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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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Karrierefrau, die sie sich aufgebaut hatte. Warum war es jetzt anders? Was hatte sich geändert?
    Eines wusste sie ganz sicher: Als sie miteinander geschlafen hatten, hatte sie an die Decke gestarrt und darauf gewartet, dass er endlich kam, damit die Quälerei ein Ende hatte.

    Auf der anderen Seite des Hotelkomplexes ertränkte Conrad Getty sein Magengeschwür im Scotch. Seit zwei Tagen hatte er nicht mehr geschlafen. Seit Viljoens Schmalspurgangster Michael Kili beschlossen hatte, das Dennis-Bentley-Problem auf die denkbar idiotischste Weise zu lösen. Viljoen schien sicher, dass alles unter Kontrolle war, aber er war ja auch nur ein beschränkter Psychopath, der ein bisschen zu hoch hinaus wollte für seine Verhältnisse. Das war schon immer so gewesen, schon damals, als sie sich 1969 in der Armee bei der Grundausbildung kennengelernt hatten.
    Viljoen musste sich ja nicht mit Whitestone auseinandersetzen. Viljoen musste den Kopf ja nicht hinhalten, wenn Whitestone herausfand, was passiert war.
    Whitestone . Allein der Name verursachte ihm einen neuen schmerzhaften Krampf in der Magenwand.
    Getty hatte ihn jedoch nie persönlich kennengelernt. Er hatte nicht einmal seine Stimme gehört. Sie kommunizierten ausschließlich über kryptische E-Mails. Vielleicht war das das Problem. Wie der schwarze Mann gewann er seine furchteinflößenden Dimensionen erst in der Phantasie des Hotelbesitzers, die ihn zu allen möglichen Fieberschatten verzerrte. Dieses Phantom verfolgte ihn in seinen Träumen, aber auch am helllichten Tag und verursachte ihm ein zitterndes, schweißgebadetes Grauen. Nicht zum ersten Mal fragte sich Getty, wie zum Teufel er nur hatte zulassen können, dass er in diesen ganzen Mist mit hineingezogen wurde. Das Kapok Hotel war weder das größte Bed & Breakfast in Mombasa gewesen noch das beste, aber es war betriebsfähig und sauber und hatte das ganze Jahr über genug Gäste. Mit etwas Zeit und Mühe hätte es zu etwas Besserem ausgebaut werden können. Mittlerweile hätte es vielleicht sogar schon mit einem der nobleren Hotels konkurrieren können. Er hätte ein respektabler Unternehmer werden können. Er hätte weiter im Rahmen des Legalen arbeiten können, verdammt noch mal!
    Aber nein – das war ja nicht genug für Conrad Getty, nicht wahr? Conrad Getty wollte unbedingt schnell reich werden, ohne lange über die Konsequenzen nachzudenken. Und als die Gelegenheit kam, zögerte er nicht und schlug zu.
    Viljoen! Er ertrug den Gedanken nicht, dass sein Vermögen aufs engste mit diesem Vieh verbunden sein sollte. Vor dreißig Jahren hätte Getty noch jedem ins Gesicht gelacht, der ihm etwas so Groteskes vorhergesagt hätte. Aber vor dreißig Jahren war er ja auch noch Captain Getty in der südafrikanischen Armee, und Viljoen war ein zwangsverpflichteter Kleingangster, der wenig mehr zu bieten hatte als einen fast schon psychotischen Hass auf die farbige Mehrheit.
    In den folgenden Jahren hatten sie nur eines gemeinsam: Sie profitierten von der Apartheid und waren völlig aufgeschmissen, als das System zusammenbrach. Viljoen war in der Armee geblieben und bis zum Sergeant aufgestiegen, aber seine kompromisslose Art im Umgang mit den Schwarzen war mit der neuen Regierung unvereinbar, und man setzte ihn an die Luft. Getty hingegen musste mit dem gleichen ohnmächtigen Zorn mit ansehen, wie sein lukrativer Plan mit der Orangenplantage in Bloemfontein nach seinem militärischen Abschied zu Staub zerfiel – zum einen durch arbeitsrechtliche Reformen, zum andern durch die plötzliche political correctness seiner wichtigsten Geschäftskontakte in Europa und den Staaten, die es für unklug erachteten, mit jemandem Handel zu treiben, der dem Apartheidregime nahestand.
    Noch heute fand er es schlichtweg unglaublich, dass er nach allem, was er für sein Land getan hatte, ins Exil gehen musste wie ein gemeiner Flüchtling. Hinter der südafrikanischen Grenze waren sein Ruf und seine Krügerrand so gut wie wertlos. Und dann auch noch ausgerechnet Kenia! Ein Land, dessen korrupte Armseligkeit der lebende Beweis für die Unfähigkeit der Schwarzen war, sich selbst zu regieren. Kenyatta? Nicht besser als ein Mau-Mau-Terrorist. Arap Moi? Ein Ganove. Und so weiter. Aus seiner komfortablen Perspektive in der Bar im Marlin Bay hatte er mit selbstgerechtem Vergnügen zugesehen, wie Kenia sich selbst zerstörte. Seiner Meinung nach war die Wahl im Dezember 2007 und das darauf folgende Blutbad nur eine Bestätigung dessen,

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