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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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das herausfindet. Eric, der zweitplazierte Ultimate Party Guy, fährt anstelle von Tony«, sagte sie. »Er ist auch ziemlich heiß, findest du nicht?«
    Sie zeigte mir den Idioten vom Bau, den ich während der gestrigen Show am meisten verabscheut hatte. Er führte einen merkwürdigen Tanz auf, bewegte die Arme sehr zuckend und sprang in die Höhe, wobei er Juchzer von sich gab. »Es sieht richtig super aus, wie er den Tony macht«, fand Sandra.
    »Den Tony?« Ich hatte damals schon Vogueing verpaßt und Funk Aerobics. Ich war noch nicht dreißig und kam mir so aktuell vor wie Hillary Clinton.
    »Das ist der Tanz, den Tony bei der Show gemacht hat, ehe er erschossen wurde. Die machen das in memoriam.« Sandra nahm einen Schluck von ihrem Bier. »Eric törnt mich richtig an.«
    »Eric törnt mich richtig ab«, sagte ich. »Er ist ein Vollidiot. Du findest doch noch einen besseren!«
    »Ich habe schon bessere gehabt. Ich mag Vollidioten.« Sie zog ihr Lambadakleidchen mit festem Griff zurecht. »Alles, was diese Vollidioten wollen, ist Sex, und sie wollen ihn die ganze Zeit. Es sind die Männer, die keinen Sex wollen, in die ich mich verliebe, und dann benehme ich mich wie eine Vollidiotin.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon diese Frau sprach. Ich würde mich niemals in jemanden verlieben, der keinen Sex wollte, aber ich wollte mich bei ihr einschmeicheln, also sagte ich: »Ja, ich weiß genau, was du meinst.«
    »Guck dir mal den Typen da an.« Sie zeigte auf Alex. Ich spürte eine Welle des Stolzes über mich schwemmen. Den hatte ich schon hinter mir.
    »Der ist aber süß«, sagte ich.
    »Niedlich, aber zu dünn.«
    »Hmhm«, sagte ich.
    »Ich mag außerdem Typen, die glauben, ich wäre ein bißchen doof«, sagte sie. »Die kann man so gut in Erstaunen versetzen.« Von irgendwo aus ihren buntgeblümten Rüschen holte Sandra die Stewardess eine Packung Zigaretten hervor. Meine Sorte. Sie steckte sich eine in den Mund. Sie zündete mit einer Hand ein Streichholz von einem Klubheftchen an. »Und dann wollen sie nämlich den Sex noch doller.« Sie streckte mir die Packung entgegen. »Zigarette?« fragte sie.
    Herrgott, ja. Ich dachte starke Gedanken. Herkules, Wisch-und-Weg. Äthylalkohol. Ich sah mich im Raum um. Alex und Lola waren damit beschäftigt, den Tony zu tanzen. Ich dachte, reden würde meinen Mund beschäftigen. »Männer wollen die ganze Zeit Sex, Sandra«, sagte ich. »Frauen auch. Die Männer wollen nur einfach nicht gesagt bekommen, wann sie Sex kriegen dürfen, und die Frauen wollen nicht allzeit bereit sein müssen.« Max war der erste Mann, mit dem ich zusammengewesen war, den ich mit einiger Regelmäßigkeit abgelehnt hatte. Es war nicht so, daß ich mit ihm nicht klargekommen wäre. Ich wußte nur, daß er mir keine Schwierigkeiten machen würde. Er hat mich einmal abgelehnt. Ich machte ihm Schwierigkeiten. Also ist er ein besserer Mann als ich.
    »Du bist ja richtiggehend schlau«, sagte Sandra. Sie fing an, die Packung zuzumachen. Das Philosophieren, und vor allem das Philosophieren über Männer, ist zum Rauchen geschaffen worden.
    »Die Liebe, Sandra, ist ein glänzendes Geschöpf.« Ich ließ die Zigarette zwischen meine Fingerspitzen gleiten. Ich beobachtete in Zeitlupe, wie es geschah. Sie zündete ein Streichholz an. Ich hielt mir die Zigarette an die Lippen, sog tief ein. Der Rush fühlte sich an wie das wahre Glück. Ich schloß die Augen und lehnte mich an der Bar zurück, um den Augenblick zu genießen.
    Sandra sagte: »Da kommt ja ein ganz Süßer. Der da, das sehe ich sofort, will nur Sex. Aber er sieht nicht ganz aus wie ein Vollidiot.« Ich öffnete die Augen. Sandra hatte den Kopf zur Seite gelegt. Ich folgte ihrem Blick.
    »Scheiße«, sagte ich. Unsere Blicke trafen sich. Max lächelte jedenfalls nicht sein glückliches Lächeln. Er mußte wohl bezahlt haben müssen, um reinzukommen, dachte ich. Außerdem hatte er mich mit einer Zigarette erwischt. »Scheiße«, wiederholte ich. Max kam nicht in meine Richtung. Vielmehr versicherte er sich, daß ich auch wirklich gemerkt hatte, daß er mich gesehen hatte, und wandte sich dann um, um die Wendeltreppe wieder hinunterzugehen. Ich überlegte kurz, ob ich ihm nachlaufen sollte und ihn anbetteln, mir zu vergeben.
    »Tony wollte Sex. Außerdem konnte er die Zukunft Vorhersagen. Er hat mich gewarnt, daß jemandem in der Show ein Unglück zustoßen würde«, sagte Sandra und verursachte damit, daß ich mitten im Schritt stehen blieb. »Ich

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