Mord ist ihre Leidenschaft
Streuung des letzten Anrufs raus. Das dauert, aber es ist der beste Weg, um einen Störsender zu überwinden.«
»Sorgen Sie dafür, dass es nicht zu lange dauert«, schnauzte sie ihn an. »Und setzen Sie sich mit mir in Verbindung, sobald Sie etwas rausbekommen haben.«
Als sie aus dem Raum ging, rollte er mit den Augen. »Frauen. Pausenlos verlangen sie ein Wunder.«
Auf dem Weg ins Leichenschauhaus klapperte Eve bereits das erste Dutzend Kneipen ab. Zweimal stieß sie auf die Besitzer und dreimal auf irgendwelche Angestellte, die in dem Gebäude lebten, in dem das Lokal angesiedelt war. Als sie ihren Wagen auf das Parkdeck über dem Leichenschauhaus lenkte, rief sie ihre Assistentin an.
»Und?«
»Bisher habe ich zwei mögliche Opfer und eine Uniform, die in den nächsten sechs Monaten nach Rauch und Whiskey stinken wird.« Peabody verzog grimmig das Gesicht. »Beide Personen behaupten, Thomas Brennen nicht gekannt zu haben und in ihrem ganzen Leben mit niemandem jemals verfeindet gewesen zu sein.«
»Ja, das Gleiche haben sie mir bisher auch alle erzählt. Aber machen Sie weiter. Die Zeit wird langsam knapp.«
Eve ging die Treppe vom Parkdeck hinunter, machte einen Bogen um den diskreten, mit Blumen überladenen Warteraum für die Angehörigen der Toten, und marschierte direkt zu ihrem eigentlichen Ziel.
Bereits draußen im Korridor roch die kalte Luft nach Tod. Auch wenn die Tür des Autopsieraums aus Stahl und luftdicht abgeschlossen war, fand der Tod doch immer einen Weg, um zu zeigen, dass er da war.
Sie hatte Brennen im Raum B zurückgelassen und da es unwahrscheinlich war, dass er von allein die Örtlichkeit gewechselt hatte, hob sie ihren Dienstausweis zur Überprüfung vor die Kamera neben der Tür.
Zurzeit wird gerade Thomas X. Brennen obduziert. Bitte beachten Sie beim Betreten des Raums die Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften. Sie haben die Erlaubnis einzutreten, Lieutenant Eve Dallas.
Mit einem leisen Klicken glitt die Tür zur Seite und ließ einen kalten Windstoß in den Korridor hinaus. Eve trat ein und entdeckte die schlanke, elegante Gestalt des Pathologen Dr. Morris, der gerade vorsichtig Brennens Hirn aus seinem offenen Schädel zog.
»Tut mir Leid, dass wir noch nicht ganz fertig sind, Dallas. Heute Morgen kamen eine ganze Reihe unangekündigter Fälle. Die Leute – haha – sterben für einen Platz in unseren heiligen Hallen.«
»Was können Sie mir bisher sagen?«
Morris wog das Hirn und legte es in eine mit einer Flüssigkeit gefüllte Schale. Sein hüftlanger Zopf schlängelte sich über den Rücken des blütenweißen Kittels, unter dem er einen leuchtend purpurroten, einteiligen Anzug trug. »Er war ein gesunder zweiundvierzigjähriger Mann, dessen Schlüsselbein einmal gebrochen war, aber gut verheilt ist. Seine letzte Mahlzeit hat er ungefähr viereinhalb Stunden vor Eintreten des Todes zu sich genommen. Mittagessen, würde ich sagen. Rindfleischsuppe, Brot und Kaffee. Der Kaffee war mit einem Arzneimittel versetzt. «
»Womit genau?«
»Einem leichten Beruhigungsmittel, wie man es rezeptfrei in jeder Apotheke kaufen kann. Er muss ziemlich entspannt, eventuell ein bisschen schwindelig gewesen sein.« Morris gab ein paar Daten in seinen Laptop ein, während er sich weiter mit Eve über die bleichen, verstümmelten Überreste Thomas Brennens hinweg unterhielt. »Die erste Verletzung muss die Amputation der Hand gewesen sein. Trotz des Beruhigungsmittels muss er dabei einen Schock bekommen und innerhalb von kurzer Zeit jede Menge Blut verloren haben.«
Eve erinnerte sich an die grässlich blutverschmierten Wände des Apartments. Wahrscheinlich war das Blut aus der durchtrennten Arterie herausgespritzt wie aus einem voll aufgedrehten Schlauch.
»Wer auch immer ihm die Hand abgehackt hat, hat den Blutstrom durch Veröden des Armstumpfes gestoppt.«
»Wie das?«
»Ich schätze, mit einer Fackel.« Morris verzog angewidert das Gesicht. »Eine wirklich schmutzige Angelegenheit. Sehen Sie, vom Stumpf bis zum Ellbogen ist die Haut total runzlig und geschwärzt. Sie dürfen ruhig aua sagen, wenn Sie möchten.«
»Aua.« Eve schob die Daumen in die Taschen ihrer Jeans. »Sie sagen damit also, dass Brennen nach dem ersten Angriff praktisch zusammengebrochen ist – was der Grund dafür sein dürfte, dass in der Wohnung kaum Spuren eines Kampfes sichtbar gewesen sind.«
»In seinem Zustand hätte er sich nicht mal gegen eine betrunkene Kakerlake wehren können. Die
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