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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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vermute, er wußte nicht, daß er selbst es sein würde.«

Ein Bein für einen Diamanten

    Sandra hob die lange braune Flasche an ihren Mund. Sie trank sie zu einem Viertel leer und leckte sich anschließend die Lippen. »Eric wischtja richtig den Boden auf«, sagte sie und wies mit ihrem Bud Light auf ihn. »Ich mag das gerne, wenn die Jungens so ins Schwitzen kommen.«
    »Vergiß Eric. Tony konnte die Zukunft vorhersehen«, sagte ich und versuchte, mehr aus ihr herauszubekommen. Max muß mich jetztwirklich verabscheuen, dachte ich. Aus beruflichen Gründen beschloß ich, die Sache laufen zu lassen.
    Sandra sagte: »Tony gehört der Vergangenheit an.« Sie kicherte.
    Ich ließ meine Zigarette auf den Boden fallen und trat sie aus. Im Gegensatz zu anderen Frauen, und damit meine ich auch diejenige, mit der ich gerade sprach, täuschte ich nie vor, dumm zu sein. Was hatte mich nur gebissen, zu rauchen, wo ich doch wußte, daß Max auf dem Weg hierher war. Ich litt offensichtlich unter einer unkontrollierbaren, körperlichen
    Abhängigkeit von Nikotin. Ich merkte mir vor, es Max mit diesem Argument zu erklären, sollte er jemals wieder mit mir sprechen. Sandra trank ihr Bier aus und versuchte, die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erhaschen.
    Ich fragte: »Was hat Tony denn gesagt?«
    »Er hat sehr viel über Sabrina Delorean gesprochen«, sagte sie und fügte bissig hinzu: »Im Prinzip die ganze Zeit.« Der Barkeeper bemerkte Sandra nicht, selbst als sie wild mit den Armen winkte und durch die Zähne pfiff. Nach zehn Uhr hieß die Bar deswegen Bar, weil es nur noch Getränke gegen Bargeld gab und nichts mehr umsonst war. Ich schaute auf die Uhr — noch fünf Minuten für kostenlose Drinks. Ich fragte mich, ob der Bartender wohl mit Absicht all diese Menschen ignorierte. Ich blickte den Tresen entlang. Ungefähr ein Dutzend Leute kreischte nach mehr Drinks. Sandra gab klugerweise nach. Sie bückte sich tief und zog ihre Strumpfhose hoch.
    Ich gab ihr einen verbalen Schubs: »Er machte sich also Sorgen um Sabrina.«
    »Verdammt«, sagte sie, weil ihre lackierten Fingernägel gerade ein Loch in ihre Strumpfhose gerissen hatten.
    »Hat er sie geliebt? War er von der Besessenheit getrieben, näher an das Objekt seiner Begierde heranzukommen? Vielleicht war er durch seine verzehrende Leidenschaft von ferne fast schon verrückt geworden?«
    Sandra lächelte plötzlich breit und winkte jemandem zu, der sich genau hinter meiner Schulter aufzuhalten schien. Ich wandte mich um, sah aber niemanden, den ich kannte. Ich drehte mich wieder zu ihr. Sie kicherte.
    »Hast dich ja umgedreht«, lachte sie. Sie war so unglaublich uncool.
    Ich spielte mit harten Bandagen. »Vielleicht verpetze ich dich, weil du dich mit Tony getroffen hast, obwohl das gegen die Regeln der Show ist«, drohte ich ihr, »dann kannst du überhaupt nicht nach Jamaika fahren.«
    »Das würdest du nicht wagen«, zischte sie, und ihr eines Auge zuckte nervös.
    Ich nickte, doch, das würde ich sehr wohl, und sagte: »Das hat man davon, wenn man sich mit fremden Leuten in einer Bar unterhält.« Der arme Eric würde dann mit dieser anderen Zicke im Leopardenkleid nach Jamaika fahren müssen. Die Idee fand ich sehr witzig. Vielleicht würde ich Sandra wirklich verpetzen. »Oder du könntest mir mehr über Tony erzählen«, hielt ich ihr als Möglichkeit vor die Nase.
    Sandra schlug mir mit ihrer Bierflasche auf die Knöchel und sagte: »Du entwickelst dich ja zu einem echten Fiasko.« Sie richtete ihren BH. »Als ob du jemanden bei Party Girls kennen würdest«, sagte sie und hip-hopte von dannen. Sie ging zu Eric auf die Tanzfläche. Gleichzeitig tanzten sie den Tony und Lambada. Wie eine Schmalzdose angeschmiert stand ich da.
    Also hatte Tony gewußt, daß Gefahr im Verzug und Ärger auf dem Weg war. Mein computergleiches Hirn lieferte mir zwei mögliche Gründe: Tony hatte irgendeine Art von Verbindung zur Geisterwelt (ehe er selber dort Mitglied wurde). Oder er spielte noch eine andere Rolle bei diesem Schußwechsel als nur den toten Mann. Wenn letzteres stimmte, dann hatte eigentlich Sabrina das Opfer sein sollen. Aber es war natürlich auch möglich, daß Tony Felluti ein kleiner Zuarbeiter der Mafia war, trotz seiner sensiblen Art. Als Idee war das schon denkbar. Ich suchte Alex in der Menge. Bei Gelegenheiten wie dieser schätze ich seine Größe ausgesprochen. Ich entdeckte ihn und kämpfte mich über den Tanzboden hinweg. Im Meer der schwitzenden Körper

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