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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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würden sie Ehrengäste sein. Er hatte anklingen lassen, dass man sie als edle Geiseln behandeln werde, wie die Prinzen in der Vergangenheit, die man römische Lebensweise gelehrt und sie dann in ihre heimatlichen Königreiche zurückgebracht hatte, um als befreundete Klientelherrscher zu fungieren. Das war die Erklärung dafür, die Frauen in einem sicheren Haus unterzubringen, bei dem Senator Quadrumatus Labeo, einem Mann, den Gallicus kannte. Dort hatten sie einige Wochen verbracht, bis Veleda mitbekam, dass man sie in Wirklichkeit bei einem Triumphzug in Ketten vorführen und rituell töten würde.
    »Sehr verstörend für sie.« Helena war der Meinung, intelligente Frauen hätten das voraussehen sollen.
    »Und Sie nennen uns Barbaren!«, höhnte Ganna.
    Wie Kleopatra vor ihr war Veleda entschlossen, sich nicht zum Spektakel für die römische Menge machen zu lassen. »Zum Glück haben die Brukterer noch nie von Nattern gehört«, murmelte ich Helena zu.
    Ganna sagte, Veleda habe sich entschieden, sofort zu fliehen – und da sie sowohl entschlossen als auch einfallsreich war, hatte sie das getan. Sie verschwand allein. Das war sehr plötzlich passiert. Ganna wurde zurückgelassen. Bei der darauffolgenden überstürzten Ermittlung erfuhr sie zu ihrem Entsetzen, dass der Oberspion vorhatte, sie zu verhören, vermutlich unter Folter. Sie benutzte das Durcheinander im Hause Quadrumatus und lief ebenfalls fort, ohne zu wissen, wie sie ihre Gefährtin finden oder in einer Stadt überleben sollte. Veleda hatte Ganna erzählt, dass es einen Mann in Rom gebe, der ihnen helfen könne, in den Wald zurückzukehren, und hatte ihr meinen Namen genannt.
    Ich gelte gern als Mann der Ehre, aber diese Frauen in die undurchdringlichen Wälder tausend Meilen im Norden zurückzubringen würde schwieriger sein, als es Ganna klar zu sein schien. Allein schon die Logistik wäre haarsträubend. Aber ich hatte keinesfalls vor, den Damen zu gestatten, zu den freien germanischen Stämmen zurückzukehren und unter ihnen weitere Geschichten römischer Doppelzüngigkeit zu verbreiten. Selbst wenn es mir gelänge und die Wahrheit herauskäme, würde man mich hier als Verräter an einer Via Publica kreuzigen und dem Vergessen anheimgeben.
    Es kam noch mehr. Mit zusätzlichen Tränen und Flehen rang Ganna die Hände und beschwor mich, ihr bei einem verzweifelten Problem zu helfen. Sie wollte, dass ich Veleda fand, bevor ihr etwas Schreckliches zustieß.
    »Das ist ein sehr ernstes Ansinnen«, sagte ich würdevoll. Helena Justina blickte mich scharf an. Ich nehme gerne Doppelaufträge an, solange sie auch doppelt bezahlt werden. »Und für einen Privatermittler vielleicht unpassend.« Helena warf mir einen weiteren sarkastischen Blick zu.
    Ganna ließ sich davon nicht beirren. Sie hatte sich darauf versteift, dass ich der Mann für diese Sache sei, aus sehr ähnlichen Gründen wie Laeta – ich kannte Veleda. Ganna glaubte, das würde mich mitfühlender mit ihrer verschwundenen Gefährtin machen, für die sie noch schlimmere Befürchtungen hegte. Mit weiteren dieser bezaubernden Tränen, die ihr aus den verführerischen blauen Augen über das bleiche Gesicht rannen, sagte Ganna, Veleda leide seit ihrer Ankunft in Rom unter einer mysteriösen Krankheit.
    Veleda war krank? Das war wirklich eine schlechte Nachricht. Gefangene, die dazu gedacht sind, die Ovationen berühmter Generäle zu schmücken, haben davor nicht aus natürlichen Ursachen abzukratzen.
    Für mich war es ebenfalls eine schlechte Nachricht. »Honorarkürzung« war das Motto des flavischen Kaisers. Ich würde eine extrem großzügige Entlohnung verlieren, die mir von Titus Cäsar versprochen worden war, falls Veleda, wenn ich sie fand, bereits tot war.
     
    Ich teilte Ganna mit, ich sei gezwungen, für Geld zu arbeiten, und sie versicherte mir, sie habe welches. Als Pfand hinterließ sie ihren goldenen Halsreif. Ich sage »hinterließ«, weil ich sie rasch hinausbeförderte. Mir war nicht wohl dabei, sie in unserem Haus zu behalten. Abgesehen von Albias Feindseligkeit gab es da noch das anstehende Problem mit den zehn missmutigen Grobianen aus den germanischen Legionen. Sie würden wissen, wer Ganna war, und uns vielleicht wegen Unterbringung einer Flüchtigen der Obrigkeit melden. Helena wusste bisher noch nichts von ihnen, daher behielt ich die Sache mit den Soldaten für mich.
    Ich überredete meine Mutter, die blauäugige Waldjungfrau bei sich aufzunehmen. Mama litt schlimm

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