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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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oder Motorradfahrer, die den Kurven ihren Willen hatten aufzwingen wollen, herausgefordert. Natürlich ist das Quatsch, dachte Irmi. Wer fahrlässig handelt, ist selber schuld. Aber vielleicht waren es doch die Berggötter, die grollten. Womöglich wollten sie sich für die schorfigen Wunden der Bergwege rächen und für das kalte Metall der Klettersteige.
    »Ich hätte die Leitung im Tunnel gehabt.« Fichtls Stimme brach.
    »Er wollte Ihnen eine Falle stellen, er wollte es wie einen Unfall aussehen lassen. Die Sprengstoffexperten haben alles gefunden. Filser hätte es in der Hand gehabt.« Oder eben nicht, dachte Irmi. Es war ihm entglitten. Es gab keine perfekten Verbrechen, weil es keine perfekten Verbrecher gab. Weil Menschen an irgendeiner Stelle eben doch Opfer ihrer Angst oder auch nur ihres Größenwahns wurden. Früher oder manches Mal viel später. Sie lächelte Fichtl an. »Wirklich beweisen werden wir das aber nie können.«
    »Nein, und außerdem wird die Bundeswehr doch alles unter den Teppich kehren«, murmelte Meike.
    »Ich werde sowieso gehen. Gehen müssen. Gehen wollen«, sagte Fichtl. Seine Augen waren auf Irmi gerichtet. »Und Sie, für Sie hat das doch sicher auch ein Nachspiel.«
    Irmi wollte ihm nicht von den langwierigen Befragungen erzählen, nicht vom tobenden Chef, nicht vom Staatsanwalt, der im Fünfeck sprang. Nicht davon, dass sie sich vor Kathi und Vitus gestellt hatte. Nicht von einer kurzfristigen Suspendierung, die aber wieder aufgehoben worden war. Nicht zuletzt, weil die Medien aus ihr eine Heldin gemacht hatten. Das noch andauernde Gerangel zwischen Polizei und Bundeswehr wurde inzwischen auf höherer Ebene ausgefochten.
    »Ach, die Aufregung legt sich wieder«, wiegelte Irmi ab.
    »Wenn Sie nicht so stur gewesen wären, wär ich jetzt tot! Sie haben mein Leben gerettet«, sagte Fichtl mit einem Beben in der Stimme.
    »Sie sind eine Heldin. Sie sind toll!«, sagte Meike und umarmte Irmi spontan.
    »Halb so wild. Werden Sie erst mal gesund, Herr Fichtl!«
    Irmi war auf einmal ganz leicht zumute. Und sie hatte ein paar Tränen in den Augenwinkeln.
    Als sie ihr Büro betrat, fühlte sie sich auf einmal wach. Das konnte auch daran liegen, dass der Herbst das Wetterzepter übernommen hatte. Die Luft war morgenfeucht gewesen, man hatte den Sauerstoff riechen können. Jetzt war sie klar und kühl. Die Sonne wärmte, aber sie verursachte keine Brandwunden mehr.
    Kathi sah sie interessiert an. »Du siehst so zufrieden aus.«
    »Ja, ich war in Murnau. Peter Fichtl geht's schon wieder recht gut«, sagte Irmi.
    »Schön«, meinte Kathi und schaute Irmi prüfend an. »Kommt da noch was nach? Du schaust so ...«
    Irmi grinste. »Rate mal, wer an seinem Bett gesessen ist!«
    »Der Bürgermeister von Mittenwald? Seine Mutter? Beckenbauer? Der Papst? Der Heilige Geist?«
    Irmi schüttelte den Kopf. »Meike, die schöne Almbäuerin.«
    »Den einen Zwilling gegen den anderen ausgetauscht, oder?« Kathis Ton war eher gutmütig, nicht so bissig, wie Irmi es von ihr gewohnt war. Seit ihrem Gespräch war sie ohnehin viel zugänglicher und bemühter als früher.
    »Das weiß ich nicht. Aber was ich weiß, ist, dass die beiden Unterlagen über Bisonzucht vor sich hatten und Peter Fichtl augenscheinlich die Pläne seines Bruders realisieren will. Auf dem elterlichen Hof.«
    »Wird der nicht einsitzen müssen oder sonst wie verknackt werden wegen Verscherbelung von Staatseigentum?«, wollte Kathi wissen.
    »Da wird sicher was anstehen. Dass er den Bund unehrenhaft verlässt, ist wahrscheinlich. Aber es gibt ja noch ein Leben danach ...« Irmi betrachtete ihre Kollegin. Es gab immer ein Leben danach, nicht immer ein besseres, aber ein anderes.
    »Hmm.« Kathi blickte auf die Tischplatte. Als sie hochsah, standen ihr ein paar Tränen in den Augen.
    Das scheint heute der Heulsusentag zu sein, dachte Irmi. Es gab Tage, an denen man näher am Wasser gebaut hatte. Und das waren nicht unbedingt die schlechtesten Tage. Es waren die sanften, die Tage voller Melancholie. Die überhaupt Platz ließen für Gefühle.
    »Hast du? Ich meine ...«
    »Schau nicht so!« Kathi lachte plötzlich laut auf. »Ja, ich hab. Ich habe den Fußballgott abserviert, oder. Er war zutiefst entsetzt. Das ist ihm wohl noch nie passiert. Und ich hab gesagt, dass es, wenn es sowieso bloß um Sex geht, wirklich bessere gibt als ihn.«
    Irmi gluckste.
    Kathi klang deutlich kleinlauter, als sie hinzufügte: »Das hat natürlich so nicht

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