Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
Lächeln an. »Klar, Jake«, sagte er. »Verstehe schon.«
Als Martha zurückkam, stand er auf und ging über den Steuerbordausleger.
»Als ich noch klein war, mochte ich Hemingway furchtbar gern. Der alte Mann und das Meer . Damit qualifiziere ich mich wahrscheinlich endgültig als Ernie, oder? Glauben Sie, ich könnte so einen großen Fisch fangen? Einen Marlin vielleicht?«
»Sie könnten es versuchen. Aber manche angeln ihr Leben lang, ohne jemals einen an den Haken zu kriegen.«
»Tja – also, irgendwie glaube ich, ich hab heute meinen Glückstag. Versuchen wir’s doch einfach mal, hm?«
»Bitte, Patrick …«, mischte sich Martha ein.
»Verdammt noch mal, Martha, ich will so einen Riesenfisch angeln«, fiel Patrick ihr grob ins Wort und sie zuckte sichtlich zusammen. »Entschuldige«, lächelte er im nächsten Moment. »Wie gesagt, ich bin derzeit ein bisschen gestresst.«
49
J ouma bewohnte mit seiner Frau Winifred eine Wohnung, aus der er einen Blick über den Makupa Causeway und den Nordwesten von Mombasa Island hatte. In dieser Wohnung drängten sich Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer auf einem Raum, der kaum größer war als sein Büro im Polizeipräsidium – trotzdem gelang es seiner Frau irgendwie, den Eindruck von Geräumigkeit zu erzielen. Die Möblierung war spartanisch, aber gemütlich, und überall herrschte peinliche Sauberkeit.
Winifred Jouma war noch kleiner als ihr Mann. Wenn sie in dem großen Metalltopf auf dem Herd umrühren wollte, musste sie sich auf Zehenspitzen stellen, und die Kelle, mit der sie ihren kräftigen Kartoffel-Fleisch-Eintopf auf zwei Teller schöpfte, war fast so groß wie ihr Kopf. Doch jedes Mal, wenn der Inspector den ersten würzigen Bissen in den Mund geschoben hatte, erneuerte sich sein Glauben, dass seine Frau die beste Köchin von Kenia war.
Sie redeten wenig beim Essen. In den mehr als dreißig Jahren ihrer Ehe hatte Winifred sich nie für die Polizeiarbeit interessiert. Gerade räumte sie den Tisch ab und ging dann ins Schlafzimmer, um zu bügeln.
Jouma ging ins Wohnzimmer und stellte Omus Aktenkoffer auf den Boden. Das Kombinationsschloss war noch immer intakt, obwohl schon irgendjemand versucht hatte, es mit einem stumpfen Gegenstand zu zertrümmern.
Der Inspector öffnete das Schloss mit einem Dietrich und klappte den Deckel hoch. Im Koffer lagen Papiere, die säuberlich verschnürt in unbeschriftete Aktenmappen gesteckt worden waren. Darunter lag ein großes, bordeauxrotes Rechnungsbuch. Jouma nahm die Dokumente und das Buch heraus und stapelte sie sorgfältig auf dem Tisch. Jetzt befanden sich auf dem Grund des Koffers nur noch ein Dutzend gleichmäßiger Geldscheinbündel aus Hundertdollarnoten und ein dickes Buch mit Inhaberobligationen. Als er das Geld gezählt hatte, stieß er einen überraschten Pfiff aus. Der Betrag belief sich auf sechzigtausend Dollar – der Inspector hätte nicht erwartet, jemals so viel Geld auf einem Haufen zu sehen. Zusammen mit den Obligationen, rechnete er sich aus, hatte Omu mehr als eine Million Dollar in diesem Koffer spazieren getragen. Eine atemberaubende Zahl, doch Jouma wusste, das war nur ein Bruchteil von Michael Kilis Vermögen.
Er betrachtete das Geld, dann betrachtete er die vier Wände seiner Wohnung, für die er monatlich fünftausend Schilling Miete zahlte. Im winzigen Schlafzimmer sang Winifred beim Bügeln, und ihre Stimme war gerade eben hörbar über dem Lärm des Verkehrs, der unermüdlich über den Makupa Causeway Richtung Changamwe-Halbinsel und weiter nach Nairobi strömte. Eine Million Dollar. Wie einfach wäre es, diese Scheine einfach einzustecken und zu verschwinden. Mit einer Million Dollar konnten sie sich überall in der Welt niederlassen und bis ans Ende ihrer Tage ein Luxusleben führen.
Aber nein. Geld war nicht die Lösung. Es war niemals die Lösung.
Er musste an Nyami denken. Der zitternde, schluchzende Sergeant hatte ein jämmerliches Bild abgegeben in seiner Zelle, und Jouma war geschockt, zu sehen, wie brutal man ihn zusammengeschlagen hatte. Aber eigentlich drehte es dem Inspector den Magen aus einem ganz anderen Grund um: Diese Brutalität war nicht Ausdruck der Wut, die aufrichtige Polizisten gegenüber einem Judas in ihren eigenen Reihen empfanden – diese Regung hätte er ja noch verstehen können –, sondern eine rein kosmetische Maßnahme, ein zynischer Versuch, mit diesem Sündenbock von den wahren Schuldigen abzulenken.
Jouma war sich der Korruption in
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