Mord mit Gruener Soße
erfahren.
Neben ihr saß ein muskulöser Typ, den Jenny auf Ende zwanzig schätzte . Er trug Shorts und ein kurzärmliges Hemd. Hosenbeine und Ärmel waren fast zu eng für seine Muskelpakete. Bodybuilder wahrscheinlich, von Arbeit oder normalem Sport sah man nicht so aus. Kevin war sein Name.
Ein Platz weiter saß eine Frau, deren Alter Jenny gar nicht schätzen konnte. Sie sah unscheinbar aus, war ziemlich mollig und, nun ja, wohlwollend würde man das, was sie trug, als hausbacken bezeichnen. Ihr rosa und braun gemusterter Pulli, der viel zu warm für das Klima schien, war selbstgestrickt, ihr dunkelbrauner Rock aus einem Material, das Jenny an Teleshopping erinnerte. Die Schuhe wirkten klobig und passten eher zu einer älteren fußkranken Dame. Dicke Nylonstrumpfhosen rundeten das Bild ab. Ganz offensichtlich war sie kürzlich beim Friseur gewesen. Das mausbraune Haar lag in ordentlich ondulierten Wellen. Mit leiser Stimme stellte sie sich vor. Irmtraud, passte ja.
Ein weiterer Mann kam lässig auf die Gruppe zugeschlendert. Er trug einen hellen Leinenanzug und sein weißes Hemd gewährte einen Blick auf seine dunkle Brustbehaarung. Im Gegensatz zu dieser waren die kurzen welligen Kopfhaare blond gesträhnt, eine Lacoste-Sonnenbrille war auf die Stirn hochgeschoben. Sonnenstudiobräune zierte sein markantes, leicht herablassend wirkendes Gesicht. Tourguide Markus begrüßte ihn und stellte Johann den anderen vor. Jenny und Mandy ernteten interessierte Blicke, Kevin einen abschätzenden. Irmtraud wurde kaum beachtet.
Die letzten zwei Mitglieder der Reisegruppe trafen gleichzeitig ein. Eine ältere Dame mit knallroten Haaren kam durch die Halle gehetzt. Schon von Weitem entschuldigte sie sich für ihr Zuspätkommen, dabei war es erst kurz nach Sieben. Auf den ersten Blick hatte Jenny eine Vermutung, was sie aufgehalten hatte. Ihr Gesicht war dick mit Schminke zugekleistert. Knallblauer Lidschatten und Mascara, so dick, dass sie aussah wie ein Waschbär. Alles an ihr war mit Goldschmuck behangen, ihre Ohren, ihr faltiger Hals und ihre Armgelenke, die aus einem weiß-pinken Jogginganzug herausragten. An den Füßen trug sie neue weiße Joggingschuhe.
„ Huhu, ich bin die Walli! “, rief sie quer durch die Halle, sodass etliche Leute sich umdrehten. Markus sah leicht verdattert aus und Jenny fühlte Sorge in sich aufsteigen. Das war ja eine illustre Gesellschaft, mit der sie die nächsten zwei Wochen verbringen sollte.
Sie wandte ihren Blick dem letzten Ankömmling zu, der in der Aufregung um Walli ganz untergegangen war und stutzte. Das war doch … natürlich … ihr Sitznachbar aus dem Flugzeug. Pullunder und Stoffhose hatte er gegen Shorts und T-Shirt ausgetauscht und sah damit aus wie verkleidet. Jenny guckte genauer hin. Das Shirt musste er wohl gerade erst gekauft haben. Es war hellblau und darauf stand: „I love LA“. Wie originell. Endlich hatte Markus ihn bemerkt und begrüßte ihn. Wie sich herausstellte, hieß Muttersöhnchen Wolfgang. Ob seine Mutter ihn wohl Wolfi rief, fragte sich Jenny.
Jetzt, wo alle da waren, hielt Markus eine Begrüßungsrede und erklärte ihnen die Durchführung der Reise. Jeden Tag würden sie früh aufstehen und eine neue Etappe der Rundreise in Angriff nehmen. Der Guide würde ihnen die schönsten Plätze zeigen und sie in die besten Restaurants führen und mehr oder weniger würden sie alles zusammen machen. Natürlich war es kein Zwang bei der Gruppe zu bleiben, doch Jenny hatte den Eindruck, als käme es äußerst selten vor, dass jemand eigene Wege ging.
Auf einer Karte zeigte Markus ihnen die Route. Fahren würden sie in einem großen Van, erklärte er, das Gepäck würde ein Hänger transportieren und der Gepäcktransport zu und von den Zimmern wäre inklusive. Sie müssten es nur zur angegebenen Zeit vor die Zimmertür stellen.
Nach seiner Ansprache führte er sie zur Bar und sie nahmen einen Drink. Langsam setzte die allgemeine Müdigkeit ein. Schließlich waren alle aufgrund der Zeitverschiebung schon wesentlich länger auf den Beinen als üblich. Markus riet ihnen schlafen zu gehen, um morgens fit zu sein. Die Einzige, die protestierte, war Walli. Sie schlug vor, noch in einen Club zu gehen, doch niemand ging darauf ein. Wolfi, wie Jenny ihn insgeheim nannte, schlief fast auf dem Barhocker ein.
Kaum war Jenny in ihrem Zimmer überwältigte sie ebenfalls die Müdigkeit. Trotz der klappernden Klimaanlage schlief sie wie ein Baby und wachte erst auf, als der
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