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Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman

Titel: Mord im Tal der Koenige - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Schimmer einer weiteren Öllampe auf, die jemand mit ausgestrecktem Arm vor sich hertrug.
    »Ich wünsche dir ein langes Leben und Gesundheit«, sprach Kenherchepeschef die uralte Begrüßungsformel und zuckte dabei unwillkürlich zusammen. Seine Stimme klang, obwohl er beinahe geflüstert hatte, unnatürlich laut und tief. Doch er gewann seine Selbstbeherrschung sofort wieder, stellte seine Öllampe auf einen Vorsprung in der erst grob herausgehauenen Rückwand der Grabkammer, streckte die geöffneten Hände nach vorn und beugte das Knie. Zwar glaubte er nicht, dass der Neuankömmling besonderen Sinn für diese Geste hatte, denn er war schließlich nicht freiwillig hier, doch Kenherchepeschef hielt es stets für geschickt, höflich zu bleiben.
    »Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist«, fuhr der Erste Schreiber fort.
    »Ich hatte keine Wahl«, antwortete der Neuankömmling kalt. Er hielt seine Öllampe noch immer am ausgestreckten Arm, sodass Kenherchepeschef sein Gesicht nicht sehen konnte. Doch er erkannte die Stimme wieder und lächelte böse.
    »Dein Geheimnis wird mich zu einem reichen Mann machen«, sagte er spöttisch.
    »Deine Gier ist größer als dein Verstand«, antwortete der andere, »sonst hättest du mich nie an diesen Ort bestellt – hier, wo uns niemand sieht.«
    »Hier können wir in Ruhe über alle Einzelheiten reden«, entgegnete Kenherchepeschef, der plötzlich unruhig wurde.
    »Du kennst mein Geheimnis, das ist wahr«, fuhr die Gestalt mit kalter Stimme unbeirrt fort. »Doch wenn du stirbst, dann stirbt mein Geheimnis mit dir!«
    Kenherchepeschef konnte noch immer nicht das Gesicht seines Gegenübers erkennen, doch er sah, wie dessen zweite Hand plötzlich im flackernden Lichtkreis auftauchte.
    Sie umklammerte einen großen, beidseitig scharf geschliffenen Dolch aus schwarzer Bronze. Dann schleuderte der andere seine Öllampe fort, die mit einem leisen Klirren an einem bemalten Pfeiler zerschellte und erlosch. Die Gestalt wurde von der Finsternis verschluckt.
    Kenherchepeschef stand schreckensstarr im kleinen hellen Schimmer seiner Öllampe.
    »Du kannst mich nicht töten!«, rief er mit halb erstickter, krächzender Stimme in die Dunkelheit hinein. »Es ist dir verboten, mich zu töten!«
    Er lauschte nach Schritten oder Atemzügen in der Finsternis, doch er konnte nichts vernehmen. Er griff mit der Rechten nach dem magischen Papyrus, den er um den Hals trug, und flüsterte einen Spruch, mit dem das Böse gebannt werden sollte.
    Doch er sollte die Zauberformel nie beenden. Plötzlich sah er den Dolch im Lichtkreis seiner eigenen Öllampe, dann stieß die Hand des anderen blitzschnell zu wie eine Kobra, die ihre Zähne in ein Opfer schlägt.
    Kenherchepeschef stieß einen gurgelnden Schrei aus, als die lange Klinge in einem einzigen Augenblick in seine Brust gerammt, herumgedreht und wieder herausgerissen wurde.

2. BUCHROLLE

D ER EHRGEIZIGE S CHREIBER
    Jahr 6 des Merenptah, Achet, 6. Tag des Paophi, Palast des Hohepriesters Userhet, Theben
    Rechmire wurde vom leisen Klopfen der Sklavin geweckt. Er murmelte verschlafen einen Fluch des krokodilgestaltigen Sobek, drehte sich auf den Rücken, schlug die Augen auf – und wusste im ersten Augenblick nicht, wo er sich befand. Er lag auf einem breiten Bett; die vier Pfosten aus vergoldetem Zedernholz, die das Lager trugen, wurden von je einer fein geschnitzten und bemalten Statuette der löwenköpfigen Göttin Sechmet bekrönt. Die Decken waren aus feinstem, durchsichtigen Leinen. Das Bett stand in der Mitte eines Zimmers, das so groß war wie Rechmires ganzes Haus. Der Raum war kaum möbliert, was den Eindruck luxuriöser Leere noch verstärkte: Zwei große Truhen aus dunklem Ebenholz und eingelegtem Elfenbein lagen an einer Wand, gegenüber standen ein kleiner Tisch aus den gleichen Materialien und ein Klappstuhl aus feinstem Flechtwerk; darüber hing ein Spiegel aus massivem Silber, doppelt so groß wie der Schild eines Soldaten.
    Die Decke des Raums war weiß verputzt, der Boden bestand aus Tausenden von kleinen Lapislazuliplatten, in die Goldsplitter eingelegt worden waren. Die Wände waren rundum mit einem lebensgroßen, farbenfrohen Fresko des Papyrusdickichts am Nilufer verziert, in dem sich bunt gefiederte Enten versteckten. Jede Wand zeigte zudem eine reich gekleidete junge Frau, die, das Wurfholz in der erhobenen Rechten, auf der Entenjagd durch das sumpfige Dickicht schlich.
    Es war dieselbe Frau, die neben Rechmire im

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