Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
nicht zu poetischen Einfällen neigte. »Na ja – vielleicht gerade genug, um mir das Herz zu brechen.«

LVIII
     
     
     
    Er blickte sie eindringlich an. Sie schwieg. Typisch Maia. »Und was ist mit dir?«, wagte Petronius zu fragen. »Angenommen, ich wäre hopsgegangen …«
    »Sei still«, sagte Maia. Dann verbarg sie ihr Gesicht an seiner Brust und klammerte sich schluchzend an ihn. Petronius beugte den Kopf über sie, sodass ihre Gesichter dicht zusammen waren, als sie wieder aufschaute.
    Maia hatte diese Rede eindeutig seit einiger Zeit vorbereitet: »Ich hab die Kinder mit auf den Fluss genommen, um Zeit mit ihnen zu verbringen und über die Heimreise zu sprechen«, sagte sie. »Und jetzt muss ich mit dir reden.«
    »Ich bin bereit zuzuhören«, erwiderte Petronius. Das war nicht ganz die Wahrheit. Die Art seines Zuhörens bestand darin, Maia zu zeigen, dass er begierig aufs Küssen war, der Gauner!
    Helena versetzte mir einen Rippenstoß, als dächte sie, ich würde lachen. Wohl kaum. Ich hatte gerade gesehen, wie sich mein bester Freund in ein Leben voller Risiken stürzte und meine Schwester damit einverstanden war. In beiderlei Hinsicht war ich zu erschüttert, um spotten zu können.
     
    Schließlich gingen wir nach draußen. Die Legionäre räumten auf. Die Gefangenen waren abgeführt worden. Leise berichtete ich Silvanus, dass Norbanus Murena tot war. Wir überlegten, was wir mit der Leiche machen sollten. »Haben wir auflaufendes oder ablaufendes Wasser?«
    »Ablaufendes«, sagte er.
    »Ebbe? Das passt doch gut.«
    Silvanus kapierte. Er überließ mir zwei von den Jungs. Petronius und ich gingen mit ihnen ins Zollhaus zurück und trugen Norbanus hinaus, pro Arm und Bein jeweils ein Mann, Wir brachten die Leiche zum Ende des Kais, etwas unterhalb dessen, was Hilaris mal die provisorische dauerhafte Brücke genannt hatte. Wir schwangen die Leiche ein paar Mal hin und her, um den Rhythmus zu finden, und ließen sie dann fliegen. Norbanus Murena segelte ein Stück über den Tamesis, bevor er hineinplatschte. Wir hatten ihn nicht mit Gewichten beschwert. Niemand wollte, dass er im Hafengebiet rumdümpelte und eines Tages wieder hochstieg. Sollte er doch in die Flussmündung raustreiben und irgendwo im Schlick oder im Marschland angespült werden.
    Wenn diese Stadt je zu einer großen Metropole werden sollte, würden genug Leichen im Fluss landen. Londinium würde ein Anziehungspunkt für Ersoffene werden, entweder durch grausige Verbrechen oder Tragödien. Manche würden zufällig als Wasserleichen enden. Über die kommenden Jahrhunderte würde dieser große Fluss viele davon sehen – die frisch Gestorbenen, die seit langem Toten und manchmal Lebende, betrunken oder verwirrt oder vielleicht auch nur unachtsam, alle von der starken, dunklen Strömung ins Vergessen gezogen. Norbanus würde ein Beispiel setzen.
    Während wir ihn trudeln und verschwinden sahen, traf der Prokurator Hilaris ein, besorgt um sein beschädigtes Boot. Er besaß es seit Jahren (ich hatte es mir selbst schon mal ausgeliehen), benutzte es, um entlang der Südküste zu seinen Häusern in Noviomagus und Durnovaria zu segeln. Maia lief zu ihm, um zu erklären, was während des Sturms passiert war. Petronius wich ihr nicht von der Seite. Ich sah, wie sich ihre Hand in seine schlich. Sie konnten es kaum ertragen, voneinander getrennt zu sein.
    Wir brachten Hilaris über die Gangster auf den neuesten Stand. Er machte keine Bemerkung über das, was mit Norbanus passiert war, obwohl er unsere Entsorgungsmaßnahmen gesehen haben musste.
    »Tja, du hast die Stadt für uns gesäubert, Marcus! Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.« Die Worte klangen flapsig, aber jeder, der das dachte, würde Hilaris unterschätzen. »Und Ihnen auch Dank, Petronius.«
    »Wir haben Florius verloren«, sagte Petro düster. »Er ist uns irgendwie entwischt.«
    »Wir können nach ihm suchen. Irgendwelche Ideen?«
    »Mag sein, dass er seine Pläne geändert hat, nachdem wir ihm so dicht auf den Pelz gerückt sind, aber er sprach davon, nach Italien zurückzukehren. Wir hatten den Fluss heute Nacht abgesperrt. Niemand durfte aufs Wasser. Er kann noch nicht abgefahren sein.«
    Maia schaute überrascht. »Oh, da fuhr aber ein Schiff stromabwärts, Lucius, kurz bevor wir hier gelandet sind. Es war nicht beleuchtet, war aber in unserem Fackellicht zu sehen. Der Kapitän fluchte, weil er es fast gerammt hätte.«
    Petronius fluchte ebenfalls, und Flavius

Weitere Kostenlose Bücher