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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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durch die Luft.
    »Der Aktenkoffer.«
    Wenig später führte der Mann die Polizisten wie ein geprügelter Hund die Seitenstraße entlang und ans Wasser, wo ein halbes Dutzend seiner ausgezehrten Kumpanen gerade systematisch die Polsterung und die Motoren von Omus Schnellboot auseinandernahmen. Als Jouma sich näherte, blickten sie misstrauisch auf, fühlten sich zahlenmäßig aber hinreichend überlegen, um den Inspector und die beiden Constables zu ignorieren.
    Ein schmaler Weg verband die Mietshäuser. Ein Stückchen weiter hinten war ein mit Schutt bedecktes Gelände zu erkennen, wo eines der Häuser entweder abgerissen worden oder von selbst eingestürzt war. Hier hatten die Bettler zu Joumas Erstaunen eine ausgedehnte Siedlung aus windschiefen Hütten errichtet, aus Brocken alten Mauerwerks, Metall, Plastikverschalungen und allen möglichen anderen Materialien, die sie irgendwo ergattert hatten. Für Jouma sah es aus wie eine Höllenvision, ein Ort, an dem wilde Hunde und Ratten hausten, auf jeden Fall Lebewesen, die mehr Tier als Mensch waren. Er spürte ihre Augen im Rücken, als er sich einen Weg durch die Exkremente und den Abfall der sogenannten Zivilisation suchte.
    Sie erreichten etwas, was auf den ersten Blick aussah wie eine weggeworfene Metalltür, die im Fünfundvierzig-Grad-Winkel auf einem Haufen Ziegelsteine lag. Doch als der Bettler an der Klinke zog, öffnete sich die Tür nach oben und gab den Blick auf eine Treppe frei, deren Stufen direkt in die Erde gegraben worden waren.
    Du lieber Himmel, dachte Jouma, als er dem Bettler in den übelriechenden Tunnel folgte. In Spalten in den Lehmwänden steckten in Abständen Talgkerzen, die ein schwaches Licht spendeten. Das war keine andere Gesellschaftsschicht, das war eine andere Spezies! Eine in unterirdischen Höhlen wohnende Kreatur, die von der Welt so verachtet wurde, dass sie sich in die Eingeweide der Erde verkrochen hatte.
    Wenig später mündete der Tunnel in mehrere verbundene Zementkammern, und Jouma begriff, dass dies früher der Keller des abgerissenen Mietshauses gewesen sein musste. Hier gab es sogar schwaches elektrisches Licht, was bewies, dass diese Menschen immer noch in der Lage waren, einen Generator zu bauen, egal, wie tief sie gesunken waren.
    »Hier entlang«, sagte der Bettler und führte Jouma und die beiden Constables durch eine weitere Tür in ein geräumiges Zimmer. Wäre nicht der Geruch nach verfaultem Essen, Feuchtigkeit und menschlichem Zerfall gewesen, hätte es durchaus als bewohnbar durchgehen können. Es war mit einer gewagten Mischung aus alten Autositzen, kaputten Sofas, Kissen und sogar einem Tischchen mit Glasplatte möbliert, und der Steinboden war mit Teppichfetzen bedeckt.
    Auf der anderen Seite des Raumes saß ein Junge im Schneidersitz auf einem riesigen Lehnstuhl, rechts und links von ihm zwei barbusige Frauen. Er konnte kaum älter als dreizehn sein und trug etwas, das verdächtig nach einer von Jacob Omus Khanzus aussah. Das Kleidungsstück war viel zu groß für ihn und verlieh ihm ein beinahe komisches Aussehen – aber verglichen mit den Lumpen, die im restlichen Lager getragen wurden, war sein Aufzug der Gipfel der Schneiderkunst.
    Der Bettler und der Junge unterhielten sich in einer seltsamen Hybridsprache, die Jouma nicht verstand. Schließlich zog sich der Bettler zurück und machte die Tür hinter sich zu.
    »Tabo sagt, ich habe vielleicht etwas, was du haben willst, Polizist«, eröffnete der Junge das Gespräch unwirsch und mit einem Anflug von Häme.
    Jouma sah ihn an und erkannte schaudernd, dass er diese klaren Gesichtszüge schon einmal gesehen und diesen höhnischen Ton schon einmal gehört hatte. Nur hatte er damals einem Jungen namens Michael Kili gegenübergestanden.
    »Gib mir den Aktenkoffer«, verlangte er.
    Der Junge lächelte und hob den schmalen Diplomatenkoffer hoch, der neben seinem Sessel stand. »Meinst du den hier?«
    »Ja.«
    »Der Hund, dem der gehört hat, ist tot, wie man mir sagt. Und jetzt gehört sein Aktenkoffer mir.«
    »Gehörte. Jetzt gehört er nämlich mir.«
    »Warum sollte ich ihn dir geben?«
    Jouma seufzte. »Wie heißt du, mein Junge?«
    »Steven. Steven Kisauni.« Bei diesen Worten warf der Junge den Kopf mit einer arroganten Geste in den Nacken.
    »Du scheinst mir ein bisschen zu jung, um so selbstbewusst aufzutreten, Steven.«
    Steven zuckte mit den Schultern. »Das Alter ist egal, wenn man Macht hat.«
    Er streckte die Hand nach einer der Frauen aus und

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