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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ablenken lassen. Ich rief um Hilfe, doch wir konnten nicht warten.
    »Helena, hol das Seil da …« Sie gehorchte, aber als sie die Kette losließ, spürte ich, dass diese sich beinahe freiruckte. Ich konnte kaum sprechen, um Helena Anweisungen zu geben; zum Glück hatte sie einen scharfen Verstand. Auf mein angespanntes Nicken hin zog sie das Seil durch den Ring, den wir hielten, und rannte los, um es zu befestigen. Der obere Laufsteg wurde von riesigen Holzbalken abgestützt. Helena gelang es, das Seil um den nächsten zu schlingen. Sie war klug genug, das mit beiden Enden mehrfach zu tun, bevor sie das Seil verknotete.
    Männer rannten jetzt oben über den Laufsteg. Ein Soldat tauchte neben uns auf. Die dort oben suchten nach Möglichkeiten, die Spannung von der ausbalancierten Kiste zu nehmen. Petro und ich hielten weiter fest, wagten nicht, zu glauben, dass wir in Sicherheit waren. Das waren wir auch noch nicht. Der Soldat bei uns hieb hektisch mit dem Schwert die Seile durch, die Petronius fesselten. Weitere Männer kamen. Nervös ließen Petro und ich die Kette los. Trotz unserer Angst hielt Helenas Seil. Arme fingen Petro auf, als er taumelte. Ein Soldat und ich zogen ihn zur Seite, nachdem er halb von den Seilen befreit war. Fast ohnmächtig sank Petronius zu Boden. Dann knirschte der Stützbalken bedrohlich. Plötzlich gab das Seil nach.
    Die Kiste krachte in einem Hagel aus Staub und Steinen herunter. Der Lärm war gewaltig, und große Steinbrocken flogen dicht an uns vorbei. Petronius lag stöhnend mit offenem Mund da, während das Blut in seine Arme und Hände zurückkehrte. Helena und ich hielten ihn, massierten ihm die schmerzenden Glieder und den Rücken, mussten dabei von dem Staub immer wieder husten. Petros Tunika war klatschnass und sein braunes Haar klebte vor Schweiß an seinem Kopf.
    »Große Götter. Das war verdammt knapp, mein Junge.« Ich wartete darauf, ihn warum hast du so lange gebraucht? fragen zu hören, aber er war zu erledigt zum Sprechen. Mit geschlossenen Augen lehnte er seinen Kopf gegen meinen Arm, atmete jedoch allmählich leichter. Ein Soldat brachte eine Wasserflasche. Wir flößten Petro etwas davon ein.
    Über seinen Kopf hinweg trafen sich Helenas und meine Blicke. Sie streckte die Hand aus und berührte meine Wange. Ich drehte den Kopf und küsste ihre Handfläche, als sie sie zurückzog. Petronius zwang sich, so weit zu sich zu kommen, dass er Helena anlächeln konnte.
    Fragend schaute er mich an. Ich berichtete das Beste und das Schlimmste. »Wir haben den größten Teil der Bande geschnappt. Wir haben Norbanus, aber Florius wurde irgendwie übersehen. Wie zum Hades seid ihr beide da rausgekommen?«
    »Uniformen«, krächzte Petro. Er wedelte mit dem Arm, und ich sah den vertrauten roten Stoff beiseite geworfen neben einem Ballen liegen. »Rote Tuniken.«
    »Crixus!« Der miese Zenturio hatte die eine Verkleidung geliefert, die Florius unbemerkt fast überall hinbrachte, wenn um ihn herum genügend Chaos herrschte.
    »Er nimmt ein Boot.« Petro war nach wie vor nicht ganz wieder da. »Er hatte eins flussaufwärts versteckt. Sie haben noch mehr Diebesgut …«
    »Sprich nicht so viel«, murmelte Helena.
    »Lass mich – wo ist Maia?«
    »Wir haben immer noch keine Ahnung. Aber hier ist sie auf jeden Fall nicht.«
    Petronius rutschte in eine aufrechtere Position. Er hielt den Kopf in den Händen, die Ellbogen auf den Knien. Er stöhnte vor Frustration und Trübsal. »Ich glaube nicht, dass sie Maia je hatten.«
    »Das haben sie aber gesagt«, erinnerte ich ihn.
    »Sie haben eine Menge gesagt.«
    Lange bevor er das hätte tun sollen, rappelte er sich mühsam hoch. Ich trat neben ihn, damit er sich auf meine Schulter stützen konnte. Sobald wir ihn nach draußen gebracht hatten, versuchte Helena, ihm Maias Mantel umzulegen. Davon wollte er nichts wissen, aber als sie ihm sagte, wem er gehörte, legte er ihn sich über die Schulter und schmiegte die Wange an den Wollstoff.
    Wir gingen über den Kai zu den Gefangenen beim Zollhaus zurück. Petronius musterte sie genau. Einige kannte er aus Rom. Silvanus stellte Suchmannschaften für Florius und andere noch fehlende Bandenmitglieder zusammen. Der Kai war immer noch abgesperrt, auf die vage Möglichkeit hin, sie hier aufzuspüren. Männer durchsuchten sämtliche Lagerhäuser. Ein Trupp Soldaten stand um eine der zurückgelassenen Ballisten herum, voller Bewunderung über das komplexe Gerät. »Das Ding repetiert automatisch –

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