Mord ist kein Metier für Mädchen
Weinkrüge
verkauft .«
»Das kannst du mir nicht
erzählen«, knirschte ich. »Ich habe selbst gesehen, wie Sharon ganze Arbeit
geleistet hat, als sie an diesem Kombinationsschloß drehte .«
»Armer Bill.« Ein Ausdruck
echter Trauer erschien in ihren Augen. »Er starb, wie er lebte — ein Halunke
bis zuletzt .«
»Wie bitte?«
»Es war ein weiteres Beispiel
für sein mechanisches Genie .« Sie seufzte leise und
blies sich eine vorwitzige Locke aus den Augen. »Er wollte die Krüge doch
dieser O’Byrne unbedingt nur in seinem Studierzimmer zeigen, erinnerst du dich?
Dafür hatte er auch einen guten Grund. Er hatte die Kassette sowohl oben wie
unten mit einem Deckel versehen lassen. Wenn die richtige Kombinationszahl
eingestellt war, konnte man beide öffnen — oben oder unten, oder auch beide
gleichzeitig. Dann stellte er die Kassette auf eine bestimmte Stelle seines
Schreibtischs, wo er vorher schon ein Geheimfach eingebaut hatte, mit einer Art
versteckter Falltür... ich langweile dich doch nicht, Danny-Boy ?«
»Nein«, erwiderte ich rauh . »Du verwirrst mich lediglich .«
»Also, in besagtem Geheimfach
bewahrte er zwei Imitationen der Weinkrüge auf. Und nachdem die O’Byrne
überzeugt war, daß sich in der Kassette zwei echte Krüge befanden, hätte sie
die wahrscheinlich erst wieder geöffnet, wenn sie schon weit weg gewesen wäre.
Damit hat Bill jedenfalls gerechnet, verstehst du? Und deshalb hat er die
echten Stücke ins Schreibtisch-Geheimfach gepackt und die Imitationen in die
Kassette gelegt .«
»Hast du das die ganze Zeit
gewußt ?«
»Nein«, gestand sie, und ihr
Mund verzog sich. »Du glaubst doch wohl nicht, ich sei so mutig, daß ich es
nicht hinausgeschrien hätte, als der Mann mich mit dem Messer bedrohte? Ich
habe es später entdeckt, als ich kurz vor der Ankunft der Polizei noch mal in
das Studierzimmer ging. Ich glaube, Bill wollte die Kassette vor Wright und
seinen Gangstern deshalb nicht öffnen, weil sie dann die Fälschungen erkannt
und ihn gezwungen hätten, den Aufbewahrungsort der echten Stücke zu verraten.«
»Du hast sie also verkauft ?« Ich schluckte nochmals. »Wem denn?«
»Den rechtmäßigen Besitzern,
natürlich.« Sie lächelte glücklich. »Sie haben mir anstandslos fünfundzwanzigtausend
prächtige US-Dollar dafür bezahlt.«
»Willst du damit sagen, du hast
sie den Rotchinesen zurückgegeben ?« rief ich aus.
»Diesen Strolchen?« Sie maß mich
mit einem kühlen Blick. »Daran hätte ich nicht im Traum gedacht. Ich sage doch,
ich habe sie den rechtmäßigen Besitzern verkauft — im nationalchinesischen
Konsulat !«
Ihr Kopf verschwand erneut, und
ich betrachtete liebevoll den vollgestopften Briefumschlag, bevor ich ihn
behutsam in meiner Brieftasche verstaute.
»Du, hör mal«, rief ich.
»Was denn ?« klang es zurück.
»Jetzt sitze ich hier«, sagte
ich fröhlich, »um fünftausend Dollar reicher, in einem luxuriösen Hotelzimmer,
trinke besten Bourbon und verzehre ausgezeichnete Geflügelschnittchen. Was
fehlt da noch zum Glück ?«
Ich trank noch ein bißchen
Bourbon, und dann hörte ich hinter mir ein sanftes Rascheln. Das Glas fiel mir
aus der nervösen Hand, als ich mich umwandte und Laura Donavan erblickte. Sie
hatte die Hände in die Hüften gestemmt und musterte mich erwartungsvoll mit
ihren graugrünen Augen.
Sie holte tief Luft. »Na...«
Ihre Stimme klang gleichermaßen fröhlich und lasterhaft. »Wie wär’s beispielsweise
mit ein bißchen nooky ?«
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