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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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eigentlich faszinierend. Sie braucht nur den kleinen Finger zu heben und ganz höflich um etwas zu bitten – schon ist der ganze Zug auf den Beinen.»
    «Das ist bei meinem Freund Monsieur Bouc auch so», sagte Poirot. «Aber es kommt daher, dass er ein Direktor der Gesellschaft ist, und hat nichts mit seiner starken Persönlichkeit zu tun.»
    Mary Debenham lächelte.
    So ging der Vormittag dahin. Etliche Reisende, auch Poirot, blieben im Speisewagen. Man hatte wohl das Gefühl, gemeinsam die Zeit angenehmer zu verbringen. So bekam er noch einiges mehr über Mrs. Hubbards Tochter zu hören und lernte die Lebensgewohnheiten des verstorbenen Mr. Hubbard kennen, angefangen beim morgendlichen Aufstehen und seinen Frühstücksflocken, endend beim abendlichen Schlafengehen in Bettsocken, die Mrs. Hubbard – eine Lebensgewohnheit ihrerseits – für ihn zu stricken pflegte.
    Während er gerade dem etwas wirren Vortrag der Schwedin über die Ziele ihrer Mission lauschte, kam einer der Schlafwagenschaffner und blieb neben ihm stehen.
    «Pardon, Monsieur.»
    «Ja?»
    «Eine Empfehlung von Monsieur Bouc, und er wäre froh, wenn Sie die Güte hätten, auf ein paar Minuten zu ihm zu kommen.»
    Poirot stand auf, entschuldigte sich bei der Schwedin und folgte dem Mann aus dem Speisewagen.
    Es war nicht der Schaffner seines Schlafwagens, sondern ein sehr großer, blonder Mann.
    Er folgte ihm durch den eigenen Wagen und den nächsten. Dann klopfte der Schaffner an eine Tür und trat beiseite, um Poirot eintreten zu lassen.
    Es war nicht Monsieur Boucs Abteil, sondern eines in der zweiten Klasse, das man wahrscheinlich wegen seiner etwas größeren Maße gewählt hatte. Es wirkte jedenfalls schon jetzt ein wenig überfüllt.
    Monsieur Bouc saß auf dem kleinen Sitz in der Fensterecke, ihm gegenüber ein sonnenverbrannter kleiner Mann, der in den Schnee hinausblickte. In der Mitte standen, so dass Poirot nicht weiter hineingehen konnte, ein großer Mann in blauer Uniform (der chef de train) und Poirots eigener Schlafwagenschaffner.
    «Ah, mein lieber Freund», rief Monsieur Bouc. «Kommen Sie herein. Wir brauchen Sie.»
    Der kleine Mann in der anderen Fensterecke rutschte ein Stückchen zur Seite, und Poirot drängte sich an den beiden Stehenden vorbei und setzte sich seinem Freund gegenüber.
    Der Ausdruck in Monsieur Boucs Gesicht gab ihm, wie dieser selbst es ausdrücken würde, schwer zu denken. Es war deutlich zu sehen, dass sich etwas außer der Reihe ereignet haben musste.
    «Was ist passiert?», fragte er.
    «Das fragen Sie mit Recht. Zuerst dieser Schnee – der Aufenthalt. Und nun –»
    Er hielt inne, und dem Schlafwagenschaffner entrang sich ein halb erstickter Seufzer.
    «Und nun – was?»
    «Nun liegt ein Fahrgast tot in seinem Abteil – erstochen.»
    Monsieur Bouc sprach in einem Ton stiller Verzweiflung.
    «Ein Fahrgast? Welcher?»
    «Ein Amerikaner. Ein Mann namens – namens –» Er sah in seinen Notizen nach. «Ratchett – ist das richtig? – Ratchett?»
    «Ja, Monsieur», stieß der Schlafwagenschaffner hervor.
    Poirot sah ihn an. Der Mann war kreidebleich.
    «Er sollte sich lieber hinsetzen», sagte Poirot. «Sonst bricht er uns noch zusammen.»
    Der Zugführer machte Platz, und der Schaffner sank in eine Ecke und grub das Gesicht in die Hände.
    «Brrr», machte Poirot. «Das ist ernst.»
    «Und wie ernst das ist! Zum einen ein Mord – schon das ist eine Katastrophe erster Güte. Aber nicht nur das, hinzu kommen noch die außergewöhnlichen Umstände. Wir stecken hier fest. Das kann Stunden dauern – nicht nur Stunden – Tage! Ein weiterer Umstand: In den meisten Ländern, durch die wir kommen, haben wir die jeweilige Polizei im Zug. Aber in Jugoslawien – nein. Verstehen Sie?»
    «Eine schwierige Situation», sagte Poirot.
    «Es kommt noch schlimmer. Dr. Constantine – Verzeihung, ich habe Sie noch nicht vorgestellt – Dr. Constantine, Monsieur Poirot.»
    Der sonnenverbrannte kleine Mann verneigte sich, Poirot ebenfalls.
    «Dr. Constantine ist der Meinung, dass der Tod heute Nacht gegen ein Uhr eingetreten sein muss.»
    «Das ist in solchen Fällen immer schwer zu beurteilen», erklärte der Arzt, «aber ich glaube mit Sicherheit sagen zu können, dass der Tod zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens eingetreten ist.»
    «Wann wurde dieser Mr. Ratchett zuletzt lebend gesehen?», fragte Poirot.
    «Wir wissen, dass er um zwanzig vor eins noch lebte, denn da hat er mit dem Schaffner gesprochen», sagte

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