Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
Körper ging. Es gab keinen Zweifel mehr, nur noch ein starkes sicheres Wissen. Sie hatte den Mörder von Heiner Hansen gefunden.
Hanna starrte Vogt an, er starrte zurück, und es war, als wüsste er genau, was gerade passierte.
Dann wandte er den Blick ab und schrie schon wieder los. »Guten Morgen? Sind Sie verrückt geworden? Sie überfallen mich in meinem Haus und wünschen mir einen guten Morgen?«
»Nur die Ruhe«, sagte Westermann. »Die Kommissarin ist eben ein höflicher Mensch.« Der Blick, den er dabei Hanna zuwarf, wirkte jedoch höchst verwirrt.
Johannsen schwieg und schaute sie nur an. Nicht ganz so verwirrt, eher nachdenklich.
Schnell sagte Hanna: »Vielleicht sollten wir lieber im Haus miteinander reden.«
»Was bilden Sie sich ein?«, erwiderte Vogt, nach wie vor in höchster Lautstärke. »Mit Ihnen spreche ich kein Wort! Verschwinden Sie! Und Sie … Sie grober Kerl, lassen mich gefälligst los!«
Westermann dachte gar nicht daran.
Hanna nickte leicht. »Wie Sie wünschen. Ich dachte nur, Sie möchten vielleicht zu viel Aufmerksamkeit vermeiden. Auf dem Weg hierher haben wir ein paar Autos von Reportern überholt. Ich kenne die Leute noch gut aus meiner Zeit bei der Hamburger Polizei. Vielleicht möchten Sie ja nicht im Morgenmantel auf Ihrem Grundstück fotografiert werden.«
»Reporter?«, fragte Vogt, auf einmal ziemlich kleinlaut.
Hanna schaute weder Westermann noch Johannsen an. Es war ein billiger Trick, den sie da anwandte, aber manchmal funktionierte er. Besonders wenn ein Mann so außer sich war wie Vogt.
»Ein paar Bilder auf den Titelseiten von Ihnen in Gesellschaft mit drei eher zweifelhaften Personen könnten zu weiteren unvorstellbaren Gerüchten führen.«
»Wer ist hier zweifelhaft?«, erkundigte sich Johannsen. »Ich bin ein ganz normaler Arzt in normaler Kleidung. Wenn überhaupt, dann seht ihr zwei aus, als hättet ihr die Nacht unter einer Brücke verbracht.«
Westermann stieß ein zorniges Schnauben aus. »Das verbitte ich mir, Jo.«
»Ruhe, ihr beiden«, befahl Hanna und konzentrierte sich wieder ganz auf Vogt.
Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, und die Augen huschten angstvoll in Richtung Straße.
»Ich glaube, ich höre die ersten Wagen«, murmelte Hanna.
»Was meinen Sie mit unvorstellbaren Gerüchten? Alle Welt weiß inzwischen, dass ich bankrott bin und … nun ja … in Trennung lebe. So etwas soll vorkommen.«
»Ganz recht. Und es ist inzwischen stadtbekannt, dass Sie allen Grund hatten, Heiner Hansen zu hassen. Na, und Sie wissen, wie Reporter so sind. Erst vor zwei Stunden bin ich am Telefon gefragt worden, ob Sie dem Hansen das Herz herausgeschnitten hätten. Sozusagen als Jagdtrophäe.«
Vogt wurde kreidebleich, Westermann knurrte etwas Unverständliches, Johannsen schüttelte ganz leicht den Kopf. Du gehst zu weit, sollte das heißen.
Recht hat er, erklärte ihre innere Stimme. Das ist so was von eklig!
Hanna aber sah, wie Vogt schlagartig aufgab. Erst zog er noch spöttisch die Mundwinkel nach unten, ganz so, als durchschaue er sie. Dann jedoch zerfiel seine Maske in tausend klägliche Einzelteile.
»Bitte nicht so etwas«, flüsterte er. »Kein makabrer Tratsch. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Gehen wir ins Haus.«
Hanna unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Westermann ging mit Vogt vorneweg und lockerte keine Sekunde lang seinen Griff. Ein zweites Mal würde er sich nicht überrumpeln lassen. Noch war ihm nicht klar geworden, dass Vogt kapituliert hatte.
Hanna folgte ihnen, zuletzt kam Johannsen.
»Du kannst einem Angst machen«, sagte er so leise, dass nur Hanna ihn hören konnte.
Sie erschauerte.
Das Innere der Villa zeugte vom Niedergang einer einst reichen und mächtigen Familie. Wo früher wertvolle Gemälde gehangen hatten, befanden sich nur noch helle Flecken an den Wänden, wenige Möbel verloren sich in einem weitläufigen Salon, und auf dem Marmorfußboden entdeckte Hanna einige kreisrunde Abdrücke, vermutlich eine Erinnerung an sündhaft teure chinesische Bodenvasen.
Westermann gab Vogt endlich frei, und dieser rieb sich den Arm.
Hanna wollte ihm keine Zeit lassen, sich zu sammeln. »Sie geben also zu, gestern Nachmittag im Wald des Grafen Fallersleben den Banker Heiner Hansen erschossen zu haben?«
Vogt schüttelte den Kopf. In seinen eigenen vier Wänden gewann er plötzlich wieder an Sicherheit. »Ich bin unschuldig. Und ohne meinen Anwalt sage ich kein Wort mehr.«
Für einen winzigen Augenblick war
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