Mord in Londinium
Einheimischer, daher habe ich ihn Togidubnus überlassen.«
»Mandumerus, sagst du.« Hilaris hakte sofort nach. »Ich werde es rausfinden.«
Ich entgegnete nichts. In absehbarer Zeit würde ich nach Rom verschwinden. Dort würde man mich vielleicht in die Mangel nehmen, aber das machte mir nichts aus. Hilaris musste mit den Auswirkungen dieses Schenkenmordes leben, so lange er in Britannien blieb. Die königliche Verbindung war schon unangenehm genug. Zudem befand sich eines von Hilaris’ Privathäusern in Noviomagus, nur eine Meile vom Palast des Königs entfernt. Wodurch der arme Onkel Gaius einen Nachbarschaftsstreit am Hals hatte, als ob der Rest nicht ausreichte.
»Marcus, glaubst du, dass Togidubnus selbst Verovolcus auf diese Weise bestraft hat?«
»Was für ein grauenhafter Gedanke!« Ich grinste. Ich mochte Hilaris, aber die hinterhältigen Gedanken der Bürokraten hören nie auf, mich in Erstaunen zu versetzen. »Der König war verärgert über die hitzköpfige Tat des Mannes – aber noch verärgerter war er darüber, dass ich ihn überführt hatte.«
»Nun ja, wir sind ihm bisher einen Schritt voraus.«
»Ich hoffe doch nicht, dass du vorschlägst, die Sache zu vertuschen!«, meinte ich sarkastisch.
Daraufhin schaute Flavius Hilaris echt schockiert. »Gute Götter, nein. Aber wir haben eine Gnadenfrist, herauszufinden, was passiert ist – bevor der König anfängt, uns mit Ballistabolzen zu beschießen.« Dass dieser ruhige, zivilisierte Mann einen solchen Militärausdruck benutzte, erinnerte mich daran, wie viel mehr an dem netten Schreibstubenhengst Onkel Gaius dran war, als die meisten Menschen bemerkten.
Ich sah voraus, was kommen würde. »Du meinst, ich hätte die Zeit, das zu tun?«
»Selbstverständlich.« Er strahlte mich an.
Ich seufzte. »Na, vielen Dank.«
»Didius Falco, wir können von außerordentlichem Glück sagen, dass wir dich hier haben.«
O ja. Das war eine absolut vertraute Situation, eine, die schon früher von Klienten ausgenutzt worden war: Ich war darin verwickelt. Ich hatte dafür gesorgt, dass das Opfer seine vertraute Umgebung verließ, und obwohl ich mir einredete, es sei nicht meine Schuld, dass er tot in einer fremden Schenke gelandet war, fühlte ich mich schuldig. Also saß ich fest.
IV
»O Juno! Ich dachte, wir hätten den ganzen Blödsinn hinter uns«, maulte meine Schwester Maia. Alle meine Schwestern sind bekannt dafür, meine Arbeit zu verabscheuen. Maia war zwar tausend Meilen von zu Hause weg, aber sie hielt sich an die aventinische Tradition. »Marcus! Britannien mag nur eine kleine Provinz am Arsch des Imperiums sein, aber muss denn alles, was hier passiert, mit allem anderen in Zusammenhang stehen?«
»Es ist ziemlich ungewöhnlich, in einem Weinfass ertränkt zu werden«, warf Aelia Camilla milde ein.
»Was für ein Fass?«, schnauzte Maia. »Ich dachte, der Mann sei in einen Brunnen gestopft worden.«
»Das bleibt sich gleich. Wein ist eine sehr beliebte Importware. Aus dem Gebiet des Flusses Rhenus in Germanien wird er oft in riesigen Holzfässern geliefert, die sich für wenig Geld gut als Brunnenverschalung eignen.«
Aelia Camilla, die Ehefrau des Prokurators, war eine ruhige, intelligente Frau, die unerschütterliche Mutter einer ganzen Reihe Furcht erregend kluger Kinder. Wie ihr Mann war sie sowohl kompetenter als auch viel umgänglicher, als sie wirkte. Das aufopferungsvolle Paar schien dazu geboren zu sein, das Imperium im Ausland zu vertreten. Sie waren weise, sie waren gerecht. Sie verkörperten edle römische Qualitäten.
Das machte sie bei Kollegen nicht beliebt. Tut es nie. Sie schienen es nicht zu bemerken und beschwerten sich nie. Fachkenntnisse der britannischen Situation ließen sie durchhalten. Unter einem anderen Kaiser hätten sie in die Versenkung verschwinden können. Unter Vespasian blühten sie in erstaunlicher Weise auf.
Die leichte Spannung zwischen Aelia Camilla und meiner Lieblingsschwester Maia machte Helena und mich traurig. Mehrfache Mutter zu sein war nicht genug an Gemeinsamkeit, um Wärme zwischen ihnen hervorzurufen. Maia – modisch, schnippisch, wütend und unverblümt – war ein anderer Typ. Ja, Maias Stern leuchtete in einem anderen Himmel als dem der meisten Menschen. Das war ihr Problem.
Die Szene spielte sich nach dem Mittagessen ab. Sämtliche Beamte wohnten in der Residenz des Prokurators, da der Palast des Statthalters noch nicht gebaut war. Das Leben im Ausland ist ein
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