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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vergeblich. Petro trat nur mit bewunderndem Blick zur Seite.
    »Ich bin Männer wie Sie leid!« Maia trommelte mit den Fäusten auf Norbanus’ Brust ein. Das waren echte Schläge, aus dem Schultergelenk mit beiden Fäusten zusammen, als klopfte sie einen dreckigen Teppich auf einer Leine aus. Sie war eine kräftige Frau, gewöhnt an körperliche Arbeit im Haus. Wenn sie einen Stock gehabt hätte, dann hätte sie Norbanus die Rippen gebrochen.
    Norbanus war völlig überrascht. Tja, nette Männer, die ihre alten Mütter auf ein geistiges Piedestal stellen, haben keine Ahnung von echten Frauen. Am nächsten kommen sie dem noch mit aufgeputzten, an Glanz und Gloria interessierten Flittchen ran, die so tun, als fänden sie solche Männer wunderbar. »Ich bin es leid, benutzt zu werden …« Ein Schlag von links nach rechts. »Bin es leid, dass man mit mir spielt …« Ein Schlag von rechts nach links. »Bin es leid, dass bösartige, manipulative Schweine mir das Leben ruinieren …«
    »Lass gut sein, Maia«, protestierte ich – vergeblich.
    Norbanus bekam jetzt die Strafe für all die Männer in ihrem bisherigen Leben ab – für ihren Ehemann und sicherlich auch für Anacrites, dessen Belästigungen sie hierher nach Britannien getrieben hatten. Als Norbanus unter dem Hagel der Schläge schwankte, griff ich ein, zog meine Schwester von ihm weg. Petronius machte keine Anstalten, sie zu beruhigen. Ich glaube, er lachte.
    »Er haut ab!«, kreischte Helena, als Norbanus den Augenblick nutzte.
    Petro und ich ließen Maia los. Norbanus wollte sich auf Helena stürzen. Sie fuchtelte mit der Fackel nach ihm. Er schlug ihr den Feuerbrand aus der Hand. Sie versuchte, die Fackel zu retten, fluchte uncharakteristisch, rief dann wieder: »Er geht uns durch die Lappen!«
    »Mir nicht!« Maia hatte die gespannte Armbrust gefunden und hochgehoben. Dann löste sie die Sperrklinke, riss den Abzugshebel hoch und schoss Norbanus in den Rücken.

LVII
     
     
     
    Der Rückstoß ließ sie taumeln, aber irgendwie fand sie das Gleichgewicht wieder. Mit offenem Mund keuchte sie vor Entsetzen. Sie hielt immer noch die Waffe, von sich weggestreckt, als hätte sie Angst, die Armbrust würde noch einen Bolzen abschießen. Einen Moment lang konnte sich sonst niemand bewegen.
    Norbanus lag auf dem Boden. Hunderte niedergestreckter Stammesangehöriger in dieser Provinz konnten bezeugen, dass dazu nur ein direkter Treffer eines römischen Artilleriebolzens nötig war. Wir überprüften Norbanus nicht mal auf Lebenszeichen.
    »Oh!«, flüsterte Maia.
    »Leg sie hin«, murmelte Helena. »Sie geht nicht nochmal los.«
    Zögernd senkte Maia die Waffe. Petronius ging zu ihr. Er sah schockierter aus als alle anderen. Tja, wenn wir uns wegen seiner Gefühle nicht irrten, hatte das Licht seines Lebens gerade eine Furcht erregende Persönlichkeit offenbart. Er löste die Waffe aus Maias schlaffem Griff und reichte das tödliche Ding an mich weiter.
    »Alles in Ordnung«, sagte er sanft. Er wusste, dass sie unter Schock stand. »Alles ist in Ordnung.«
    Maia zitterte. Ausnahmsweise war ihre Stimme kaum zu hören. »Wirklich?« Petronius lächelte ein wenig, schaute reumütig auf sie hinunter. »Ich bin doch hier, oder?«
    Worauf Maia einen erstickten Schluchzer ausstieß und in seine Arme sank. Ich glaube, es war das erste Mal, zumindest seit sie erwachsen war, dass ich sah, wie sich meine Schwester von jemandem trösten ließ. Mit zärtlichen Gesten hüllte Petro sie in ihren Mantel und hielt sie fest.
    Helenas und meine Blicke trafen sich. Sie wischte sich eine Träne weg. Dann deutete sie auf die Leiche und hauchte: »Was machen wir jetzt?«
    »Wir sagen dem Statthalter, dass die Leiche eines Gangsters entfernt werden muss.«
    Sie atmete tief durch. Helena rückte einer Krise stets mit logischem Denken zu Leibe. »Wir dürfen nie jemandem sagen, wer ihn getötet hat.«
    »Heh, warum nicht? Ich bin stolz auf sie!«
    »Nein, nein«, mischte sich Petronius ein. »Die Kinder müssen schon mit dem Tod ihres Vaters fertig werden. Sie brauchen nicht zu wissen, dass ihre liebe Mama an ihrem freien Abend Profigangster abknallt.«
    Die liebe Mama wollte sich aus seiner Umarmung befreien. »Gib auf«, sagte er. »Ich lass dich nicht los.« Maia fügte sich. Sie sahen sich in die Augen. Petros Stimme wurde leise. »Ich dachte, ich hätte dich verloren, Maia.«
    »Hätte das eine Rolle gespielt?«, fragte sie ihn.
    »Kaum«, bemerkte Petronius Longus, der normalerweise

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