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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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hatten sich geändert. Jetzt las ich Angst und Grauen darin.
    »Stefan!« rief sie erstickt. »Stefan... du wirst doch nicht...«
    Jetzt begriff ich, wovor sie sich fürchtete. Ich ließ müde die Arme sinken.
    »Nein«, sagte ich.
    Sie hatte mich nicht verstanden, sie hielt mich für einen Mörder...
    In dieser Sekunde wußte ich zum ersten Mal, daß ich wirklich ein Mörder war. Daß es keine Entschuldigung für mich geben konnte.
    Ich gab die Türe frei.
    »Bitte«, sagte ich. »Ich kann verstehen, daß du nicht mehr in meiner Nähe sein willst.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und lehnte sich an die Wand.
    »O Stefan. Wenn du sie... wenn du wütend gewesen wärst, rasend, verrückt vor Zorn und Scham... und wenn du sie dann erwürgt hättest... oder erschlagen... aber du hast sie mit voller Überlegung... tagelang hast du es geplant... tagelang bist du herumgegangen, hast anderen Menschen freundlich ins Gesicht gelächelt und immer nur daran gedacht... und dann war sie zusammen mit dir in eurer Wohnung, im gleichen Zimmer, ahnungslos, und du hast immer nur daran gedacht...« Sie schaute mich an. »Stefan, was für ein Mensch bist du?«
    »Es war entsetzlich«, sagte ich. »Ich kann mir denken, daß kein Mensch das versteht, der nicht das durchgemacht hat, was ich erdulden mußte. Aber nun... jetzt habe ich es dir gesagt, offen und ehrlich. Ich habe nichts beschönigt. Ich habe Vertrauen zu dir.«
    Sie wich zwei Schritte vor mir zurück. Ihre Stimme hatte alle Wärme verloren.
    »Weil ich dich gestellt habe«, sagte sie.
    »Nein, ich hätte es auch anders... eines Tages...«
    »Du hast angefangen, mir das gleiche Theater vorzuspielen wie der Polizei. Du hast mich von der ersten Stunde unseres Zusammenseins an belogen.«
    »Karin, ich war zu verzweifelt. Begreifst du denn nicht: es war Notwehr!«
    »Nein, es war Feigheit. Du warst zu feige, dich von Hilda zu trennen. Aus Feigheit hast du sie umgebracht.«
    »Aber kannst du denn nicht...«
    »Nein, Stefan, ich kann nicht mehr in deiner Nähe bleiben. Du hast...« sie schrie mich in wilder Verzweiflung an: »Du hast es dir kaltblütig überlegt, du hast dir einen Trick ausgedacht, wie du dich der Verantwortung entziehen kannst, du hast... du bist ein Mörder! Ein eiskalter, feiger Mörder!«
    Sie rannte an mir vorbei.
    Ich bewegte mich nicht. Eine Minute später hörte ich draußen die Wohnungstür zuschlagen.

    Die Tür, die soeben draußen ins Schloß gefallen war, hatte mein Leben beendet.
    Ich trank aus der Flasche, goß den Kognak in mich hinein, ich wollte nichts anderes, als jegliches Bewußtsein verlieren.
    Es gelang mir nicht. Im Gegenteil, mein Hirn wurde immer klarer, je mehr ich trank. Wenigstens schien es mir so.
    Aber irgendwann muß es mich doch umgeworfen haben. Als ich aufwachte, war es am späten Nachmittag des Sonntags.
    Ich fand in der Küche den Kaffee und brühte mir eine Kanne voll auf. Während ich ihn trank, versuchte ich zu überlegen, was nun geschehen mußte.
    Ob Karin zur Polizei gehen würde?
    Nein, das würde sie ganz bestimmt nicht tun. Ich konnte mich auf und davon machen, nach Heidelberg fahren und dort meine neue Stellung bei Peter Althusen antreten. Nie in ihrem Leben würde Karin mein Geheimnis verraten...
    Ich saß und grübelte die ganze Nacht.
    Und dann, als der Morgen graute, wußte ich, daß ich nicht nach Heidelberg fahren würde.
    Das Urteil über mich war ja bereits gefällt. Nicht von einem Richter, sondern von dem einzigen Menschen, auf dessen Urteil es mir ankam. Ich war bereit, dieses Urteil anzunehmen.
    Ich fand Briefpapier und schrieb an Dr. Herrmann, meinen Verteidiger. Ich teilte ihm mit, daß ich doch gemordet hatte, bedankte mich nochmals für die Mühe, die er sich mit mir gegeben hatte, und ließ ihn zugleich wissen, daß ich ein präzises und ausführliches Geständnis schreiben werde. Dieses Geständnis sollte er dann vertragsgemäß an die Illustrierte verkaufen und das Geld dazu verwenden, ein paar Waisenkindern eine Freude zu bereiten.
    Dann, es war Montag vormittag, etwa gegen neun Uhr, dann also verließ ich das Haus, warf den Brief an Dr. Herrmann in den Kasten und suchte ein Schreibwarengeschäft, um Papier für mein Geständnis zu kaufen.
    Als ich eine halbe Stunde später zu unserem Haus zurückkam, war mir, als husche oben in unserem Wohnzimmer ein Gesicht vom Fenster weg. Der Vorhang bewegte sich.
    Karin! Sie war zurückgekommen!
    Noch nie in meinem Leben war ich so froh, einen schwerwiegenden

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