Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
Vom Netzwerk:
den Whisky herunter und goss mir gleich noch einen ein. Er brannte an der Lippe und ich verfluchte Wilson aufs Neue. Doch zumindest war der Schmerz real. Manchmal, wenn ich in das Gewimmel Londons hinaustrat, um Trost darin zu suchen, dass die Menschen ganz normale Dinge taten, kam mir meine Gedächtnislücke wie eine unüberwindbare Brücke zwischen zwei Welten vor.
    Als ich ein Kind war, sah ich alles in Farbe, wie in der Wochenschau im Kino. Doch heute scheint alles schwarz-weiß zu sein. Manchmal frage ich mich, wie weit mein Gedächtnisverlust wirklich zurückreicht und ob es sich bei meinen frühen Erinnerungen wirklich um meine eigenen handelt. Das Bild, das ich heute von mir habe, stimmt nicht mit meinem früheren Selbstverständnis überein. Ich wandere durch die Straßen und suche verzweifelt nach Menschen und Orten, die ich von früher kenne, um verlorene Verbindungen aufzuspüren.
    Dr. Thompson hatte mich davor gewarnt, dass das passieren konnte. Keiner wusste wirklich, wie sich die Schäden an meinem Gehirn auswirkten. Die Verbände wurden irgendwann abgenommen, aber was sie mit meinem Kopf angestellt hatten, schien nicht zu einer endgültigen Heilung zu führen. Mich plagten permanent Schmerzen. Herrje, ich bestand sozusagen nur noch aus Schmerzen. Sie waren mein Zentrum und das definierende Element meiner Existenz. Eine Weile half mir Morphium weiter, bis es von der Lösung zum Problem wurde: Ich konnte nicht genug davon bekommen.
    »Wir werden etwas versuchen«, sagte mein Arzt.
    Ich hörte kaum zu, konnte ihn kaum verstehen, wegen der Qualen, die mein Körper mit sich ausfocht. »Was Sie wollen. Versuchen Sie, was Sie wollen. Von mir aus amputieren sie mir den Kopf, falls das hilft, Doktor.« Ich tat mir verdammt leid, wie ich von diesem riesigen Felsbrocken auf meiner Stirn ans Bett gefesselt wurde.
    »Wir werden es mit EST versuchen.«
    »Fein.«
    »Elektroschocktherapie. Eine neue Behandlungsmethode aus Italien. Wir leiten einen schwachen Stromstoß durch ihren Körper, um auszuprobieren, ob das die Schmerzen lindert.«
    Ich schraubte meine Augenlider hoch. »Sie sind nicht sicher, ob es wirklich hilft?«
    »Die Resultate sind bislang sehr vielversprechend. Bei anderen Patienten mit Kopfverletzungen hat es gewirkt. Und bei Menschen mit einem Trauma.«
    »Aber Sie wissen es nicht genau?«
    »Wir können Ihnen nicht noch mehr Medikamente verabreichen. Sie sind schon am Limit. Sehen Sie, es schadet nicht, es mal mit EST zu versuchen. Die Methode ist absolut ungefährlich und schon unzählige Male mit guten Erfolgen angewendet worden.«
    Ich hatte davon gehört. Meine Mutter erzählte bei einem meiner Besuche von einer Nachbarin, die immer mal wieder austickte und deshalb ein paar kleine Schocks verpasst bekam, wie sie es formulierte. Ich erinnere mich an die Frau, um die es ging. Sie sabberte immer, wenn ich ihr begegnete. Aber, verdammt, sie schien in ihrer eigenen kleinen Welt glücklich zu sein. Hatte ich eine andere Wahl?
    Sie schoben mich in den Raum und halfen mir, auf das Bett zu klettern. Drei Leute kümmerten sich um mich – hielten mich davon ab, wegzulaufen –, alle trugen weiße Kittel und – sehr auffällig und bizarr – Gummistiefel. Auf dem Bett lag eine dicke Gummimatte. Sie war kalt und glatt und roch nach altem Benzin.
    Sie schnallten meine Arme und Beine mit breiten Gurten fest, und so langsam gelangte ich zu der Überzeugung, dass mir die Kopfschmerzen fast lieber waren. Ich merkte, wie mich die Hilflosigkeit übermannte. Es war das gleiche Gefühl wie damals. Kurz bevor die Wachmänner anfingen, mich zu verprügeln. Ich zerrte an meinen Fesseln.
    »Es ist alles in Ordnung, Danny. Es wird Ihnen bald besser gehen.« Dafür sorgte der Doktor, indem er mir eine Nadel in den Arm stach und mich mit Glücklichmachern vollpumpte. Ich beruhigte mich und beobachtete, wie sie die Maschine neben das Bett rollten. Sie schmierten mir irgendein Gelee auf die Stirn – es war kühl und glitschig. Dann klebten sie zwei Metallkontakte auf die feuchten Stellen und zogen mir etwas über den Kopf, das wie eine Rugbykappe aussah, um die Kontakte zu fixieren. Dr. Thompson hielt ein Gummimundstück in der Hand, wie diese Dinger, die Zahnärzte benutzten, um den Kiefer ihrer Patienten beim Bohren am Zuklappen zu hindern. Ich hasste Zahnärzte.
    »Damit Sie sich nicht auf die Zunge beißen«, erklärte er.
    Er riss meinen Mund auf und rammte das Mundstück hinein. Es schmeckte nach Gummi und Spiritus.

Weitere Kostenlose Bücher