankung war! Er war seit Jahren krank, ein körperliches Wrack! Ich habe versucht, ihn zu einem Herzspezialisten zu schicken. Ich habe ihm das Rauchen verboten. Er hat nicht auf mich gehört. Er war nicht mehr stark genug, um gegen die Grippe anzukämpfen. Sein Körper hatte keine Abwehrkräfte mehr. Als Ihre Mutter anrief, war mir klar, was das bedeutet. Ich habe meine Tasche gepackt und bin sofort losgefahren,

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