Mord ist ihre Leidenschaft
nichts gezwungen. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte – und was Sie senden sollten. Ich musste ihn dazu bewegen, etwas zu unternehmen, und zwar gegen mich.«
»Was wollen Sie damit sagen, Sie – « Plötzlich hob Nadine abwehrend die Hand. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie ihre Sprache wiederfand. »Sie haben mich also benutzt?«
»Ich würde sagen, dass in diesem Fall eine Hand die andere gewaschen hat. Wir haben uns gegenseitig benutzt.«
Nadine trat einen Schritt zurück. Ihr Gesicht war kreidebleich, doch ihre Augen blitzten. »Miststück. Du gottverdammtes Miststück.«
»Ja.« Eve rieb sich erschöpft die Augen. »Einen Moment. Einen Moment«, wiederholte sie, ehe Nadine den Raum verlassen konnte. »Lasst ihr Nadine und mich wohl bitte kurz allein? Peabody, McNab, Sie gehen in mein Arbeitszimmer. Roarke… bitte.«
Die beiden Polizisten waren bereits draußen, als Roarke noch einmal an ihr Bett trat, sich zu ihr herunterbeugte und erklärte: »Ich glaube, wir müssen uns über diese jüngste Entwicklung ebenfalls noch unterhalten.«
Sie kam zu dem Schluss, dass es am besten wäre, schweigend abzuwarten, dass er den Raum verließ und leise die Tür hinter sich zuzog. »Er wird es nicht verstehen«, murmelte sie und schaute Nadine an. »Aber vielleicht verstehen ja zumindest Sie.«
»Oh, ich habe schon verstanden, Dallas, ich habe schon verstanden. Sie wollen Ihr Ermittlungen vorantreiben und geben deshalb einer glaubwürdigen Journalistin gegenüber eine falsche Erklärung ab. Benutzen sie, denn schließlich ist sie bar jeder Bedeutung. Sie hat selbstverständlich keinerlei Gefühle. Sie ist nichts weiter als eine nützliche Idiotin, die die Nachrichten verliest. «
»Die Erklärung war nicht falsch. Sie entsprach genau meinem Empfinden.« Eve stellte das Tablett mit den Frühstücksutensilien an die Seite. Ungeachtet jeder ärztlichen Empfehlung führte sie diese Auseinandersetzung sicher nicht im Liegen fort. »Nur behalte ich in den meisten Fällen meine Empfindungen für mich.«
Sie warf die Decke zur Seite, schwang die Beine auf den Boden, merkte, dass sie sie nicht tragen wollten, opferte den Stolz der Würde und blieb auf dem Rand des Bettes sitzen.
»Es war eine spontane Sache. Das ist keine Entschuldigung. Ich habe bewusst mit Ihnen gesprochen und wusste, was Sie damit anstellen würden. Aber, Nadine, eins muss Ihnen klar sein. Es wäre nicht passiert, wenn Sie mir nicht mit einer Kamera nachgelaufen wären.«
»Das ist, verdammt noch mal, mein Job.«
»Ja, und mein Job ist es, diesen Kerl zu schnappen. Hier geht es um Menschenleben, Nadine, darunter möglicherweise um das meines Mannes. Das heißt, ich tue alles, was ich als notwendig erachte, um diesen Bastard zu erwischen. Erforderlichenfalls nutze ich eben sogar eine gute Freundin aus.«
»Sie hätten es mir sagen können.«
»Stimmt. Aber ich habe es nicht getan.« Ihr Schädel begann zu dröhnen und sie vergrub ihr Gesicht zwischen den Händen. Wahrscheinlich ließ die Wirkung der Medikamente nach. Das wäre ihr durchaus recht. »Ich werde Ihnen jetzt was im Vertrauen sagen, und was Sie dann damit machen, entscheiden Sie am besten selbst. Ich habe Angst.« Einen Moment lang hielt sie sich die Hände vor die müden Augen. »Ich habe eine Heidenangst, denn ich weiß, dass die anderen nur so etwas wie ein Vorspiel für ihn sind. Er arbeitet sich systematisch an seine Zielperson heran. Und diese Zielperson ist Roarke.«
Nadine starrte sie mit großen Augen an. Nie zuvor hatte sie die Polizistin wirklich verwundbar erlebt. Sie hatte nicht gewusst, dass es diese Eve tatsächlich gab. Doch in dieser Minute war die Person, die ihr gegenüber mit bis zu den Schenkeln heraufgerutschtem Nachthemd, den Kopf zwischen den Händen auf dem Bett saß, keine Polizistin, sondern schlicht eine verzweifelte Frau.
»Dann wollten Sie also dafür sorgen, dass der Kerl sich erst an Sie heranmacht.«
»Ja.«
Ein erweichtes Herz konnte keinen Ärger in sich bergen, und so setzte Nadine sich auf den Rand des Bettes, legte Eve einen Arm um die Schultern und erklärte: »Ich glaube, ich verstehe. Und ich wünschte, dass ich nicht so verdammt eifersüchtig wäre. Ich habe mich sehr gründlich umgesehen und nirgendwo jemanden gefunden, mit dem es für mich so wäre wie für Sie mit Roarke.«
»Ich schätze, so läuft es einfach nicht. Von dieser Art der Liebe wird man gefunden und gepackt, ohne dass man irgendwas dagegen tun kann.« Sie presste sich
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