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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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ihres geplanten Ausflugs auf den Bisamberg schaffen, Nechyba in die Stammersdorfer Kirche zu bringen. Dazu musste sie ihn jetzt aufwecken, denn sonst würde sich das alles nicht mehr ausgehen…
     
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Aurelia, wie Nechyba ziemlich tramhapert 133 neben ihr hertrottete. Sie waren bei der Kettenbrückengasse in die Stadtbahn eingestiegen und bis zur Station Schottenring gefahren. Als sie die Stiegen der Stadtbahnstation emporkeuchten, kam ihnen ein Mann entgegen, den Aurelia zu kennen glaubte. Sie starrte ihn mit offenem Mund an, konnte ihn aber im Moment nicht zuordnen. Auch er bemerkte sie. Seine harten Augen fixierten sie, sodass es ihr eiskalt über den Buckel runterlief. Instinktiv klammerte sie sich an Nechyba, der sie erstaunt ansah und brummte:
    »Was is denn los, Schatzi? Warum zwickst mich in den Arm?«
    Sie neigte sich zu ihm und flüsterte:
    »Du, den Kerl kenn i… den hab i schon wo g’sehn.«
    »Na, das macht ja nix. Das kann schon vorkommen…«
    »Aber der hat mich so komisch ang’schaut. Wie wenn er mir was antun wollte…«
    »Geh, Schatzi! Ich bin doch bei dir. Wer sollte dir da was antun?«
    Auf der Augartenbrücke sahen sie, dass sich am jenseitigen Donaukanalufer ein Zug der Dampftramway unmittelbar vor der Abfahrt befand: Dicke Dampfwolken stiegen aus dem Triebwagen auf, zahlreiche Leute eilten zu den Waggons. Auch Nechyba hatte es plötzlich eilig. Er packte Aurelia bei der Hand und sie liefen los. Keuchend und schnaufend erwischten sie im allerletzten Moment den Zug.
     
    In Stammersdorf angekommen, blies ihnen ein recht kühler Wind um die Ohren. Aurelia schmiegte sich eng an ihren Nechyba, der eine angenehme Körperwärme ausstrahlte. Und so spazierten sie flotten Schrittes durch den langgezogenen Ort. Auf Höhe der Stammersdorfer Pfarrkirche drang ein aus kräftigen Kehlen gesungenes Kirchenlied an ihre Ohren. Aurelia hielt inne und sah Nechyba fragend an. Der brummte:
    »Willst wieder einmal einen Gottesdienst besuchen?«
    Als sie lächelnd nickte, seufzte er:
    »Na, von mir aus…«
    Im Inneren des Gotteshauses registrierte Aurelia mit Erleichterung, dass die Predigt bereits vorbei war. Es bestand also keine Gefahr, dass sich Nechyba über irgendwelche Äußerungen des Pfarrers ärgern musste. Nach dem Gottesdienst fühlte Aurelia eine tiefe Zufriedenheit mit sich, Gott, der Welt und Nechyba. Welche Frau hatte schon so einen Mann? Einen Ehemann, der auf seine Frau hörte. Eine Seltenheit war das… Diese Mannsbilder! Die meisten glaubten ja tatsächlich, dass sie die Weisheit mit dem Löffel gefressen hätten und dass deshalb alles nach ihrem Schädel gehen musste. So einen hätte sie nie geheiratet! Und plötzlich fiel ihr wieder der Kerl von vorhin ein, der sie mit gemeinen, kalten Augen angestarrt hatte. Neuerlich erschauerte sie. Nechyba, dem beim Aufstieg durch die steile Kellergasse bereits ziemlich warm geworden war, zog sein Sakko aus und hängte es ihr um die Schultern. Eingehüllt in das warme Tuch, dem noch dazu der Körpergeruch ihres Mannes anhaftete, fühlte sich Aurelia rundum geborgen. Ihr Weg führte sie über das Steinerne Kreuz in eine weitere, schmälere Kellergasse. Ständig ging es bergauf, links und rechts die in die Böschung gegrabenen Weinkeller und dahinter ansteigende Weingärten. Am Ende dieser Gasse bogen sie links ab und erreichten nach einem kurzen Aufstieg ein gemütliches Wegerl, das sie entlang von Wiesen und Baumgruppen führte. Von hier oben eröffneten sich atemberaubende Ausblicke auf die weite Ebene des Marchfeldes sowie auf die in der Ferne liegende Stadt. Etwas weiter bergauf erreichten sie die Meierei Magdalenenhof. Neben einer neu errichteten Villa führte ihr Weg hinauf zur Eichendorffhöhe, wo der Dichter angeblich vor vielen Jahren ausgeruht und auf den Leopoldsberg, den Donaustrom und die Vororte von Wien geblickt hatte. Hier rasteten sie ebenfalls eine Zeit lang, genossen die Aussicht und tranken einige Schlucke Wasser. Da Aurelia noch keinen Hunger hatte, beschlossen sie, den Rundweg zu vollenden.
     
    Müde, hungrig und natürlich auch durstig kehrten sie eine dreiviertel Stunde später in einen gemütlichen Weinkeller in der Stammersdorfer Kellergasse ein. Sie tranken einen reschen Grünen Veltliner und verzehrten die Butterbrote, Paradeiser und grünen Paprika, die Aurelia daheim in den Picknickkorb gepackt hatte. Zu Aurelias und Nechybas Überraschung bot ihnen der Winzer eine Portion Räucherspeck an,

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