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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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den wir verloren.«
    »In Neros Zeit war Londinium schon attraktiv genug für Boudiccas Energie«, erinnerte ich mich bitter. »Ich habe es gesehen … Na ja, ich sah, was hinterher davon übrig geblieben war.«
    Hilaris hielt inne. Er hatte vergessen, dass ich während des Aufstands der Icener hier gewesen war, ein junger Bursche, der von grausigen Erfahrungen fürs Leben gekennzeichnet wurde. Spuren der Feuersbrunst waren bis heute zu sehen. Erinnerungen an Leichen und abgeschlagene Köpfe in den Flüssen würden nie vergehen. Die ganze Atmosphäre hier bedrückte mich immer noch. Ich würde froh sein, wenn ich hier wegkam.
    Hilaris war damals auch in Britannien gewesen. Ich war ein einfacher Fußsoldat, und das in einer Legion, die Schande über sich gebracht hatte; er war ein junger Beamter im Elitestab des Statthalters. Unsere Wege hätten sich nie gekreuzt.
    Nach einem Augenblick fuhr er fort. »Du hast Recht; die Brücke wird alles verändern. Der Fluss bildete eine natürliche Grenze. Die Atrebaten und Cantii durchstreiften den Süden, die Trinovanten und Catuvellauni den Norden. Die Überschwemmungsgebiete waren Niemandsland.«
    »Wir Römer waren die Ersten, die den Korridor ausnutzten, den Fluss zur Wasserstraße machten?«
    »Bevor wir vernünftige Straßen gebaut haben, war er am besten für den Nachschubtransport geeignet, Marcus. Die Flussmündung ist bis hier herauf schiffbar – und in den Anfängen waren Schiffe sicherer als der Transport über Land. Die Schiffe können mit der einen Flut hereinkommen und mit der nächsten wieder auslaufen. Nach der Rebellion machten wir Londinium zur Provinzhauptstadt, und jetzt ist es ein bedeutendes Importzentrum.«
    »Neue Stadt, neues formelles Verwaltungszentrum …«
    »Und neue Probleme«, sagte Hilaris mit ungewöhnlicher Heftigkeit.
    Welche Probleme? Wusste er bereits, womit wir es zu tun hatten? Es schien ein Stichwort zu sein, um über den Tod des Briten zu sprechen.
    »Verovolcus«, gab ich zu, » könnte in diesem Viertel nahe dem Fluss gewesen sein, um eine Überfahrt nach Gallien in die Wege zu leiten.«
    Ich stellte keine offenkundige Verbindung zu den Problemen her. Was auch immer die sein mochten, das konnte warten.
    Hilaris wandte mir sein sauber gekämmtes Haupt zu und betrachtete mich. »Du wusstest über Verovolcus’ Schritte Bescheid? Warum wollte er nach Gallien?«
    »Exil. Er war in Ungnade gefallen.«
    »Exil!« Andere hätten mich sofort gefragt, wieso. Ganz der pedantische Beamte, wollte Hilaris wissen: »Hast du das dem Statthalter gesagt?«
    »Noch nicht.« Jetzt blieb mir keine andere Wahl mehr. »Oh, ich mag Frontinus. Ich hab schon früher mit ihm zusammengearbeitet, Gaius, und ebenfalls in vertraulicher Mission. Aber du bist der alte Hase in dieser Provinz. Ich hätte es eher dir erzählt.« Ich lächelte, und der Prokurator erkannte das Kompliment an. »Ist eine blöde Geschichte. Verovolcus hat einen Beamten ermordet. Seine Motive waren fehlgeleitet, er erwartete königlichen Schutz – aber er hatte Togidubnus falsch eingeschätzt.«
    »Du hast ihn bloßgestellt.« Eine Feststellung, keine Frage. Hilaris wusste, wie ich arbeitete. »Und du hast es dem König gesagt ?«
    »Ich musste.« Das war alles andere als leicht gewesen. Verovolcus war ein enger Vertrauter des Königs gewesen. »Es war eine heikle Situation. Der König ist praktisch unabhängig, und wir befanden uns in seinem Stammesgebiet. Ihm eine römische Lösung aufzudrängen war nicht leicht. Zum Glück ist Togi an freundschaftlichen Beziehungen gelegen, also stimmte er schließlich zu, dass dieser Mann verschwinden musste. Mord ist ein Kapitalverbrechen, aber es schien das Beste, was ich erreichen konnte. Von unserer Warte aus hatte ich das Gefühl, dass ich mich eher auf das Exil einlassen konnte, statt auf ein öffentliches Gerichtsverfahren und eine Hinrichtung. Verovolcus nach Gallien zu schicken war mein Angebot für uns alle, um über die Affäre Stillschweigen zu bewahren.«
    »Sauber gelöst«, stimmte Hilaris, der Pragmatiker, zu. Britannien war seit der Rebellion eine schwierige Provinz. Die Stämme hätten es vielleicht nicht hingenommen, dass ein angesehener Gefolgsmann des Königs für den Mord an einem römischen Beamten bestraft worden wäre. Verovolcus hatte den Mord begangen (davon war ich überzeugt), aber dem Statthalter hätte es nicht gefallen, die rechte Hand des Königs zum Tode verurteilen zu müssen, und wenn Frontinus öffentlich Milde

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