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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Hauptfeldwebel wirklich Peter Fichtl gemeint hat, dann weiß er doch jetzt, dass er den Falschen erwischt hat. Sie sind irgendwo auf Übung, irgendwo im Nirgendwo des Karwendels. Er wird es wieder versuchen. Was, wenn er diesmal den Richtigen erwischt? Was, wenn er es wie einen Unfall aussehen lassen will? Dann haben wir nichts in der Hand.«
    »Doch, diese Sportergebnisse«, sagte Irmi zögernd.
    »Ach, komm, dafür wird der Filser schon Erklärungen finden. Das wird irgendwie ausgebügelt werden! Der fränkische Oberst wird sich vor ihn stellen. Vor den anderen Franken. Wir müssen Peter Fichtl finden, mit ihm reden.«
    »Und ihm sein Leben retten, eventuell«, schickte Irmi hinterher.
    »Wenn es nicht schon zu spät ist. Die sind seit vielen Stunden unterwegs.«
    »Stimmt, bis Dienstag dauert alles viel zu lang. Wir müssen da hinauf. Wir müssen Fichtl warnen und diesen Filser mit seinen Ergebnissen konfrontieren. Wir brauchen seine DNA, seine Fingerabdrücke.«
    »Willst du zur Staatsanwaltschaft? Wir brauchen doch einen Beschluss?«, fragte Kathi.
    »Den können wir uns in die Haare schmieren oder Papierflieger draus basteln!«, rief Irmi. »Da kollidiert Polizeirecht mit Militärrecht. Bis wir da weiterkommen, haben die alles vertuscht. Wir haben nur eine Chance: einen Überraschungsangriff, bevor die zurück sind.«
    »Wir wissen doch nicht mal, wo die genau stecken, oder«, meinte Kathi ungewohnt zögerlich.
    »Das wissen wir gleich.« Irmi zwinkerte Kathi zu und brüllte dann durch den Gang: »Sailer!«
    Der kam gemächlichen Schrittes angetrottet. »Frau Irmgard, Sie san heut so angestrengt.«
    Das war in Sailers kleinem Universum ein Unding. Sailer strengte sich niemals über Gebühr an, nicht über sein Gehalt, nicht über seine Arbeitsstundenzahl hinaus. Sailer verließ das Gebäude und war der Privatsailer, der im Garten werkelte, angelte, Rennrad fuhr und seine Verwandten besuchte. Oder der mit dem Rennrad seine Verwandten besuchte. Sailer war wahrscheinlich ein Philosoph, in der Welt, wie Sailer sie sah.
    Irmi verkniff sich jede bissige Erwiderung. »Ja, Sailer, mir fehlt Ihr Stoizismus.«
    »Hä?«
    »Sailer, Sie müssten Ihre Kusinentochter noch mal anrufen. Wir müssen wissen, wo genau eine bestimmte 48-Stunden-Gebirgsübung stattfindet. Wir haben diese Frage aber nie gestellt.«
    Er machte nochmals »hä?«, aber dann strahlte er. »Ach so, Sie moanen, dass de Tanja ned sogn soll, dass mir des haben wissen wollen.«
    »Genau, Sailer, genau!«
    Und wieder schaffte es Sailer nach einer langen Vorrede (diesmal ging es um einen kapitalen Waller, den irgendein Schorsch anno Schnee geangelt hatte), Tanja etwas zu entlocken. »I hob aber ned g'frogt. Des ist wichtig«, schärfte er ihr noch ein. Und als er aufgelegt hatte, versicherte Sailer Irmi erst mal, dass Tanja kein Wort über die Lippen kommen werde.
    »Und wo sind die nun?«, fragte Kathi ungeduldig.
    »Des is oafach.«
    »Schön, Sailer, einfach haben wir gerne! Wo?«
    »De san in der Dammkar-Abfahrt. De Tanja hot g'sogt, dass de Karwendelbahn für den normalen Betrieb offen is, dass man auffi kann, bloß ned durch den Tunnel und ned den Weg zum Dammkar-Haus gehen darf. Aber de meisten Gäst wolln ja eh bloß ins Tal schaugn, de laffen ja kaum«, sagte Sailer.
    Wie recht der Mann hatte!

17
    Sobald Sailer draußen war, zückte Irmi ihr Handy und rief Vitus Weingand an. Er ging sofort ran.
    »Vitus, wir brauchen dich.« Irmi schilderte kurz ihr Anliegen. Sie erklärte, dass sie Fichtl unbedingt als Zeugen befragen müsse, verschwieg jedoch ihre Befürchtung, dass es den falschen Fichtl erwischt hatte. »Du kennst doch sicher Leute an der Bahn, oder? Es könnte nämlich schwierig werden, dass die uns durchlassen.«
    »Freilich kenn i die Liftler, fast alle sogar. I kimm glei an die Talstation. Passt es dir um Viertel vier?«
    »Sehr gut, dann bis gleich!«, meinte Irmi erleichtert und beendete das Gespräch.
    Kathi sah sie gespannt an. »Und?«
    »Er kommt direkt an die Talstation der Gondel. Es beruhigt mich, wenn er dabei ist. Der kennt das Karwendel wie seinen Hosensack.«
    »Na dann, auf ins Gefecht! Ich zieh schnell andere Schuhe an, oder.«
    Stimmt, dachte Irmi, mit Flipflops ist Kathi am Berg schlecht gerüstet. Sie selbst zog sich ihre Bergschuhe an und packte eine Fleecejacke ein, die sie immer im Büroschrank hatte.
    Es war Viertel nach drei, als sie an der Talstation der Gondel ankamen. Vitus stand am Eingang. Er trug eine kurze

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