Mord ist ihre Leidenschaft
verbliebene Hand des Opfers war gefesselt. Die ihm zugeführten Drogen waren eine Mischung aus Adrenalin und Digitalis – dadurch hat das Herz weitergeschlagen und er blieb bei Bewusstsein, während er nach allen Regeln der Kunst bearbeitet worden ist.« Morris atmete hörbar aus. »Dieser irische Pirat kann weder schnell noch leicht gestorben sein.«
Durch seine Sicherheitsbrille hindurch sah Morris Eve mit sanften Augen an und winkte mit einer versiegelten Hand in Richtung eines kleinen, metallenen Tabletts. »Das hier habe ich zusammen mit seinem Mittagessen in seinem Magen gefunden.«
Stirnrunzelnd blickte Eve auf das Tablett. Der Gegenstand hatte ungefähr die Größe eines Fünf-Dollar-Chips. Er war leuchtend grün bemalt auf schimmernd weißem Grund. Auf der anderen Seite fand sich ein länglicher, an einem Ende in gekreuzte Linien übergehender Strich.
»Ein vierblättriges Kleeblatt«, erklärte Morris ihr. »Das ist ein Glückssymbol. Ihr Mörder hat einen ausgeprägten und hässlichen Sinn für Ironie. Was die seltsame Form auf der Rückseite betrifft? Keine Ahnung, was das ist.«
»Ich nehme das Ding mit.« Eve schob die Münze in eine kleine Tüte. »Ich habe die Absicht, Dr. Mira in diesem Fall zu konsultieren. Wir brauchen ein Profil. Sie wird sich in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen. «
»Mit Mira und Ihnen zusammenzuarbeiten, Lieutenant, ist mir stets ein Vergnügen.« Das Kommunikationsband an seinem Handgelenk begann zu piepsen. »Palast des Todes. Morris.«
»Mrs. Eileen Brennen ist gekommen, um die Überreste ihres Ehemanns zu sehen. «
»Führen Sie sie in mein Büro. Ich komme sofort rüber.« Er wandte sich an Eve. »Es macht keinen Sinn, ihr den armen Bastard so zu zeigen. Wollen Sie noch mit ihr sprechen?«
»Ja.«
»Nehmen Sie ruhig mein Büro. Mrs. Brennen kann den Leichnam in zwanzig Minuten sehen. Bis dahin ist er… präsentabel.«
»Danke.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Dallas?«
»Ja?«
»Böse – nun es ist kein Begriff, mit dem ich allzu häufig um mich werfen würde.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber der Kerl, der das getan hat… nun, es ist das einzige Wort, das mir einfällt, und das auf diesen Typen zutrifft. «
Eve gingen diese Worte noch durch den Kopf, als sie draußen im Korridor auf Eileen Brennen traf. Thomas Brennens Witwe war eine schlanke, elegante Frau. Obgleich ihre Augen trocken waren, hatte sie ein wächsernes Gesicht und betastete nervös das Goldkreuz, das an einer dünnen Kette um ihren Hals hing, zupfte am Saum ihres Rockes oder fuhr sich mit den Fingern durch das gewellte blonde Haar.
»Ich will die Leiche sehen, die Sie gefunden haben. Ich bestehe darauf, sie zu sehen. Das ist mein gutes Recht.«
»Sie werden den Leichnam sehen, Mrs. Brennen. Wir bereiten alles vor. Wenn ich vielleicht vorher noch kurz mit Ihnen sprechen dürfte, wäre uns das eine große Hilfe.«
»Woher soll ich wissen, dass es Tommy ist? Woher soll ich das wissen, solange man ihn mir nicht zeigt.«
Es machte keinen Sinn, der Frau irgendwelche falschen Hoffnungen zu machen. »Mrs. Brennen, wir haben Ihren Gatten eindeutig identifiziert. Durch Fingerabdrücke, durch seine DNA und mit Hilfe des Pförtners der Luxury Towers. Es tut mir Leid, wir haben uns ganz sicher nicht vertan. Bitte nehmen Sie doch Platz. Kann ich Ihnen etwas bringen? Vielleicht ein Glas Wasser?«
»Ich will nichts. Nichts.« Ruckartig setzte sich Eileen auf den ihr angebotenen Stuhl und öffnete und schloss dabei hilflos ihre Fäuste. »Er sollte heute zu uns nach Dublin kommen. Heute. Er ist nur deshalb länger in New York geblieben, weil er irgendein Geschäft zum Abschluss bringen wollte. Er wollte gestern einen Zwischenstopp in London machen und heute zu uns nach Dublin kommen.«
»Dann haben Sie ihn also nicht vor heute erwartet.«
»Nein. Eigentlich hätte er mich gestern aus London anrufen sollen, aber manchmal ist er so beschäftigt, dass er das Telefonieren einfach vergisst.« Immer wieder öffnete und schloss sie die Handtasche in ihrem Schoß. »Ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich habe mir ganz einfach nichts dabei gedacht«, wiederholte sie und ballte die Faust so fest um das goldene Kreuz, dass sich die abgerundeten Spitzen schmerzlich in ihre Handfläche zu graben schienen.
»Dann haben Sie also nicht versucht, ihn zu kontaktieren?«
»Die Kinder und ich waren in einem Restaurant und dann noch in einem Vergnügungszentrum in der Stadt. Wir waren erst spät von dort
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