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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Arbeit des Geldeintreibens erübrigen. In
dem Wissen, dass die »lieben Kolleginnen und Kollegen« dafür »sicher
Verständnis haben werden«, schloss sie das Schreiben.
    Als sie auch diese Mail abgesendet hatte, klingelte
das Telefon. Ohne auf die Nummer zu sehen, nahm sie ab und meldete sich mit
einem forschen »Ja, bitte«.
    »Fleischmann. Ich habe soeben Ihre Mail gelesen, Frau
Steiner, und habe dazu doch noch ein paar Fragen, wenn Sie gestatten. Wer ist
wir und uns?«
    Sie musste erst eine Weile überlegen, bevor sie
verstand, was er meinte. »Das sind Herr Bartels und ich. Denn ich denke, es ist
für ihn genauso wichtig wie für mich, dass er mit dieser Entscheidung
einverstanden ist. Also damit, dass wir Frau Brunner wieder in unser Team
aufnehmen.«
    »Aha. Bemerkenswert finde ich auch Ihre Formulierung
›Ihr Einverständnis in dieser Sache vorausgesetzt‹. Da weiß ich nicht so recht,
was ich davon halten soll. Ist das nun eine Frage an mich oder eine
Feststellung?«
    »Natürlich eine Frage, Herr Fleischmann.« Diesmal kam
die Antwort umgehend.
    »So, eine Frage. Sie fragen mich also, ob ich mit
Ihrer Entscheidung – oder sollten wir nicht besser sagen: mit Ihrem Wunsch –
einverstanden bin.«
    »Ja.«
    »Dann erzählen Sie mir doch mal, welche Gründe Ihrer
Meinung nach für die Aufhebung dieser Suspendierung, also für Ihren doch sehr
überraschenden Gesinnungswechsel sprechen. Denn noch vor drei Tagen hatten Sie
mich ausdrücklich gebeten, Frau Brunner in Trommens Kommission zu versetzen.«
    Jetzt bedauerte sie, Mail Nummer eins schon gelöscht
zu haben, sonst hätte sie diese nun einfach ablesen können. So aber musste sie
aus dem Stegreif referieren. Es wurde ein langes, stellenweise konfuses und
auch sehr emotionales Referat, das Fleischmann mit einem verhängnisvollen
Schweigen parierte.
    »Und außerdem brauche ich Frau Brunner für unseren
derzeitigen Fall. Dringend. Sie wird eine wichtige Befragung auf breiter Front
ab nächster Woche allein übernehmen müssen, da Herr Bartels und ich anderweitig
beschäftigt sind«, setzte sie hinzu, in der Hoffnung, mit dieser
Zusatzinformation weitere Nachfragen zu verhindern. Eine vergebliche Hoffnung.
    »Ach ja, der Fall Platzer, der ja Ihre ganze Zeit und
Aufmerksamkeit erfordert, sodass Sie sogar Ihre Geburtstagsfeier ausfallen
lassen müssen. Ich wusste gar nicht, dass Sie da unter so großem Zeitdruck
stehen, Frau Steiner. Von meiner Seite kann das aber nicht kommen.«
    »Wir bemühen uns, jeden Fall zügig zu lösen, Herr
Fleischmann. Und meist gelingt uns das ja auch.«
    Eine Plattitüde, die unkommentiert blieb. »Gut, dann
gehe ich davon aus, dass Sie sich die Suspendierungsaufhebung gut überlegt
haben. Und erkläre Ihnen hiermit mein Einverständnis.«
    Sie dankte ihm dafür und wollte das Gespräch schon
beenden, als er sie noch fragte: »Und ich gehe davon aus, dass Sie sich das mit
der Ausladung zu Ihrem Geburtstag auch gut überlegt haben, oder?«
    »Auf jeden Fall, Herr Fleischmann. Es geht halt im
Moment nicht anders.«
    »Wie weit sind Sie denn in diesem so dringenden Fall?
Ich habe bis jetzt keinen Bericht von Ihnen dazu erhalten. Oder gibt es nichts
Berichtenswertes?«
    »Doch, schon.« Auch das hatte sie vergessen. »Aber ich
wollte den heutigen Tag und auch das Wochenende noch abwarten, um den Spuren,
die sich bislang aufgetan haben, Schritt für Schritt nachzugehen und sie zu
erhärten. Ich habe ja am Wochenende Bereitschaft und werde diese auch für den
Fall Platzer nutzen. Aber wenn Sie möchten, dann schreibe ich Ihnen
selbstverständlich heute noch einen vorläufigen Bericht.«
    »Jawohl, das möchte ich.«
    Fleischmann hängte grußlos ein. Ein sicheres Zeichen,
dass er verärgert war. Sie sah auf die Uhr. Schon gleich eins. Sie machte sich
auf den Weg in die Kantine, nachdem sie sich von Heinrich, der noch immer über
seinen Papierwust so still wie vergnügt gebückt saß, verabschiedet hatte. Als
sie die Bürotür bereits hinter sich geschlossen hatte, hörte sie ihr Telefon
erneut klingeln. In der Annahme, dass es Fleischmann war, eilte sie zurück. Es
war aber nicht Fleischmann, sondern Eva Brunner.
    »Entschuldigen Sie, Frau Steiner, dass ich Sie noch
mal störe. Aber vielleicht haben Sie sich die Sache mit mir schon durch den
Kopf gehen lassen …«
    Sie hörte an der rauen, tonlosen Stimme, wie
angespannt Eva Brunner auf ihre Antwort wartete.
    »Ja, das habe ich. Die Suspendierung ist hiermit
aufgehoben. Fleischmann

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