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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bist< ?« erkundigte sie sich ätzend — und ich hielt nach den Säureflecken auf meinem
Schreibtisch Ausschau.
    Ich lächelte dünn, und dann sah
ich den schwingenden Hüften nach, die sich zur Tür bewegten. Wir sind gute
Bekannte, Fran und ich, manchmal auch sehr gute, wenn es uns gerade einfällt —
aber es war uns schon eine ganze Weile nicht mehr eingefallen, entsann ich mich
jetzt. Was also sollte diese dumme Eifersuchtsszene? Wahrscheinlich wäre sie
auch gern mal nach London geflogen, sagte ich mir. Dabei war doch der November
in ganz Europa ein ekelhafter Monat und... da klingelte das Telefon.
    »Boyd«, meldete ich mich.
    »Oh, wie bin ich glücklich, daß
ich Sie endlich erreiche, Mr. Boyd«, erklang frostig Miss O’Byrnes Stimme. »Ein
paar Minuten lang fürchtete ich schon, Sie hätten das Zeitliche gesegnet .«
    »Nein, danke, passiert ist
nichts .« Ich blickte in Frans Gesicht, das sich um den
Türrahmen schob, und lächelte ihr herzlich zu. »Meine Sekretärin hatte nur
plötzlich einen Schwindelanfall und ist über ihre eigenen Füße gestolpert. Das
passiert ihr oft, und sie macht sich schon Gedanken, aber ich versuche immer,
ihr das auszureden — schließlich haben viele Leute große Füße .«
    Mordlust siedelte sich in den
grünen Augen an, die mich beobachteten; ich war heilfroh, daß Fran ihre
Gedanken wenigstens im Augenblick für sich behielt.
    »Sie besitzen einen wirklich
ausgefallenen Sinn für Humor, Mr. Boyd .« Die Stimme im
Hörer klang noch frostiger. »Ihr Geschäft muß prächtig gehen, wenn Sie es sich
erlauben können, Klienten minutenlang an der Strippe hängenzulassen .«
    Ich überlegte einen Augenblick,
dann kam ich zu dem Schluß, daß Miss O’Byrne sich meinetwegen zum Teufel
scheren konnte. Wenn man Klientinnen einen kleinen Finger gibt, dann glauben
sie gleich, man sei ihr uneingeschränktes Privateigentum.
    »Ich habe schon von kaufmännischem
Fernunterricht gelesen, Miss O’Byrne«, erklärte ich ihr, »aber am Telefon
erscheinen mir solche Kurse doch einigermaßen lächerlich .«
    Ich hörte ein unterdrücktes
Schnaufen am anderen Ende.
    »Ich muß heute abend meinen
Kunden besuchen«, sagte sie schließlich, »und er möchte, daß Sie mitkommen .«
    »Weshalb?«
    »Danach habe ich ihn nicht
gefragt. Ich habe ihm lediglich versprochen, daß Sie kommen werden«, sagte sie.
»Holen Sie mich in der Galerie ab, und zwar nicht später als Viertel vor sechs .« Damit legte sie auf.
    Ich warf den Hörer auf die
Gabel und starrte ihn eine Weile böse an, dann sah ich hoch
und in ein Paar zornsprühender grüner Augen.
    »Du siehst aus, als ob dich die
Fee gerade in einen Kürbis verwandelt hätte«, sagte Fran und kicherte
schadenfroh.
    »Sie scheint nicht alle Tassen
im Schrank zu haben, wenn sie glaubt, sie könnte mich nach ihrer Pfeife tanzen
lassen — einfach so !« knurrte ich.
    »Macht nichts, Danny«, sagte
sie mit gespielter Anteilnahme. »Weil du doch ohnehin schon weißt, daß ihr
Wunsch dir Befehl ist .«
     
    Es war eine Atelierwohnung in
einem jener Apartmenthäuser in der Fifth Avenue, wo
der Portier weiße Handschuhe trägt, damit er sich die Finger nicht an den
Fünf-Dollar-Trinkgeldern schmutzig macht. Sharon O’Byrne hatte sich in eisiges
Schweigen gehüllt, vom Augenblick an, da ich sie in der Galerie abgeholt hatte,
bis zur Ankunft im Apartment ihres Kunden. Meine Konversationsbemühungen hatte
sie mit einsilbigen Worten erstickt. Aber was lag schon daran, solange ich
dicht genug neben ihr saß, um sie ausführlich betrachten zu können?
    Sie trug das klassische kleine
Schwarze. Es hatte ein enggearbeitetes Mieder mit tiefem Dekolleté und drohte
jeden Moment zu platzen. Von der Taille floß schwarzer Crêpe in drei Kaskaden
abwärts. Eine kurze hellgraue Nerzjacke schützte die Trägerin vor der Kälte,
was Boyd allerdings besser besorgt hätte.
    Ein richtiger, lebendiger
Butler erschien auf unser Klingeln hin und geleitete uns ins Wohnzimmer, wo
eine gedämpfte Kirchenatmosphäre herrschte. Sie mußte wohl von den vielen
Nischen in den Wänden herrühren, deren jede einen besonderen Kunstschatz
beherbergte und geschickt indirekt beleuchtet wurde. Ich konnte den Gesamtwert
der Kunstgegenstände in diesem Zimmer nur grob schätzen — aber jedenfalls mußte
man sich hier so wohlfühlen wie in einem Bankgewölbe.
    Sharon O’Byrne beobachtete die
Blicke, mit denen ich das kostbare Mobiliar musterte, und schließlich ließ sie
sich sogar herab, mit

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