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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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unter Linsentrübungen. Obwohl sie es hasste, eine Führerin in ihrer eigenen Küche zu benötigen, bereitete ihr das Sehen solche Schwierigkeiten, dass sie zugab, Hilfe brauchen zu können. Ganna wusste bisher nichts über römische Haushaltsabläufe, doch bis meine Mutter mit ihr fertig war, würde sie es wissen. Helena amüsierte es, sich vorzustellen, dass Ganna eines Tages in die Wildnis des Brukterergebiets zurückkehren und fähig sein würde, eine ausgezeichnete Soße aus zerstoßenen grünen Kräutern zuzubereiten. In Germania Libera würde sie zwar nie die Rauke und den Koriander finden, um damit bei Stammesfesten anzugeben, doch sie würde ihr restliches Leben lang von Mamas Eiweiß-Hühner-Soufflé träumen …
    Ich wollte Ganna irgendwo haben, wo sie unter meiner Kontrolle blieb. Abgesehen von der Tatsache, dass sie dadurch nicht in Anacrites’ Fänge geriet, ließ ich mich von ihren Tränen und dem Händeringen nicht zum Narren halten. Diese junge Dame verschwieg uns eindeutig etwas. Bei Mama würde sie unter strikter Bewachung stehen, bis ich das Geheimnis entweder selber herausfand oder Ganna bereit war, es mir zu verraten.
    Ich hatte recht damit, dass sie etwas verheimlichte. Als ich herausfand, was sie bei ihrer Geschichte ausgelassen hatte, verstand ich den Grund. Sie hätte sich aber denken können, dass ich es entdecken würde. Am nächsten Tag würde ich das Haus des Quadrumatus aufsuchen.

VI
    D er nächste Morgen war kühl und frisch, und die Luft war so schneidend, dass sie in der Lunge schmerzte, wenn man erkältet war. Was auf die meisten Menschen in Rom zutraf. In dieser Jahreszeit wurde jeder Besuch einer öffentlichen Bibliothek von Husten, Niesen und Schnauben untermalt wie von dem Rasseln der Handtrommeln und Quieken der Flöten bei einem schwacherleuchteten Festmahl, bei dem das Abschiedsgeschenk des millionenschweren Gastgebers auch die hübschen Servierknaben mit einschließt. Falls man zu Beginn des Tages noch kein Kitzeln in der Nase verspürte, fing man sich im Lauf des Tages garantiert was ein. Ich musste am Tiberufer entlang zum Forum Boarium, wo irgendein rotzender Standinhaber mich beim Vorübergehen bestimmt mit seiner dreckigen Spucke treffen würde.
    Ich wollte einen Senator mit konsularischen Verbindungen besuchen, also hatte ich mich entsprechend feingemacht. Ich trug einen guten, durch Öl wasserfesten Wollmantel und meine momentan besten Stiefel, aus Leder mit Bronzeschnallen an den Riemen, dazu einen verführerischen griechischen Hermeshut. Ich brauchte nur noch Flügel an meinen Stiefeln, um wie ein Götterbote auszusehen. Unter diesem schicken Äußeren befanden sich drei Lagen langärmliger Wintertuniken, zwei seit der letzten Wäsche fast ungetragen, ein Gürtel mit nur drei ausgerissenen Löchern, eine leere, am Gürtel befestigte Geldbörse und eine weitere Geldbörse, halb voll, versteckt unter der zweiten und dritten Tunika, um Diebstähle im Transtiberim zu vereiteln. Wenn ich für irgendwas bezahlen wollte, das mehr kostete als ein matschiger Apfel, würde ich meine Manneszier enthüllen müssen, während ich unter den Stofflagen nach meinem Geld fummelte. Ich war nicht so protzig aufgemacht, weil mich Senatoren beeindruckten, sondern weil ihre aufgeblasenen Pförtner unweigerlich jeden abwiesen, der auch nur im Geringsten schäbig aussah.
    Ich war ein Privatschnüffler. Ich hatte Jahre damit verbracht, gestohlene Kunstwerke aufzuspüren, glücklosen Witwen zu helfen, sich Hinterlassenschaften anzueignen, die ihnen von skrupellosen Stiefkindern vorenthalten wurden, ausgerissene junge Mädchen davor zu bewahren, von gutaussehenden Zustellboten geschwängert zu werden, und die blutbesudelten Mörder nörgelnder Schwiegermütter dingfest zu machen, wenn die Vigiles zu viel mit dem Feuerlöschen zu tun hatten und mit Hühnerrennen und Streitereien über ihre Bezahlung beschäftigt waren. Während ich diese sinnvolle Arbeit für die Gemeinschaft durchführte, hatte ich alles gelernt, was es über Arroganz, Tölpelhaftigkeit, Unfähigkeit und Vorurteile übelgesinnter Pförtner der Stadt Rom zu lernen gab. Das waren nur diejenigen, die beim ersten Anblick beschlossen, mein munteres Gesicht nicht leiden zu können. Dazu gab es noch genug Faultiere, Klatschbasen, Besoffene, Kleinkriminelle, Nachbarschaftsvergewaltiger und Taugenichtse, die zu sehr mit ihrem eigenen Fortkommen beschäftigt waren, um mich einzulassen. Mein einziger Schutz bestand darin,

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