Mord mit Gruener Soße
langsam los. „Sie fliegen auch nicht so gerne, was?“, meinte sie freundlich.
Es dauerte einen Moment, bis er ihr antworten konnte. „Ist mein erster Flug“, kam es kläglich.
Sie nickte verständnisvoll. „Ab jetzt wird es besser. Der Start ist am schlimmsten.“
„ Und die Landung? “, fragte er mit aufgerissenen Augen.
„ Halb so wild“, beruhigte sie ihn, ohne selbst daran zu glauben. Sonderlich überzeugt sah er nicht aus.
Dafür entspannte sich Jenny und kramte einen Roman heraus. Ablenkung war immer eine gute Idee.
Die erste Hälfte des Fluges war langweilig. Sie flogen über den Wolken, ihr Krimi war nicht wirklich fesselnd und über das Essen sollte man besser den Mantel des Schweigens breiten. Über dem amerikanischen Kontinent änderte sich das jedoch. Jenny klebte durchgehend mit der Nase an der Scheibe.
Zuerst flogen sie über Neufundland, dann über die großen Seen. Bald überquerten sie die Rocky Mountains , und als sie deren Größe und Erhabenheit von oben sah, schien es ihr unvorstellbar, dass einst Siedler den Weg von der Ost- zur Westküste in Planwagen zurückgelegt hatten.
Ihr S itznachbar schlief die meiste Zeit und seine Nachbarin hatte Unterhaltung auf der anderen Gangseite gefunden.
Elf Stunden später begann der Landeanflug auf Los Angeles. Der Blick auf eine der größten Städte der Welt war spektakulär und sie konnte es kaum erwarten, ihren Fuß endlich auf amerikanischen Boden zu setzen. Die Einreiseformalitäten waren jedoch langwierig und es dauerte über eine Stunde, bis sie mit ihrem Koffer vor dem Flughafen in der Sonne stand und ihr Hoteltaxi suchte.
Kurz darauf fuhr es vor und sammelte sie ein. Die Fahrt ging über mehrspurige, palmengesäumte Straßen ins Zentrum von Los Angeles, wo ein älteres uriges Hotel mit einem hübschen, exotisch bewachsenen Innenhof auf sie wartete.
Sie checkte ein und freute sich, dass ihr einge rostetes Englisch offenbar verstanden wurde. Mit einem klapprigen Aufzug fuhr sie in den dritten Stock und brachte ihr Gepäck ins Zimmer. Schnell zog sie sich um. Die Luft war warm und drückend. In kurzen Hosen fuhr sie wieder nach unten und schlenderte durch die Lobby zum Innenhof. Ein kleiner Swimmingpool war von Palmen und Büschen mit großen Blüten umgeben. An einer Seite befand sich eine Bar, an der sie Platz nahm und sich eine Cola bestellte. Es herrschte wenig Betrieb. Zwei Frauen sonnten sich, während ihre beiden etwa zwölfjährigen Töchter auf Luftmatratzen im Pool trieben. Ein älteres Ehepaar saß im Schatten und las. Ob schon andere Mitglieder ihrer Reisegruppe hier waren? Sie war gespannt, wer dazugehörte. Und auch etwas besorgt. Was, wenn die Mitreisenden unsympathisch waren oder aufdringlich? Das konnte die schönste Landschaft nicht aufwiegen. Man würde sich kaum aus dem Weg gehen können. Zum Glück hatte sie ein Einzelzimmer. Etwas anderes wäre auch nicht infrage gekommen.
Jenny nahm ihr Glas und bummelte ins Foyer. Der Stil des Hotels war mexikanisch. Überall farbige Kacheln und Webteppiche. Auf einem der Tische stand ein Aufsteller mit der Aufschrift „Special Adventures“, der Name ihrer Reisegesellschaft.
Verzeichnet waren auf einem eingesteckten Blatt das Treffen heute Abend um neunzehn Uhr und die Abfahrt morgen früh. Sie machte große Augen. Acht Uhr? Das würde wohl kein Erholungsurlaub werden. Sie brachte ihr Glas zurück zur Bar und trat vor das Hotel. Nachdem sie in alle Richtungen geblickt hatte, verging ihr die Lust auf einen Spaziergang. Sie war mitten in Downtown, dem Äquivalent zu Frankfurts Büro-City. Überall Hochhäuser und Beton. Sie ging wieder hinein und verbrachte den Rest des Nachmittages am Pool. Abends gegen halb sieben ging sie auf ihr Zimmer und zog sich um.
Als sie wieder herunterkam, sah sie von Weitem einige Leute am Tourentisch sitzen. Nervös ging sie zu ihnen und stellte sich vor.
Ein dunkelhaariger , hagerer junger Mann schüttelte ihre Hand und stellte sich mit Schweizer Akzent vor. „Hi, ich bin der Markus, dein Tourguide. Willkommen in den USA.“
„ Danke“, lächelte sie und setzte sich zu den anderen. Ein gegenseitiges Vorstellen begann. Neben ihr saß ein junges Mädchen, höchstens Anfang zwanzig, in Jeans und bauchfreiem Top. Sie stellte sich als Mandy vor. Augenbrauen, Nase und Oberlippe waren gepierct, die Ohren voller Stecker. Wie sie sich eine solch teure Tour leisten konnte, wunderte sich Jenny. Vielleicht würde sie es ja im Verlauf der Reise
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