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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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streichelte über ihre Brust, ohne seine Augen von Jouma zu nehmen.
    »Tatsächlich?«
    »Im Lande der Blinden ist der Einäugige König.«
    Jouma nickte anerkennend. »Das stimmt. Aber was macht dich so besonders?«
    »Meine Ausbildung.« Der Junge lächelte und tippte sich an die Stirn.
    »Deine Ausbildung?«
    »Ich kann lesen und schreiben. Das hab ich im Waisenhaus in Likoni gelernt.«
    »Das ist sehr bewundernswert. Mit solchem Wissen könntest du es weit bringen, statt in dieser stinkenden Erdhöhle zu sitzen, umgeben vom Abschaum der Menschheit.«
    Steven lachte laut und verächtlich.
    »Und, was sollte ich stattdessen tun? Polizist werden, so wie du?«
    »Das wäre sicher besser.«
    »Ich habe Macht! «, rief der Junge.
    »Das behauptest du. Aber ich habe auch Macht – und zwar wesentlich mehr als du«, fuhr Jouma fort.
    »Soweit ich weiß, kann man sich deine Macht für ein paar Dollar kaufen.«
    »Tja, Steven Kisauni, wenn du das glaubst, dann bist du doch nicht so klug, wie du denkst.«
    Jouma gab einem der uniformierten Polizisten ein Zeichen. Der vierschrötige Mann, der im Rugbyteam der Polizei von Nairobi früher als Stürmer gespielt hatte, packte den Jungen und klemmte ihn sich so mühelos unter den Arm, als wäre er eine Schweinehälfte.
    »Bringen Sie ihn raus«, ordnete Jouma an. Dann griff er sich den Diplomatenkoffer und folgte den beiden Constables und dem quiekenden, strampelnden Jungen zurück durch den dämmrigen Tunnel. Als die vier wieder ans Tageslicht traten, versammelte sich rasch eine staunende Menschenmenge.
    »Dieser junge Mann hier behauptet, dass die Polizei keine Macht hat«, verkündete Jouma und deutete auf den sich windenden Jungen. »Er meint, weil er lesen und schreiben kann, hätte er es schon zu echter Größe gebracht. Und das in seinem zarten Alter.«
    Jouma drehte sich um und schlug dem Jungen die Khanzu nach oben, so dass sein dünnes Hinterteil entblößt war. Ein erschrockenes Keuchen lief durch die Menge.
    »Als ich noch zur Schule ging«, fuhr Jouma fort, »galten solche Jungen wie Steven Kisauni als Raufbolde und Angeber, und mein Lehrer, Mr. Yalanu – ein äußerst weiser, ehrwürdiger Mann – hatte eine einfache, aber sehr effektive Art, mit solchen Flegeln fertig zu werden.«
    Ohne großes Federlesen hob Jouma einen Stock vom Boden auf und versetzte dem Jungen sechs kräftige Hiebe auf den Hintern. Als er fertig war, zog sich ein Zickzackmuster aus hässlichen roten Striemen über Steven Kisaunis Kehrseite, und der Junge schniefte kleinlaut.
    »Vergiss niemals, wer wirklich die Macht hat, mein Junge«, flüsterte Jouma ihm ins Ohr. »Und in Zukunft werde ich dich gut im Auge behalten.«

48
    S ie mussten Patrick Noonan nicht lange bitten, es sich auf der Yellowfin gemütlich zu machen. Ein Glück, dass er die Biervorräte aufgestockt hatte, dachte Jake, denn bei dem Tempo, in dem sich der Amerikaner durch die Tuskers-Flaschen arbeitete, wäre ihnen sonst schon vor einer Stunde das Bier ausgegangen.
    »Erzählen Sie Patrick mal, wie Harry und Sie die Touristen nennen.«
    »Mein Gott, Martha.«
    Patrick lehnte sich auf dem Kampfstuhl nach vorne. »Erzählen Sie’s mir. Ich bin ganz Ohr.«
    »Er nennt sie ›Ernies‹«, kam Martha ihm zu Hilfe. »Weil die Typen sich alle für Ernest Hemingway halten.«
    Patrick lachte und entblößte sein makelloses Gebiss. »Ernies. Echt gut, Jake.«
    So wie er es sagte, hörte es sich an, als wäre es der lahmste Witz aller Zeiten. Jake lächelte schwach und ging in die Kajüte, um noch mehr Bier zu holen. Er kam gerade rechtzeitig zurück, um zu beobachten, wie Patrick versuchte, Martha auf den Mund zu küssen. Sie drehte verlegen ihr Gesicht weg, was zu ihrem übrigen Benehmen passte, seit er unangekündigt in seinem schicken Schnellboot aufgekreuzt war. Jake war überrascht. Er hatte erwartet, dass sie sich freuen würde, ihren Freund zu sehen, stattdessen hatte Jake ab dem Moment, in dem Patrick seinen Fuß auf die Yellowfin gesetzt hatte, ganz entschieden den Eindruck, dass Martha ihren Liebhaber aus New York als unwillkommenen Eindringling empfand.
    Und er konnte nicht leugnen, dass ihm das gefiel.
    »Ein schönes Boot, Patrick«, stellt er fest, als er aus der Kajüte trat, und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Sonic, die backbord an der Yellowfin vertäut war.
    »Finden Sie?« Patrick hob die Hände in einer ratlosen Geste. »Mit Booten kenn ich mich überhaupt nicht aus. Ich habe den Typ im Hotel einfach um

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