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Mord ist ihre Leidenschaft

Mord ist ihre Leidenschaft

Titel: Mord ist ihre Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Sünder ist noch am Leben. Er ist sich der drohenden Bestrafung nicht einmal bewusst. Durch seine eigenen Worte und durch das Gesetz des Herrn jedoch ist er verdammt. Hören Sie: ›Ein treuer Mann wird von vielen gesegnet, wer aber eilt, reich zu werden, wird nicht ohne Schuld bleiben.‹ Er ist bereits allzu lange ohne Schuld und Bestrafung geblieben.«
    »Bestrafung für was?«
    »Für eine verlogene Zunge. Sie haben vierundzwanzig Stunden, um, so Gott will, ein Leben zu retten. Hier ist das Rätsel: Er hat ein hübsches Gesicht und hat einst von seiner Gewitztheit gelebt. Nun ist sein Geist getrübt, denn wie der alte Dicey Riley hat er dem Laster sich ergeben. Wohn- und Arbeitsstätte sind für ihn dasselbe. Und allabendlich bedient er andere mit dem, was am meisten er begehrt. Er ist über das Meer gekommen, schließt sich jedoch ein an einem Ort, der an Zuhause ihn erinnert. Wenn Sie ihn nicht vorher finden, neigt sein Glück sich morgen seinem Ende zu. Sie sollten sich also beeilen.«
    Noch lange, nachdem das Gespräch abgebrochen worden war, starrte Eve versteinert auf den schwarzen Bildschirm.
    »Tut mir Leid, Dallas, wir haben den Anruf nicht zurückverfolgen können. Eventuell kann ja der Typ von der elektronischen Ermittlung etwas machen, wenn er endlich kommt. «
    »Wer in aller Welt ist Dicey Riley?«, murmelte Eve verwundert. »Und was meint er mit Laster? Er bedient andere Menschen? Womit, vielleicht mit Essen? In einem Restaurant. Einem irischen Restaurant.«
    »Ich glaube, das ist ein Oxymoron.«
    »Wie bitte?«
    »Ein Widerspruch in sich. War ein schlechter Witz«, erklärte Peabody mit einem schmalen Lächeln. »Um die Stimmung aufzuhellen. «
    »Aha.« Eve warf sich auf ihren Stuhl. »Computer, ich brauche ein ausgedrucktes Verzeichnis sämtlicher irischer Lokale hier in der Stadt samt ihrer Adressen.« Sie schwenkte mit ihrem Stuhl zu Peabody herum. »Kontaktieren Sie Tweeser – sie hat die Spurensuche bei Brennen geleitet. Sagen Sie ihr, dass ich dringend irgendetwas brauche. Und schicken Sie einen uniformierten Beamten rüber zu den Towers, der mir die Überwachungsdisketten holt. Los, fangen wir an.«
    »Jawohl.« Schnurstracks verließ Peabody den Raum.
    Eine Stunde später saß Eve über dem Bericht der Spurensicherung, der nicht das Geringste hergab. »Der verdammte Bastard hat nicht mal ein Nasenhaar zurückgelassen.« Sie rieb sich erschöpft die Augen. Sie musste noch mal zurück an den Tatort, musste langsam durch die Räume gehen und versuchen, das Verbrechen vor ihrem geistigen Auge ablaufen zu lassen. Alles, was sie bisher sehen konnte, waren Blut, Eingeweide, die Vergeudung eines Lebens.
    Sie musste einen klareren Blick für das Geschehene bekommen.
    Das Bibelzitat hatte wieder aus dem Buch der Sprüche gestammt. Anscheinend sollte das geplante nächste Opfer reich sein. Und das traf auf so ziemlich jede sündige Seele in New York City zu.
    Das Motiv war Rache. Ging es um Geld für irgendeinen Verrat? Um jemanden, der zu Brennen in Verbindung stand? Sie rief die von Roarke erstellte und an sie geschickte Liste auf den Bildschirm und ging die Namen von Thomas Brennens Geschäftspartnern und Freunden sorgfältig durch.
    Irgendwelche Geliebte hatte es nicht gegeben. Andernfalls hätte Roarke sie eindeutig gefunden. Thomas Brennen war ein treuer Ehemann gewesen – und jetzt war seine Frau in jungen Jahren Witwe.
    Es klopfte an ihrer Tür. Sie hob den Kopf und blickte verwundert auf den Fremden, der sie grinsend ansah. Mitte zwanzig, nahm sie an, mit einem hübschen Lausbubengesicht und einer Vorliebe für einen schrillen Schick.
    Selbst in seinen neongelben Luftboots war er kaum größer als eins siebzig. Über den Schuhen trug er eine schlabberige Jeans und eine Jacke mit fransenbesetzten Ärmeln. Seine goldfarben schimmernden Haare hatte er zu einem hüftlangen Pferdeschwanz gebunden und ein halbes Dutzend kleiner goldener Reifen blitzte in seinem linken Ohr.
    »Du hast dich in der Tür geirrt, Kumpel. Hier bist du beim Mord.«
    »Und Sie sind sicher Dallas.« Sein Grinsen wurde tatsächlich noch breiter, und in seinen Wangen entdeckte sie zwei Grübchen, als er sie aus rauchig grünen Augen fröhlich ansah. »Ich bin McNab, von der elektronischen Ermittlung.«
    Am liebsten hätte sie gestöhnt, begnügte sich jedoch, als sie ihm die Hand gab, mit einem leisen Seufzer. Gütiger Himmel, war alles, was sie denken konnte, als sie an seinen Fingern zahllose dicke Ringe blitzen sah.

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