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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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den anzüglich grinsenden Betrunkenen standen vor einer winzigen Bühne, auf der eine alternde, pockennarbige Nutte zum wummernden Beat unidentifizierbarer Musik einen lustlosen Striptease hinlegte. Nicht zum ersten Mal spürte Jouma beißende Scham darüber, wie weit seine Geburtsstadt mittlerweile gesunken war. Manche Viertel von Mombasa müsste man bis auf die Grundmauern abbrennen und neu wieder aufbauen. Das wäre der einzige Weg, dieser Seuche und dieses Abschaums Herr zu werden.
    Hinter der Bar gab es eine Tür, die mit rissigem Leder gepolstert war. ZUTRITT STRENGSTENS VERBOTEN stand darauf. Jouma sah, wie Christopher nach Luft schnappte, bevor er sie aufstieß.
    »Danke, Christopher. Ich glaube, ab hier finden wir uns allein zurecht.«

37
    O mus Wohnung lag in unmittelbarer Nähe des Dhau-Hafens, direkt am Wasser, und war sehr schlicht eingerichtet: ein Feldbett, ein Nachttisch, ein Kleiderschrank, ein Waschbecken und ein Koran. Kili hatte ihm ständig in den Ohren gelegen, sein derart sparsames Leben aufzugeben, aber für einen Mann mit Jacob Omus mönchischem Anspruch war es perfekt.
    Materieller Wohlstand bedeutete Omu nichts, nicht jetzt und auch nicht früher. Er zog sein Vergnügen aus Macht. Ihre Mechanismen faszinierten ihn – wie man unweigerlich eine Reaktion hervorrief, wenn man etwas tat, und wie man diese Reaktion im Sinne der eigenen Interessen manipulieren konnte. Was ihm ebenfalls großes Vergnügen bereitete, war die Allwissenheit, die für die totale Macht unerlässlich war. Omu brauchte Informationen wie ein Süchtiger – diese Droge verschaffte ihm einen unübertreffbaren Rausch. Deswegen pflegte er eifrig seine Verbindungen in alle Schichten Mombasas, vom Kneipengänger bis zum Hotelbesitzer, an jeder Straßenecke, aber auch in den Korridoren der Macht.
    Und deswegen war bis vor kurzem auch Michael Kili so wichtig für ihn gewesen. Dessen vielfältige verbrecherische Aktivitäten interessierten Omu nicht im Geringsten, aber er fand Gefallen daran, die Fäden in der Hand zu halten, und durch Kilis Machtstellung war es im Prinzip Omu, der das Sagen in Mombasa hatte.
    Doch alles nahm einmal ein Ende.
    Omu fühlte keine Loyalität zu Kili. Kili war dumm und gierig. Noch bevor sich die Dinge so entwickelt hatten, wie sie heute lagen, war es nicht allzu schwer gewesen, die Zukunft dieses Gangsters vorherzusagen: Er würde immer dümmer und immer gieriger werden, bis er eines Tages den entscheidenden Fehler zu viel beging und ihm irgendjemand von hinten die Kehle durchschnitt.
    Oder ins Auge schoss.
    Das war das Schicksal zweitklassiger Gangster, die an chronischer Selbstüberschätzung litten. Nur dass Kilis Fall schneller gekommen war, als Omu geahnt hatte.
    Glücklicherweise hatte er immer daran gedacht, für den Notfall einen Ersatzplan in der Schublade zu haben. Als der Moment kam, mit dem er früher oder später gerechnet hatte, war er vorbereitet.
    Jetzt wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem halb gepackten Koffer und den säuberlich zusammengelegten Kleidern zu. Wenig später drückte er den Koffer zu und verließ das Zimmer. Er ging die Steintreppe hinunter und verließ das Gebäude durch einen Hintereingang, der auf eine widerlich stinkende Nebenstraße führte, über die man direkt ans Wasser gelangte. Als er hier eingezogen war, hatte sich in dieser Gasse eine Handvoll widerlicher Bettler herumgetrieben, die eines Nachts einen schlecht organisierten Raubüberfall auf ihn versuchten. Nachdem Omu zwei von ihnen erstochen hatte, verlief sich der Rest im Handumdrehen in den Schatten. Offensichtlich hatten sie weitererzählt, was ihnen widerfahren war, denn seitdem beschränkte sich das Ungeziefer dieser Straße auf Wasserratten.
    Am Ende der Straße befand sich ein Anlegesteg, der mit einem Zaun und einem Vorhängeschloss gesichert war. Dort lag ein Schnellboot, eine Sea Ray 220. Omu musste lächeln, als er die eleganten Linien betrachtete. Obwohl ihn das gute Stück zwanzigtausend Dollar gekostet hatte, hatte er vor, es nur einmal zu benutzen und dann zu entsorgen. Genau die Art gedankenlosen Konsums, der Kili beeindruckt hätte. Welche Ironie des Schicksals.
    Omu verstaute sein Gepäck und den Diplomatenkoffer in einem kleinen Fach am Bug des Bootes, dann lenkte er seine Schritte wieder zu seinem Haus und verließ es durch den Vordereingang. Als er auf die belebte Hauptstraße trat, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch eine lästige Pflicht hatte er zu erfüllen,

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