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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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ja noch
im Büro.«
    »Nein, die brauchen wir nicht.«
    »Was machen wir denn hier?«
    »Jemandem zwei Fragen stellen und sehen, wie er
reagiert. Das wird nicht lange dauern.«
    Das klang selbst in ihren Ohren rätselhaft. Aber Eva
Brunner schien diese Antwort zu genügen.
    Schweigend stiegen sie die Treppen hinauf und wurden
oben von einer offensichtlich missvergnügten Apolonia Rupp erwartet.
    »Nicht Sie schon wieder!«, lautete die abweisende
Begrüßung.
    »Ja«, sagte Paula, »ich schon wieder. Diesmal in
Begleitung von«, sie deutete mit einer knappen Handbewegung auf die
Uniformträgerin neben sich, »Frau Brunner. Ich verspreche Ihnen, Frau Rupp, es
dauert nicht lang. Ich habe nur zwei Fragen an Sie. Dürfen wir hereinkommen?«
    »Nein. Ich habe Gäste.«
    »Gut, dann führen wir die Vernehmung gleich hier im
Stehen vor Ihrer Wohnungstür durch. Wie gesagt, zwei Fragen. Die erste betrifft
Ihre Aussage vom …«
    Und da passierte etwas, was sie nicht erwartet hatte.
Denn genau um das zu vermeiden, hatte sie eigens Frau Brunner in ihrem
hoheitsrechtlichen Ornat mitgenommen. Frau Rupp knallte ihnen die Tür vor der
Nase zu.
    Paula holte tief Luft, klopfte an die Tür und rief
laut: »Aufmachen, hier ist die Polizei.« Dann wartete sie.
    Wenige Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, und
Frau Rupp funkelte sie erbost und zornbebend an. Noch bevor sie etwas sagen
konnte, zischte Paula: »Ich kann Sie jetzt und hier auch in Beugehaft nehmen,
wenn Ihnen das lieber ist. Warum, meinen Sie, dass Frau Brunner dabei ist?«
    Das Funkeln blieb, aber es wurde gemildert durch die
Sorge, dass die Nachbarn von diesem Intermezzo im Hausflur etwas mitbekommen
könnten. Sie wurden hereingelassen.
    Im Wohnzimmer, das, wie sie erwartet hatte, frei von
Gästen war, blieb Paula stehen und wiederholte ihre abgebrochene Frage.
    »Am Mittwoch sprachen Sie zweimal von dem Mordopfer
als Ihrer Erstgeborenen. Warum haben Sie uns angelogen, es war ja nicht Ihr
Kind. Sie haben es nicht zur Welt gebracht.«
    Apolonia Rupp antwortete nicht, heftete ihren Blick
auf Eva Brunner und musterte diese von oben bis unten und, nachdem sie bei den
schwarzen, auf Hochglanz polierten Schuhen angelangt war, wieder bis oben.
    Sollte sie es bei der Adoption belassen oder gleich
das »Delikatere«, das tief im Nebel des Nürnberger Tratsches der sechziger
Jahre waberte, zur Sprache bringen? Paula entschied sich für das Letztere.
    »Es war nicht Ihr Kind, aber das Ihres Mannes. Bewusst
falsche Zeugenaussagen sind im Übrigen strafbar. Ich gehe zu Ihren Gunsten
davon aus, dass Sie das nicht wussten, als Sie mich angelogen haben. Aber jetzt
will ich die Wahrheit hören.«
    Apolonia Rupp blickte die Kommissarin perplex an.
»Woher wissen Sie …?«
    »Wir wissen es eben. Das muss Ihnen genügen«,
antwortete Paula betont amtlich.
    Der unangenehm strenge Ton tat seine Wirkung, denn da
passierte die zweite Überraschung während dieser Vernehmung.
    »Bitte setzen Sie sich doch«, sagte Frau Rupp. Und
diese Aufforderung klang tatsächlich wie eine Bitte, höflich und freundlich.
    Nachdem Paula und Eva Brunner auf dem Sofa Platz
genommen hatten, setzte sich auch Frau Rupp auf ihren Stammplatz, den Holzstuhl
mit der geraden Lehne.
    »Ja, das stimmt. Elvira war nicht meine leibliche
Tochter. Sie war das Kind meines Mannes und einer unserer Angestellten.«
    Noch bevor Paula nachfragen konnte, fuhr Frau Rupp
fort. »Mein Mann jedoch wollte mich deswegen nicht verlassen, er beteuerte,
dass er nur mich liebe und dass das andere, das Techtelmechtel und die
Schwangerschaft also, nur ein unbedeutender Unfall gewesen sei. Aber das Kind,
also Elvira, wollte er haben, unbedingt. Das heißt: bei sich aufnehmen. Koste
es, was es wolle. Wenn er Elvira nicht bekommen hätte, hätte er auch mich
verlassen. Das hat er mir offen ins Gesicht gesagt. Ja, dieses Bankert war ihm
das Wichtigste und Teuerste in seinem Leben. Die ganze Zeit über, von dem
Moment an, wo er sie als Neugeborenes in den Armen hielt, bis zu dem Zeitpunkt,
als er gestorben ist. Wichtiger auch als seine eheliche Tochter, als Claudia.
Können Sie sich das vorstellen?«
    Paula zog es vor, darauf zu schweigen. Nur die
Schultern zog sie hoch, eine Geste, die ihre echte Verwunderung und
Verständnislosigkeit für Herrn Rupp andeuten sollte.
    Frau Rupp schien diese Reaktion zu genügen, denn nach
einer kurzen Pause sprach sie weiter.
    »Das war damals eine schwere Entscheidung für mich.
Entweder ich verlasse

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