Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
Fragestellung zu begrenzen. Ein Unternehmen, das einem in der Konsequenz die Angst nahm. Es gab so viele verängstigte Menschen. Viel zu viele.
»Ich frage mich«, meinte sie vorsichtig, »ob die Tatsache, dass ich mit der Schere auf meinen Chef losgegangen und etwas von meiner Wut losgeworden bin, dazu führen könnte, dass wir gemeinsam ein Unternehmen gründen?«
Als Anna und Fredrik sie ansahen, wusste sie, dass sie das einzig Mögliche ausgesprochen hatte. Merkwürdig, dachte sie,
dass es so lange dauern kann, bis einem einfällt, was eigentlich hätte selbstverständlich sein sollen.
»Wie viele Jahre verbringen wir jetzt eigentlich schon in einer, wenn man es genau betrachtet, doch ziemlich perfekten Dreisamkeit? Wie viele Jahre hast du, Anna, damit zugebracht, in allen Ecken der Welt, nach dem Sinn des Lebens zu suchen, während du, Fredrik, eigentlich immer nur mit uns alleine sein wolltest? Anna, du hast doch vorgeschlagen, wir sollten herausfinden, was die Leute brauchen. Warum können sie nicht einfach zu uns kommen und uns sagen, wie ihre Bedürfnisse oder, noch lieber, wie ihre Probleme aussehen? Wir lösen sie. Unsere vereinte Kompetenz ist in der Tat recht imponierend. Ich besitze umfangreiche Kenntnisse in der Buchhaltung, habe ein Restaurant in Irland betrieben und bin es gewohnt, faulen Menschen den Rücken freizuhalten und mich für sie mit sämtlichen Behörden herumzustreiten. Und es gibt kaum etwas, Anna, womit du dich nicht schon beschäftigt hättest. Fredrik hat bereits an fast allen Schulen der Stadt sämtliche Fächer unterrichtet, kann außerdem mit Grundkenntnissen in Jura aufwarten und ist geschickt mit den Händen. Wir decken ein breites Spektrum ab. Und über geeignete Räumlichkeiten verfügen wir auch bereits. Ich kann mir gut vorstellen, hier jeden Morgen zu erscheinen und den Duft frischgebackenen Brotes einzuatmen, statt mir vorstellen zu müssen, wie der Geruch von Johans Rasierwasser langsam die Computerkabel zersetzt. Vielleicht finden wir ja noch jemanden, der sich um die praktische Arbeit hier im Café kümmert. Dann richten wir uns das kleine Zimmer hinter der Küche ein. Das ist eine phantastische Idee. Ehrenwort.«
Wie genial die Idee war, begriff sie erst, als sie über sie zu reden begann. Sie war in der Tat bestechend. Unvermeidlich. Vorherbestimmt.
»Fredrik, du jobbst nach wie vor mal hier, mal da. Mich hat man gefeuert, ich habe jede Freiheit der Welt, zu tun, was ich
will, und du, Anna … hast du nicht gesagt, dass du dich wieder mehr der Inneneinrichtung widmen willst? Ich bin sicher, dass dir das alle Möglichkeiten bietet. Und ich weiß vielleicht sogar schon, wer im Café mitarbeiten könnte. Ich habe eine nette Nachbarin, die ich immer für ziemlich glücklich gehalten habe, weil sie drei gesunde Kinder hat und einen Mann, der gelegentlich auch mal einkaufen geht. Aber vor ein paar Wochen hat sie mir quer über die Straße zugerufen, wenn sie nicht bald mal außer Haus käme und ein paar normale Erwachsene träfe, dann würde sie sich demnächst zwecks Recycling in einen stabilen Müllsack verkriechen. Sie würde sich schon darauf freuen, sich in eine Parkbank aus grünem Plastik zu verwandeln. Genau das hat sie gesagt. Dann sah sie plötzlich so aus, als hätte sie sich verplappert, und meinte nur noch, sie hoffe, es gehe mir gut. Bereits da habe ich mir überlegt, ob ich ihr nicht eine Arbeit bei uns im Büro anbieten könnte. Dieses Café ist aber eine sehr brauchbare Alternative.«
Erst sagte niemand etwas. Dann erhob sich Anna und ging in die Küche. Mari wollte erneut losreden, aber Fredrik kam ihr zuvor.
»Warum nicht?«, meinte er. »Ein Unternehmen, das die Probleme anderer Leute löst. Klingt einfach, aber gleichzeitig auch genial. Es gibt sicherlich ein Dutzend Bereiche, in denen wir gemeinsam über die nötige Kompetenz verfügen. Wir sind Alleskönner. Wir haben überlebt. Wir brauchen keine regelmäßigen Arbeitszeiten. Und wir kommen gut miteinander aus.«
Anna kam aus der Küche zurück. Sie trug ein Tablett mit drei Gläsern. Als sie es auf den Tisch stellte, sah Mari, dass sie Irish Coffee zubereitet hatte. Wie passend, dachte sie. Vielleicht will sie mir damit ja eine Freude machen, aber sie weiß schließlich nichts davon. Davids Song. I’ve been a wild rover for many a year, and I’ve spent all my money on whiskey and beer. Sie nahm ihre Tasse, trank einen Schluck Kaffee und
schloss die Augen. Er war gut. Natürlich. Und Fredrik
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