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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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einem der beiden Diwane ein weiteres Mädchen sein Nachtlager hatte. Nechyba ging in das nächste Zimmer und da saß ein älterer Herr mit einem dritten Kind im Bett. Beide sahen ihn erschrocken an. Nechyba hätte dem Kinderschänder am liebsten ins Gesicht gespien.
     
    Später, als György Friedmann und Salomon Münz, der Mädchenhändler von Zimmer 201, sich im Arrestantenwagen befanden, hatte Nechyba die Kinder um sich in der Portiersloge versammelt. Er beratschlagte mit Pospischil und Goldblatt, was nun mitten in der Nacht mit ihnen geschehen sollte. Plötzlich sagte die junge Frau, die die ganze Zeit geschwiegen hatte.
    »Ich, Bozena, werd’ heut’ Nacht auf d’ Kinder aufpassen… ich versprech: Wird ihnen nix passieren.«
    Nechyba schaute sie misstrauisch an:
    »Und warum soll ich Ihnen das glauben?«
    Plötzlich rannen der jungen Frau Tränen über die Wangen, ihre Augen funkelten wütend:
    »Weil ich weiß, wie das is’. Wie, glauben S’, bin i daher kommen? War selber zwei Jahre lang Friedmanns Spielzeug. Dann zu alt. Friedmann nahm Jüngere. Ich dann im Hotel Mädchen für alles. Musste dankbar sein, dass er mich net verkauft hat an Bordell…«
    Nechyba bekam einen roten Kopf. Väterlich legte er seine Pranke auf die Schulter der Frau und murmelte:
    »Bei Gott, das hab ich net wissen können…«

VII/2.
    Zufrieden mit sich und seiner Arbeit , die ihm trotz seiner Anwesenheit bei dem nächtlichen Einsatz im Hotel Hungaria leicht von der Hand gegangen war, verließ Leo Goldblatt am späten Nachmittag des folgenden Tages die Redaktion. Er gähnte, denn er war ziemlich müde. Trotzdem machte er noch einen kurzen Abstecher in die Druckerei und schnappte sich dort ein druckfrisches Exemplar der Abendausgabe. Auf der Titelseite waren eine kleine, fette Überschrift ›Mädchenhändler Münz verhaftet‹ sowie der Beginn seines Artikels abgedruckt. Fortgesetzt wurde der Bericht auf Seite5, wo er fast die ganze Seite einnahm. Goldblatt hatte extra einen Zeichner zu sich ins Redakteurszimmer gebeten, um die Verhaftung von Münz im Bett mit dessen jungem Opfer auch bildlich darzustellen. Das Bild war sehr gelungen und Goldblatt schmunzelte zufrieden. Nochmals gähnend machte er sich auf den Weg zum Schottenring. Da gerade eine Tramway kam, stieg er ein und fuhr direkt bis vor das Café Landtmann. Im Kaffeehaus steuerte er seinen Stammplatz, eine Fensterloge, an und lächelte zufrieden, als er merkte, dass dort bereits der dicke Nechyba saß und offensichtlich auf ihn wartete. ›Endlich hat er mit dem Schmollen aufgehört und ist wieder ins Landtmann übersiedelt. Das war ja wirklich lächerlich, dass ich ihn immer im Café Schottenring besuchen musste. So ein Bär von einem Mann und so angerührt wie eine Jungfrau…‹
    »Goldblatt, warum grinsen S’ denn so?«, fragte Nechyba und schüttelte ihm die Hand. Goldblatt murmelte »Ach, nur so…« und ließ sich ihm gegenüber nieder. Nachdem er dem Kellner »Wie immer…« zugerufen hatte, hielt er dem Inspector voll Stolz die druckfrische Abendausgabe unter die Nase. Während Goldblatt seinen Türkischen mit einem Schuss Trebernen schlürfte, las Nechyba konzentriert den Bericht über die Polizeiaktion der letzten Nacht. Als er fertig war, brummte er:
    »Schöner Artikel… tadellos. Sie haben ja auch noch einiges zusätzlich recherchiert. Ich hab’ gar nicht gewusst, was der Münz für ein Pülcher 130 ist. Dass den das Landesgericht Krakau schon einmal wegen Mädchenhandels und anderer Delikte zu zwei Jahren Kerker verurteilt hat. Ich war übrigens auch nicht untätig. Wissen S’, das hat mir alles keine Ruhe gelassen. Deshalb bin ich heute wieder ins Hotel Hungaria gegangen. Dort hab ich mich noch einmal mit der Bozena unterhalten…«
    Nechyba bugsierte das letzte, gewaltige Stück Mohnstrudel, das vor ihm lag, auf die Mehlspeisgabel. Er balancierte es geschickt in den Mund, kaute bedächtig und brummte dabei voll Behagen. Dann nahm er einen Schluck Kaffee und nuschelte, weil er sich während des Redens mit der Serviette Mund und Schnauzbart abwischte:
    »Sie werden net glauben, auf was ich da draufgekommen bin…«
    Goldblatt sah ihn gespannt an, und als Nechyba seine Schnauzbartpflege fortführte, ohne weiterzureden, raunzte er ihn an:
    »Reden S’ endlich. Machen S’ es net so spannend…«
    Nechyba grinste, lehnte sich zurück und begann zu erzählen:
    »Erinnern Sie sich noch an den Selbstmörder, der am Samstag letzter Woche von der Hohen

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