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Mord

Mord

Titel: Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ludwig Kröber
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berichtete: «Die Patres haben den Hinrich immer so geschlagen, weil er keinen Ministranten machen wollte, weil er nicht schmeicheln wollte. Hinrich hat erzählt, dass sie nackt geschlagen wurden. Und dass den Patres dann einer abgegangen ist, das hat mir der Vater eines Jungen erzählt, der auch dort im Heim war. Ich habe versucht, dass man den Hinrich nach Bielefeld tut, weil dort ein Lehrlingsheim ist. Sie haben ihn aber nach Herzogsdorf ins Hochlandlager in die Schlosserei getan. Das ist aufgelöst worden, weil dort zwei Homosexuelle waren, die so spitze Geschlechtsteile haben und sich an den Jungen von hinten vergangen haben. Ich habe den Hinrich gefragt, ob sie ihm auch etwas getan haben, er hat es aber verneint. Ausgelernt hat er nirgends. Als Hinrich aus dem Hochlandlager kam, war er fast 16 . Die dritte Frau von Fürstner, Brigitte, hat nicht erlaubt, dass Hinrich als Klempnerlehrling bei seinem Vater eintreten kann. Und dann fing das an mit Gefängnis, zuerst ein Jahr in Schwerte, weil er mit dem Bertram ein Motorrad geklaut hatte.»
    Wie es danach weiterging, bekomme sie nicht mehr so genau hin, wenn er draußen war, wohnte er erst bei ihr, bis er etwas Besseres fand, und dann war er wieder verschwunden. Dabei sollte er sich schonen, weil er doch Tbc hatte. Gesessen hat er wegen vieler Sachen, die Polizei wisse das ja sicher besser als sie, aber nie wegen der Sittlichkeit. Trotzdem, das wäre alles nicht passiert, wenn er anständig geheiratet oder zumindest eine ordentliche Freundin gehabt hätte, wofür es ja auch allmählich Zeit sei mit seinen fast 23 . Wieso er sich mit dem Jungen abgegeben habe, wisse sie auch nicht. Er hat dem Jung wohl etwas zu essen gemacht, der war ja auch so dünn. Aber dass er den Jungen getötet hat, das konnte sie nicht glauben.
    «Wirklich, glaube ich nicht.» Woher sollte sie wissen, wie der Leichnam da hingekommen sei. Sie hatte nichts bemerkt. Leider könne sie da nicht weiterhelfen. Sie schüttelte den Kopf, leider nein. Wir machen Schluss, entschieden die Beamten, für heute genug. Vielleicht haben wir noch ein andermal Fragen. Dann unterschrieb sie das Protokoll, stieg mit dem Kommissar das Treppenhaus hinab und ging zum Ausgang. Er hielt ihr die Tür auf, von draußen schlug die Sommerhitze herein. Die Tür ging wieder zu, er sah ihr nach. Er war erschöpft.
     
    Hinrich Fürstner war am 30 . März 1962 nach gut zwei Jahren Haftverbüßung aus dem Gefängnis entlassen worden. Er brachte seine Sachen nach Hause, ging in den Puff und verkehrte mit einer Dirne. Am Folgetag ging er auf die Kirmes. Er hatte ein schneeweißes Oberhemd an, das vorne weit offen stand, und Blue Jeans; es war ein heller Frühlingstag, und er war in Freiheit. Am Autoscooter bettelte ihn ein Junge an. Das war Peter Herzog, neun Jahre, Volksschüler. Peter bat um 20  Pfennig. Hinrich Fürstner gefiel der schlanke Junge, seine Bewegungen, seine nackten Beine mit den knabenhaften glatten Muskeln, sein offenes Gesicht, der schöne Mund mit den roten Lippen. Er gab ihm 50  Pfennig.
    Peter freute sich, strahlte ihn an, blieb bei ihm, sie kamen ins Gespräch. Über alles Mögliche, Fußball, Borussia, die Schule. Hinrich erzählte, dass er eigentlich aus Werl war; da wär nicht nur das Zuchthaus, das sei auch ein Wallfahrtsort, mit dem Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Werl, der Trösterin der Betrübten. Er fragte den Jungen aus, wie er es mit der Religion hielt, insbesondere der Beichte. Peter erzählte, dass die Eltern aus Schlesien kämen und er katholisch sei. Beichten tue er lieber bei dem Geistlichen, der zur Aushilfe gekommen sei. Dem Pfarrer mochte er seine Verfehlungen nicht sagen, weil der ihn ja kenne und auch seine Eltern. Das fand Fürstner gut.
    Er war mit dem Jungen fast bis ans Ende des Festplatzes gegangen und machte mit ihm jetzt eine «Charakterprobe», die hatte er sich ausgedacht. Hinrich gab Peter zwei Mark, er solle ihm Bratwurst und Bier holen. Kam der Junge zurück, war er zuverlässig, suchte er mit dem Geld das Weite, war sein Plan bei dem zu riskant. Peter brachte bald darauf die Wurst und das Bier im Pappbecher. Er hatte konzentriert darauf geachtet, nichts zu verschütten.
    «Komm, wir gehen wohin, wo wir in Ruhe picknicken können», sagte Fürstner. Schließlich setzte er sich auf der Rückseite der Schaugeschäfte mit dem Jungen auf die Deichsel eines Wohnwagens. Peter wollte sich neben ihn setzen, er nahm ihn auf den Schoß. Er streichelte ihn. Der Jung

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