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Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman

Titel: Mord im Tiergarten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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schon häufiger misstrauisch gegenüber der Künstlerin gewesen. Ihr Lebenswandel war ihm für eine germanische Walküre unpassend erschienen. Jetzt traf ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines Keulenschlages. Sie hatte ihn verhext, sie hatte ihm nur vorgegaukelt, ihn nach Walhall zu führen. Und er war darauf reingefallen.
    Da er nun um ihre Rasse wusste, konnte er sich auch das juckende Gefühl an seinen Fingerspitzen erklären. Es rührte von dem Ungeziefer her, das über ihren Leib kroch. Außerdem begriff er, warum er seine Verfolger in den vergangenen Tagen nicht mehr gesehen hatte. Sie hatten die Künstlerin geschickt, um seinen Plan zu verhindern.
    »Der Neger soll das Messer vor meine Füße schmeißen«, schrie er. »Los!« Er riss die heimtückische Judenhure an den Haaren, ging in die Knie und warf die Waffe ins Wasser. »Keinen Schritt näher. Sonst mache ich ernst, sonst schlitze ich ihr die Kehle auf.«
    »Ich warne Sie«, sagte der kräftige nackte Mann, den der Neger vorhin »Otto« genannt hatte. »Wenn Sie Igraine Raab verletzen, bringen wir zuerst das Boot zum Kentern und schaffen Sie dann ins Gefängnis. Walhall werden Sie dann niemals zu Gesicht bekommen. Das schwöre ich Ihnen, so wahr ich hier stehe.«
    »Zurück«, schrie er und blickte auf den bewusstlosen Emil von Trittin. Jetzt verstand er auch, warum sein früherer Weggefährte vom lichten Pfad abgekommen war und sich in der Wohnung der Künstlerin so unsittlich verhalten hatte. Sie hatte auch ihn verhext, sie hatte sie beide verhext, fast wäre ihr heimtückischer Plan aufgegangen, dass sie sich gegenseitig umbrachten. Was für eine raffinierte Schlange sie doch war!
    Für Emil von Trittin konnte er nichts mehr tun. Zu eng hatte sich der Kreis der Verfolger um sie geschlossen, aber zumindest einem von ihnen musste die Flucht gelingen, damit der Sieg der Itzigs nicht vollkommen war. Er griff der Judenhure unter die Achseln und schleifte sie mit sich über den Bootsanleger.
    »Überlegen Sie gut, was Ihnen wichtiger ist«, sagte Otto und folgte ihm sprungbereit. »Das Leben dieser Frau oder nach Walhall zu reisen? Noch lasse ich Ihnen die Wahl, aber ich warne Sie. Es steht in unserer Macht, das Boot zum Kentern zu bringen und Sie zu überwältigen. Wenn Sie die Frau freigeben, lassen wir Sie ziehen. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort.«
    Endlich hatte er den Rand des Anlegers erreicht und kniete sich zusammen mit der Judenhure hin. Am liebsten würde er sie einfach abstechen, aber er zweifelte nicht an der Entschlossenheit Ottos. In seinen Augen lag ein gefährliches Funkeln. Außerdem waren sie zu zweit. Das tagelange Hungern und der Schlafmangel hatten ihn geschwächt. Wenn es zu einem Kampf käme, hätte er ihrer Übermacht wenig entgegenzusetzen. Dann wäre alles umsonst gewesen.
    Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen schossen und er alle Zuversicht verlor. Er wollte sich auf den Boden legen, sich zusammenrollen und die Augen schließen. Er wollte nichts sehen, nichts denken und nichts fühlen, aber dann erinnerte er sich, wer er war. Er war schon lange nicht mehr der schwächliche Eigenbrötler. Längst hatte er bewiesen, dass er ein germanischer Krieger, ein unerschrockener Streiter Odins war. Er musste nur sein Ziel vor Augen behalten. Bis zum letzten Atemzug musste er seine Tapferkeit beweisen, um Einlass in die Ruhmeshalle zu bekommen. Deshalb durfte er sich auf keinen Handel mit diesen Leuten einlassen. Er würde tun, was getan werden musste. Ja, er würde das einzig Richtige tun.
    Während er die Festmacherleine löste, mit den Füßen nach der Sitzducht tastete und rückwärts ins Boot kletterte, schlossen sich seine Finger fester um den Messergriff. Das Ablegen und das Abstechen dieser Judenhure müssten so schnell vonstattengehen, dass er ihnen keine Angriffsfläche böte.
    Als er sich durch einen kurzen Seitenblick vergewisserte, dass alles vorbereitet und der rechte Zeitpunkt gekommen war, griff Otto blitzschnell zu und drehte seinen Arm so brutal nach hinten, dass ihm das Messer aus der Hand fiel. Während Otto die Judenhure an sich zog, gelang es ihm jedoch, sich von der Holzplanke abzudrücken.
    Er trieb auf die Havel hinaus und beobachtete, wie Otto zunächst den Neger davon abhielt, ins Wasser zu springen und ihm zu folgen, und dann Igraine Raab in seine Arme schloss. Ach, sollten sie diese verfluchte Judenhure doch haben. Sie war nichts wert. Ihr Schicksal war nicht wichtig und konnte in keiner Weise seinen

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