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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Falco.«
    »Ich weiß, Herr.« Ich wandte meinen offenen und vertrauenswürdigen Blick an. Das war ein Blick, den ich früher bei Frauen benutzt hatte und heute noch bei Gläubigern einsetzte. Frontinus könnte durchaus aufgefallen sein, dass ich ein verschlagenes, betrügerisches Ekel war, aber er nahm es hin. Meine nächste Frage war eine aufrichtige: »Flavius Hilaris erwähnte, dass es administrative Probleme gebe. Besteht die Chance, dass ich erfahre, um was es sich handelt?«
    »Da fragen Sie lieber ihn. Er kennt sich damit bestens aus.« Der Statthalter wählte die klassische Ausflucht. Unmöglich zu sagen, ob er überhaupt von den Problemen wusste.
    Ich fragte Hilaris. Er schien sich jetzt nicht mehr an seine Erwähnung erinnern zu können.
    Na toll. Vielen Dank, Jungs! Sitzt ihr großmächtigen Legaten des Augustus nur weiter gemütlich in euren mit Fresken geschmückten Hauptquartieren und lest Berichte, während ich mich ins Getümmel stürze.
    Warum musste ich nur immer an Klienten geraten, die üble Situationen zu verbergen versuchten? Ich verbrachte mehr Zeit damit, die Leute unter die Lupe zu nehmen, die mich anheuerten, statt das zu untersuchen, worum sie mich gebeten hatten.
    Wie gewöhnlich weigerte ich mich, meine geheimniskrämerischen Auftraggeber damit durchkommen zu lassen. Wenn da schon ein Scheißhaufen auf dem Marmor liegt, bin ich durchaus in der Lage, selbst reinzutreten. Aufwischen können dann die anderen.

VII
     
     
     
    Zuerst suchte ich den Zenturio auf.
    Ich dachte, ich würde ihn im Stützpunkt antreffen. Leichter gesagt, als getan. Erstmal musste ich den finden. Ich erinnerte mich an eine Einfriedung aus Holz und Grassoden, hastig errichtet nach der Rebellion, etwas östlich vom Forum. Wir hatten sie hauptsächlich benutzt, um Überlebende zu schützen. Als ich das Gelände fand, war deutlich zu erkennen, dass es schon vor Jahren aufgegeben worden war.
    In der Hauptstadt hatte es nie permanent stationierte Legionen gegeben; sie wurden dazu gebraucht, die Grenzen zu bewachen. Dreißig Jahre nach der Eroberung durch Rom gab es immer noch vier aktive Legionen in Britannien – mehr als in jeder anderen Provinz. Das war völlig überzogen und blödsinnig teuer. Es zeigte Roms Furcht nach unserer Beinahe-Niederlage durch Boudicca.
    Wenn es fünfhundert Soldaten in Londinium gab, war das viel, aber sie mussten von vernünftiger Qualität sein. Die Legionen wechselten sich damit ab, Männer in die Hauptstadt abzukommandieren. In einer Grenzprovinz sollten selbst leicht Verwundete und Trottel, die ihre Legaten verärgert hatten, in der Lage sein, den Statthalter und seinen Stab zu beschützen, Besucher zu beeindrucken, auf dem Forum Schwerter blitzen zu lassen und auf den Kais zu patrouillieren. Irgendwo mussten sie untergebracht sein. Die Auskunft eines Passanten führte mich direkt auf die andere Seite des Forums, über den Wasserlauf, der die Stadt teilte, und den Decumanus hinunter, die Hauptstraße. Ich kam bei einer abgelegenen Durchgangsstraße heraus, weit draußen beim Amphitheater, ein ermüdender Spaziergang. Dort fand ich den reinsten Schlamassel vor. Der westliche Hügel war von den Einheiten übernommen worden, die zum Schutz des Statthalters hier stationiert waren, und da der Statthalter sich nur selten länger in der Hauptstadt aufhielt, lebten sie im Chaos. Schlimmer als ein Marschlager – keine richtigen Verteidigungsanlagen und kreuz und quer verstreute Baracken.
    Ich fand meinen Mann. Er war verärgert, dass ich ihn hier aufgespürt hatte, war aber bereit, zum Spielen rauszukommen. Ich lud ihn ein, etwas mit mir zu trinken. Seinen Kameraden konnte er weismachen, dass ich von ihm spezielle Ratschläge unter vier Augen brauchte. Und unter vier Augen konnte ich ihn vielleicht dazu bringen, mehr preiszugeben, als er sollte.
    Er bestand darauf, mit mir in eine von den Soldaten bevorzugte Schenke zu gehen. Bis wir dort ankamen, hatte ich erfahren, dass er Silvanus hieß. Ich bot ihm Wein an, aber er wollte Bier. »Dieser keltische Mist wird in deinem Bauch gären, Silvanus!«, witzelte ich. So zu tun, als sei ich mit einem Mann befreundet, den ich verabscheute, war ziemlich anstrengend. »Du wirst noch ein fetter rosa Kelte werden.«
    »Mir bekommt das Zeug.« Das sagen sie immer. Allerdings würde er nie rosig aussehen. Mein Bankettgast war ein dunkelhäutiger Südländer, hatte mit schwarzen Haaren bedeckte Arme, was wie Ziegenfell aussah, und so dichte Bartstoppel, dass

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