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Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Unternehmen war in einem
dreistöckigen, T-förmigen Gebäude untergebracht, das fast brandneu wirkte und
von einem sauber geschnittenen Rasen und symmetrisch angeordneten Büschen
umgeben war. Alles machte einen ausgesprochen aseptischen Eindruck, einschließlich
des drei Meter hohen Drahtzauns um das Grundstück. Am Tor stand ein
uniformierter Wachmann, der mich weiterwinkte, als er meine Dienstmarke sah.
Ich parkte den Healey in einer Parklücke, die ausschließlich für leitende
Angestellte reserviert war, und betrat das Gebäude.
    Eine überlegen wirkende
Empfangsdame, die aussah, als entspräche es ihrer Vorstellung von äußerster
Lebensfreude, eine IBM-Schreibmaschine für jede Hand zur Verfügung zu haben,
lächelte herablassend, als ich bat, Mr. Browning aufsuchen zu dürfen.
    »Leider ist das völlig
unmöglich ohne vorherige Terminvereinbarung«, sagte sie selbstzufrieden.
    »Ich bin Lieutenant Wheeler vom
Büro des Sheriffs«, sagte ich. »Sie werden doch wohl kaum wollen, daß ich mit
einem Revolver in der einen Hand und Handschellen in der anderen in ein Büro
hineinplatze, oder?«
    Sie öffnete den Mund, um etwas
zu sagen, änderte dann ihre Absicht und schloß ihn wieder. Fünf Sekunden später
nahm sie den Telefonhörer ab, und sechzig Sekunden später befand ich mich in
Brownings Büro. Es war ebenso geräumig und aseptisch wie der Rest des Gebäudes
und wie Browning selbst. Er war ein großer dünner Bursche von Mitte Vierzig,
mit einem rosigen Teint, der etwas sauber Geschrubbtes an sich hatte, und
schwarzem Haar, das an den Schläfen grau zu werden begann. Seine Zähne waren
makellos und glänzten weiß, als er lächelte, während wir uns die Hände
schüttelten, aber seine grauen Augen waren kalt und wachsam. Wer mag es schon,
wenn die Polente unangemeldet hereinplatzt?
    »Setzen Sie sich, Lieutenant.«
Seine Stimme war ein herzhafter Bariton. »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich ließ mich auf etwas nieder, das irgend jemandens abseitiger Idee von aus Plastik hergestelltem Komfort entsprach, und griff nach
einer Zigarette. »In einem Motelzimmer wurden gestern nacht zwei Leute ermordet«, sagte ich. »Ihre
Sekretärin, Mrs. O’Hara, und einer Ihrer
Forschungschemiker, Justin Everard .«
    Die rosige Farbe wich aus dem
sauber geschrubbten Gesicht und wurde durch eine grünliche ersetzt. »Ist das
Ihr Ernst?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Miss Trent hat vor ungefähr
einer Stunde beide Leichen identifiziert«, sagte ich.
    »Das ist unglaublich«, murmelte
er. »Wer sollte die beiden umbringen wollen? Sie waren zusammen in einem Motelzimmer , sagten Sie?«
    »Splitterfasernackt«, sagte ich
brutal. »Ein Messer ragte aus der linken Brust der Frau heraus, das andere
steckte zwischen den Schulterblättern des Mannes.«
    »Ich habe mich schon gewundert,
warum Mrs. O’Hara heute morgen nicht zur Arbeit erschienen ist. Ich dachte, sie hätte sich vielleicht erkältet
oder es sei ihr sonst etwas Ungewöhnliches zugestoßen. Während der ganzen Zeit,
die sie hier gearbeitet hat, glaube ich nicht, daß sie mehr als drei Tage wegen
Krankheit gefehlt hat, wissen Sie.« Er fuhr sich mit dem Handrücken über den
Mund. »Was, zum Teufel, sagte ich da!«
    »Das war natürlich ein Schock«,
sagte ich großmütig. »Aber Sie sind sich wohl im klaren ,
daß hier ein Doppelmord vorliegt und daß ich alle Hilfe brauche, die ich
bekommen kann.«
    »Natürlich.« Er zog sein
Taschentuch heraus und betupfte sich sorgfältig das Gesicht. »Wir werden Ihnen
in jeder Weise behilflich sein, soweit das möglich ist, Lieutenant.«
    »Haben Sie eine Ahnung, ob
jemand einen Grund haben könnte, einen von beiden umzubringen?«
    »Nicht die geringste.« Er
schüttelte energisch den Kopf. »Sie waren beide auf ihrem Gebiet ausgezeichnete
Mitarbeiter. Und wenn ich es mir recht überlege, bestand die einzige
Ähnlichkeit zwischen den beiden darin, daß sie sehr reserviert waren. Sie
schienen keinerlei persönliche Beziehungen innerhalb der Organisation zu
pflegen. Mrs. O’Hara war Witwe. Das wissen Sie
wahrscheinlich bereits.«
    »Sie hat vor zwei Jahren ihren
Mann bei einem Autounfall verloren«, sagte ich.
    »Sie hatte schon vor ihrer
Heirat bei uns gearbeitet, und wir waren froh, daß sie nach der Tragödie wieder
zu uns zurückkehrte.« Browning betupfte sich erneut das Gesicht. »Ich möchte
sagen, sie war in moralischer und charakterlicher Hinsicht vorbildlich.«
    »Sie war eine Nymphomanin«,
sagte ich kalt.

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