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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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arme Bauern, betrügerische Markthändler oder namenlose Betrunkene auf den Gassen Thebens gewesen waren – ihre Geister fürchteten die Nubier und Libyer doch. Nirgendwo waren diese Geister so stark, so gefährlich wie in der Nähe von Gräbern. Deshalb hassten die Söldner, die nach Set-Maat abkommandiert waren, diesen nächtlichen Posten und deshalb wagten sie sich fast nie aus ihrer Festung heraus, solange Amuns goldener Wagen durch die Pforten der Nacht ging.
    Kenherchepeschef kletterte den Pfad vorsichtig bis zum Talgrund hinab. Das Mondlicht reichte kaum bis zu ihm hinunter. Die Felsen waren nur als schwarze, gezackte Wand zu erahnen, die scheinbar überall bis zum Himmel hinaufreichte. Die Steine waren inzwischen ausgekühlt und ruhig. Einmal rieselte irgendwo etwas Sand herab, doch sonst war die Stille so vollkommen, als stünde er in der untersten Kammer der Großen Pyramide. Trotzdem wusste er genau, wo er sich befand: Zu seiner Linken, dort, wo einer seiner Vorgänger einst das Grab des Haremhab versteckt hatte, öffnete sich eine schmale Seitenschlucht, einige Schritte zu seiner Rechten verbargen sich die Ruhestätten von Ramses dem Ersten und Sethos dem Ersten.
    Kenherchepeschef schritt vorsichtig am Talgrund weiter voran Richtung Nordosten. Er trat auf den Schutt, der den Zugang zum armseligen, aus nur drei Kammern bestehenden Grab des Tutanchamun verbarg, des Sohnes jenes Pharaos, dessen Namen niemand nennen durfte. Nach wenigen Schritten wandte er sich nach links und duckte sich hinter einem Felsen: Vor ihm lag ein weiteres, schmales Nebental, an dessen Ende das schwächliche Licht einer kleinen Öllampe flackerte. Es markierte den Eingang zum Grab des Merenptah – zum fast vollendeten Grab des Pharaos, an dem die Diener am Ort der Wahrheit seit sechs Jahren arbeiteten. Kenherchepeschef versuchte, in der Dunkelheit Einzelheiten zu erkennen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war ein Mann aus dem Dorf als Türwächter des Grabes abkommandiert, weil jeder Diener am Ort der Wahrheit wusste, dass man sich auf den Schutz durch die Medjai nicht verlassen konnte.
    Kenherchepeschef hatte dem Mann, der in dieser Nacht wachte, einen großen Krug guten Bieres spendiert. Der Mann, der noch nie zuvor erlebt hatte, dass der Erste Schreiber so großzügig sein konnte, hatte sich überschwänglich bedankt und sofort das Siegel des Kruges erbrochen, um einen großen Schluck zu nehmen. Kenherchepeschef hoffte, dass er inzwischen alles getrunken hatte – denn in den Krug hatte er so viel Schlafmittel aus Mohn gemischt, dass davon eine ganze Armee hätte betäubt werden können.
    Der Erste Schreiber schlich sich vorsichtig näher heran an die sorgfältig aus der Felsenflanke herausgehauene Öffnung zum Grab des Merenptah. Dann lächelte er, denn er entdeckte den Türwächter, der tief schlafend quer vor dem Eingang lag. Kenherchepeschef nahm die Öllampe und stieg vorsichtig über den Körper des Mannes hinweg ins Innere des Grabes.
    Hieroglyphen flackerten im Licht des kleinen, aus einem Lumpen geflochtenen Dochtes, doch er achtete nicht auf die heiligen Sprüche, sondern eilte den langen Gang hinab, durchquerte mehrere Kammern und gelangte so immer tiefer hinein in den Berg. Schließlich blieb er in der erst halb vollendeten Grabkammer stehen und wartete.
    Außerhalb des kleinen Lichtkreises der Öllampe war das Grab finster. Es war sehr schwer, die Zeit zu schätzen. Kenherchepeschef kam es so vor, als müsste er stundenlang ausharren, bis er schließlich bemerkte, dass er nicht mehr allein im Grab des Merenptah war.
    Sein Herz raste wie eine Handtrommel, auf der ein Musiker zu einem ekstatischen Tanz aufspielt. Kenherchepeschef griff zu einem dritten Amulett, das um seinen Hals baumelte, ein Ledersäckchen, in das ein Papyrusfetzen eingenäht war. Darauf hatte er eigenhändig einen magischen Spruch geschrieben, der die Dämonen der Nacht bannen sollte. Zugleich sagte ihm sein Verstand, dass da kein böser Geist, kein Medjai-Söldner oder sonst ein unerwünschter Besucher mit langsamen, tastenden Schritten den langen Gang hinabschritt, sondern dass es nur der Mensch sein konnte, mit dessen erzwungener Hilfe er sich eine goldene Zukunft aufbauen wollte.
    Die Schritte hallten leise durch das Grab, doch Kenherchepeschef konnte niemanden sehen. Erst als er schon glaubte, der Eindringling müsse gleich neben ihm stehen, sah er, dass seine Sinne in der Dunkelheit irregingen: Am fernen Ende des Ganges flackerte der gelbrote

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