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Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Titel: Mord im Herbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sich meldete.
    »Weiter kann ich mit dem Preis nicht heruntergehen. Meine Frau findet, dass ich schon viel zu gutmütig gewesen bin.«
    »Es geht nicht um den Preis.«
    »Worum denn dann?«
    »Komm her.«
    »Ist was passiert?«
    »Komm her. Tu es einfach. Komm.«
    Martinsson begriff, dass es sich um etwas Wichtiges handelte. Er stellte keine weiteren Fragen. Wallander ging im Garten auf und ab und untersuchte den Boden, während er darauf wartete, dass der Polizeiwagen auftauchte. Es dauerte neunzehn Minuten. Martinsson war schnell gefahren. Wallander ging ihm zur Vorderseite des Hauses entgegen. Martinsson wirkte besorgt.
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich bin gestolpert.«
    Martinsson sah ihn verblüfft an.
    »Und deshalb rufst du an und lässt mich kommen?«
    »Gewissermaßen ja. Ich möchte, dass du dir ansiehst, worüber ich gestolpert bin.«
    Sie gingen hinters Haus. Wallander zeigte auf die Knochen. Martinsson zuckte zusammen.
    »Was ist das, verdammt noch mal?«
    »Es sieht aus wie eine Hand. Ob es Teil eines ganzen Skeletts ist, kann ich natürlich nicht sagen.«
    Martinsson starrte ungläubig auf die Hand.
    »Ich begreife nichts.«
    »Eine Hand ist eine Hand. Eine tote Hand ist die Hand eines Toten. Weil dies hier kein Friedhof ist, kann etwas nicht stimmen.«
    Sie standen reglos da und betrachteten die Hand. Wallander hätte gern gewusst, was Martinsson dachte. Dann fragte er sich, was er selbst dachte.
     
    Der Gedanke an den Kauf dieses Hauses hatte sich jedenfalls verflüchtigt.

5.
     
    Zwei Stunden später war der Hof abgesperrt, und die Spurensicherung hatte ihre Arbeit aufgenommen. Martinsson hatte versucht, Wallander nach Hause zu schicken, weil es sein freier Tag war. Aber Wallander blieb, sein Sonntag war nicht mehr zu retten.
    Er fragte sich, was geschehen wäre, wenn er nicht über die Hand gestolpert wäre. Wenn er das Haus gekauft und erst später die menschlichen Knochen entdeckt hätte. Wie würde er reagieren, wenn sich zeigte, dass ein ganzes Skelett in der Erde lag?
    Ein Polizeibeamter kauft von einem Kollegen ein Haus und entdeckt, dass irgendwann ein schweres Verbrechen auf dem Hof begangen worden ist.
    Er sah Zeitungen mit Kriegsschlagzeilen vor sich.
    Die Gerichtsmedizinerin aus Lund hieß Stina Hurlén und war nach Wallanders Überzeugung viel zu jung für ihre Aufgabe. Aber natürlich sagte er nichts. Zu ihren Vorzügen gehörte jedoch, dass sie sehr gewissenhaft war.
    Martinsson und Wallander warteten, während Hurlén eine erste Untersuchung vornahm. Im Hintergrund war die gereizte Stimme Nybergs, des Chefs der Spurensicherung, zu hören. Wallander meinte, diese gereizte Stimme schon tausendmal gehört zu haben. Diesmal fehlte eine Abdeckplane.
    Sie hat immer gefehlt, dachte er. In all meinen Jahren als Polizist hat immer eine verfluchte Abdeckplane gefehlt.
    Stina Hurlén richtete sich auf.
    »Es ist auf jeden Fall eine menschliche Hand. Die Hand eines Erwachsenen. Keines Kindes.«
    »Wie lange hat sie dort gelegen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber irgendetwas können Sie doch sagen?«
    »Sie wissen, dass ich nicht gern Vermutungen anstelle. Außerdem bin ich keine Spezialistin für Knochenreste.«
    Wallander betrachtete sie schweigend.
    »Wir stellen Vermutungen an«, sagte er schließlich. »Ich tue es, und Sie tun es. Weil wir nichts wissen. Aber die Vermutungen können uns helfen, voranzukommen. Auch wenn sie sich später als falsch erweisen.«
    Stina Hurlén überlegte.
    »Also vermute ich mal«, sagte sie. »Es kann völlig falsch sein. Aber ich glaube, diese Hand liegt hier schon lange.«
    »Warum glauben Sie das?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube es nicht einmal. Ich rate nur. Vielleicht könnte man sagen, dass die Erfahrung auf Autopilot geschaltet ist.«
    Wallander überließ sie ihrem Schicksal und ging hinüber zu Martinsson, der telefonierte. Er hatte einen Kaffeebecher in der Hand und hielt ihn Wallander hin. Keiner von ihnen nahm Zucker oder Milch. Wallander trank einen Schluck. Martinsson beendete sein Telefonat.
    »Hurlén glaubt, dass die Hand lange in der Erde gelegen hat.«
    »Hurlén?«
    »Die Gerichtsmedizinerin. Hast du noch nie mit ihr zu tun gehabt?«
    »Sie wechseln ja in Lund andauernd. Wo bleiben eigentlich die alten Gerichtsmediziner? Sie verschwinden einfach in einem eigenen Himmel.«
    »Wohin sie auch verschwinden mögen, Hurlén glaubt jedenfalls, dass die Hand schon lange hier gelegen hat. Das kann natürlich alles und nichts bedeuten. Aber

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