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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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was er schon seit Jahren predigte.
    Doch in seiner Situation konnte er nicht wählerisch sein, und bei seiner Ankunft in Kenia vor all den Jahren war Getty schlau genug gewesen, um das Potenzial eines Landes zu erkennen, das eintausendachthundert Quadratkilometer Naturreservate im Binnenland und fast fünfhundert Kilometer Küste zu bieten hatte. Also investierte er das bisschen Geld, das er noch hatte, ins Kapok und wartete den Boom ab. Und während er wartete, begann er massiv zu trinken, fast so massiv, wie er spielte, und es dauerte nicht lange, da blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Hotel zu verkaufen.
    Als er eines Nachts in Mombasas Altstadt zufällig seinen alten Waffenbruder Sergeant Viljoen in einem Striplokal mit dem Namen Baobab Club traf, war er deshalb sehr aufgeschlossen gegenüber allen möglichen Vorschlägen, vernünftig oder nicht.
    Und Viljoen hatte natürlich einen Vorschlag.
    Eine Organisation, die sich auf ganz besondere Import-Export-Güter spezialisiert hatte, wollte nach Ostafrika expandieren. Nachdem sie Viljoen bereits als Fußsoldaten angeheuert hatten, hielten sie nun Ausschau nach jemandem, der die Abläufe organisieren konnte. Wer könnte dafür besser geeignet sein als der gute alte Captain Getty, meinte Viljoen.
    Obwohl die Arbeit Conrad Getty zutiefst anwiderte, hatte er mittlerweile doch einen Punkt erreicht, an dem er ohne das Geld nicht mehr leben konnte. Mit diesem Geld hatte er sich das Marlin Bay gekauft, einen guten Ruf in Shanzu und ein neues Leben. Ohne das Geld war er ein Niemand, war er tot.

    Es war Mitternacht, und der Pegel in der Glenfiddich-Flasche war stark gesunken, als Getty die Hotelbar endlich verließ. Er wäre noch länger geblieben, aber dann hätte er dem Barkeeper ja Überstunden bezahlen müssen. Außerdem hatte er noch eine unangebrochene Flasche in seinem Büro, die um Liebe und Zuwendung bettelte.
    Zuerst beschloss er, durch den Poolbereich zu gehen, in der Hoffnung, dass die Nachtluft und der Geruch des Meeres ihn so stimulierten, dass er seinen Schlummertrunk genießen konnte. Stattdessen traf ihn die frische Luft wie ein Hammer auf den Kopf. Plötzlich gaben seine Beine unter ihm nach, und er stolperte in der Dunkelheit gefährlich nahe am Pool. Seine wild rudernden Arme bekamen gerade noch den dicken Holzpfosten eines zusammengefalteten Leinensonnenschirms zu fassen, und er klammerte sich panisch daran fest, bis er sich wieder sicher fühlte. »Mist«, fluchte er keuchend, als er rückwärts auf eine Strandliege plumpste. Über ihm drehten sich die Sterne in besorgniserregenden Spiralen am klaren Nachthimmel. Er blieb einen Moment lang liegen und horchte auf das beruhigende Geräusch der fernen Brandung. Auf einmal spürte er, dass ihm gegenüber jemand in der Dunkelheit saß.
    »Wer ist da?«
    Eine Stimme, die er nicht erkannte, antwortete: »Wissen Sie, ich könnte Ihnen einfach ein Messer zwischen die ersten zwei Halswirbel rammen und niemand würde merken, dass Sie nicht einfach bloß in den Pool gefallen und ertrunken sind.«
    Getty setzte sich hastig auf und blinzelte in die Schatten. »Wer ist da?«, wiederholte er.
    »Eine andere Möglichkeit wäre, dass ich Sie mit an den Strand nehme und Ihnen dort die Kehle durchschneide, dann würde jeder glauben, Sie wären von ein paar Halbstarken aus dem Ghetto überfallen worden, die sich mit Chang’aa zugedröhnt haben. Wie ich gehört habe, soll das hier ziemlich häufig vorkommen.«
    Jetzt fiel bei Getty der Groschen. »Oh, mein Gott – Sie sind das«, stöhnte er und machte sich in die Hosen. Obwohl er Whitestones Stimme nie gehört hatte, wusste er, dass er es war. Der schwarze Mann.
    »Für wen haben Sie mich denn gehalten?«, erkundigte sich Whitestone und lehnte sich leicht vor, so dass das Mondlicht sein Gesicht alabasterweiß beleuchtete. » Patrick? Der Liebhaber von Miss Bentley?«
    Getty starrte ihn ebenso fasziniert wie erschrocken an. Sein alkoholvernebeltes Hirn war völlig überfordert mit dem Versuch, das, was er sah, in Einklang zu bringen mit dem, was er hörte. Das Gesicht des schwarzen Mannes gehörte dem adretten Paradeamerikaner Patrick Noonan, den er in der Empfangshalle kennengelernt hatte – nur die Stimme passte nicht dazu. Die näselnde Aussprache des Elite-Uni-Absolventen war auf einmal verschwunden. Der schwarze Mann hatte weder einen erkennbaren Akzent noch eine menschliche Regung in der Stimme. Sie war knapp und unpersönlich wie die codierten Mails, über

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