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Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Titel: Mord im Herbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war, konnte nicht als Entschuldigung für die Überwachung herhalten. Warum hatte er ihn nicht in Ruhe gelassen, als er sich in Rom in seinen Erinnerungen bewegte? Warum war er ihm gefolgt? Es war zu einfach, zu sagen, dass er sich Sorgen gemacht hätte, es könnte dem Vater etwas zustoßen.
    Wallander erinnerte sich gut an das Gefühl von damals. Er hatte sich keine besonderen Sorgen gemacht. Er war ganz einfach neugierig gewesen.
    Es war, als ob die Zeit schrumpfte. Es hätte gestern gewesen sein können, dass er auf dieser Straße fuhr, um seinen Vater zu besuchen, mit ihm Karten zu spielen, einen Schnaps zu trinken und dann einen Streit über etwas vollkommen Bedeutungsloses anzufangen.
    Der Alte fehlt mir, dachte Wallander. Schließlich war er der einzige Vater, den ich habe. Oft war er ziemlich ätzend und konnte mich zur Weißglut bringen. Aber er fehlt mir. Daran führt kein Weg vorbei.
    Er nahm die vertraute Abfahrt und erkannte das Dach des Hauses, das seinem Vater gehört hatte, bog aber nicht auf den Zufahrtsweg ein, sondern fuhr in die entgegengesetzte Richtung weiter.
    Nach zweihundert Metern hielt er an und stieg aus. Der Regen hatte nachgelassen.
    Karl Erikssons Haus lag in einem verwahrlosten Garten. Es war ein alter Schonenhof mit ehemals zwei Flügeln. Jetzt war der eine verschwunden, vielleicht war er abgebrannt, vielleicht abgerissen. Das Haus mit dem Garten lag einsam, wie hingeworfen, auf dem Acker. Weit entfernt hörte Wallander einen Traktor. Der Boden war gepflügt und wartete auf die Winterdecke.
    Wallander öffnete das knirschende Tor und betrat den Hofplatz. Der Kiesweg war wohl seit Jahren nicht mehr geharkt worden. Eine Krähenschar protestierte in einer hohen Kastanie direkt vor dem Haus. Vielleicht war es ein von alters her gehegter und gepflegter Baum. Wallander hielt inne und lauschte. Er musste die Geräusche mögen, die ein Haus umgaben, um überlegen zu können, ob er darin leben wollte. Wenn das Geräusch des Windes oder die Stille ihm nicht richtig vorkam, konnte er ebenso gut gleich wieder kehrtmachen und wegfahren. Aber was er hörte, machte ihn ruhig. Es war die Stille des Herbstes, des schonischen Herbstes in Erwartung des Winters.
    Wallander ging um das Haus herum. Auf der Rückseite standen ein paar Apfelbäume, Johannisbeersträucher und einige verfallene Steinmöbel. Er streifte durchs Herbstlaub, stolperte über etwas auf dem Boden, vielleicht waren es die Reste einer alten Harke, und kehrte dann zurück zur Vorderseite des Hauses. Er tippte, welcher Schlüssel der richtige sein mochte, steckte ihn ins Schlüsselloch und drehte um.
    Drinnen roch es dumpf und muffig. Ein herber Altmännergeruch. Er ging durch die Zimmer. Die Möbel waren altmodisch, an den Wänden hingen Bilder mit Sprichwörtern. Ein alter Fernsehapparat stand in dem Zimmer, das wohl das Schlafzimmer des alten Mannes gewesen war. Wallander ging in die Küche. Der Kühlschrank war abgeschaltet. In der Spüle lag eine halb verweste Maus. Er stieg die Treppe ins Obergeschoss hinauf, das lediglich ein Dachboden ohne Einrichtung war. Ihm war klar, dass das Haus viel Arbeit verlangen würde. Und es würde nicht billig werden, selbst wenn er vieles selbst machen konnte.
    Er ging wieder nach unten, setzte sich vorsichtig auf ein altes Sofa und wählte die Nummer des Polizeipräsidiums. Es dauerte eine ganze Weile, bis Martinsson sich meldete.
    »Wo bist du?«, fragte Martinsson.
    »Früher fragte man, wie es den Leuten geht«, antwortete Wallander. »Heute fragt man, wo sie sich aufhalten. Unsere Begrüßungsformeln haben wirklich eine Revolution durchgemacht.«
    »Rufst du an, um mir das zu sagen?«
    »Ich sitze in dem Haus.«
    »Was findest du?«
    »Ich weiß nicht. Das Haus kommt mir fremd vor.«
    »Es ist ja das erste Mal, dass du da bist. Natürlich ist es fremd.«
    »Ich möchte gern wissen, welchen Preis ihr euch vorgestellt habt. Ich will nicht anfangen, mir Gedanken zu machen, bevor ich es weiß. Dir ist wohl klar, dass hier eine Menge zu tun ist.«
    »Ich bin da gewesen. Ich weiß.«
    Wallander wartete. Er hörte Martinsson atmen.
    »Es ist gar nicht einfach, mit guten Freunden Geschäfte zu machen«, sagte Martinsson schließlich. »Das wird mir jetzt klar.«
    »Betrachte mich als Feind«, entgegnete Wallander heiter. »Aber ruhig als armen Feind.«
    Martinsson lachte.
    »Wir hatten an einen Spottpreis gedacht. 500.000. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Wallander hatte sich schon ausgerechnet, dass

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